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Wachsender Kostendruck: Wer soll das bezahlen?

Tina Heinz

Pandemie, Krieg und Energiekrise – die Nachrichten 2022 wurden von diesen Themen dominiert. Welche Folgen die Entwicklungen des vergangenen Jahres für die Wohnungswirtschaft haben und was er 2023 erwartet, schildert WOBAU-Geschäftsführer Peter Lackner im Gespräch mit Tina Heinz.
Foto: Rayk Weber

Herr Lackner, wie charakterisieren Sie 2022 aus Sicht der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg?

 

Kurz gesagt: als große Herausforderung.

 

Und in einer längeren Version – was hat Ihre Arbeit am stärksten beeinflusst?

 

Das Jahr 2022 war ein dynamisches Jahr mit großen Herausforderungen für die WOBAU. Durch den Ukraine-Konflikt stiegen die Flüchtlingszahlen im ersten Quartal sprunghaft an und die WOBAU hat kurzfristig ein Sanierungsprogramm für die Herrichtung von Leerwohnungen aufgelegt. Insgesamt könnten mehr als 700 Flüchtlinge zeitnah mit preiswertem Wohnraum versorgt werden. Mit dem Vermietungserfolg konnte die Leerstandquote der Wohnungsbaugesellschaft deutlich reduziert werden.

 

Dies waren jedoch nicht die einzigen Unwägbarkeiten …

 

Mit den stark steigenden Energiekosten Mitte des vergangenen Jahres kam eine ungeahnte hohe Kostenbelastung auf die Mieter und die Immobilienwirtschaft zu. Als Wohnungsunternehmen kauft man die Heizenergie von den Versorgungsunternehmen und rechnet die Heizkosten dann mit dem Mieter ab und trägt dadurch ein erhebliches Ausfall- und Zahlungsrisiko. Mit den durch die Regierung beschlossenen Entlastungspaketen wurde das Ausfallrisiko deutlich gesenkt. Die Abrechnung der Heiz- und Betriebskosten wird jedoch durch die unterjährige und rückwirkende Mehrwertsteueränderung deutlich erschwert. Des Weiteren sind durch die starken Energiepreisschwankungen nur schwerlich Prognosen abzugeben. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Heiz- und Betriebskosten sehr stark steigen werden. Für die Vermieter kommt im Jahr 2023 durch die Einführung der CO2-Abgabe eine zusätzliche Kostenbelastung hinzu.

 

Welche Schlüsse ziehen Sie aus diesen aktuellen Entwicklungen?

 

Das Baugeschehen gestaltet sich aufgrund von Lieferketten-Problemen und explodierenden Baupreisen als sehr schwierig. Trotz aller Schwierigkeiten konnten die meisten baulichen Maßnahmen erfolgreich abgeschlossen werden. Stark steigende Zinsen und Baukosten erschweren zusätzlich die Wirtschaftlichkeit insbesondere im Neubau. Für die Wohnungswirtschaft haben sich die Investitionsbedingungen in vielen Punkten – Zinsen, Baukosten, Energiepreise – deutlich verschlechtert, insofern wird das Bauvolumen in den nächsten Jahren nur auf geringerem Niveau weitergeführt. Denn wir können unsere Mieten nur in moderatem Maße anpassen. Würde es so weitergehen wie bisher, müssten wir nach aktuellen Kalkulationen bei künftigen Neubau-Projekten eine Miete von mindestens 20 Euro pro Quadratmeter verlangen. Wer soll das bezahlen?

 

Welche Vorhaben wird die WOBAU fernab des Baugeschehens in Angriff nehmen?

 

Für das kommende Jahr werden wir zur Umsetzung der gesetzlichen Auflagen und zur Steigerung der Effizienz in der Betriebskostenabrechnung unsere Digitalisierungsprozesse weiterentwickeln. Wir wollen unseren Mietern ein hohes Maß an digitaler Nutzung und Auskunft bieten. Hierfür werden wir eine moderne Mieter-App entwickeln und implementieren. Baulich werden wir uns auf die Sanierung unseres Bestandes, einschließlich der Verbesserung der Energieeffizienz konzentrieren. Neue Chance werden sich aus der Wohngeldnovelle sowie aus der Ansiedlung von Intel ergeben, insofern blicken wir trotz aller Schwere der derzeitigen Situation positiv in die Zukunft.

 

Welche Projekte wird die WOBAU noch umsetzen beziehungsweise zu Ende bringen?

 

Wir haben bereits vor geraumer Zeit begonnen, die Häuser der Beims-Siedlung nach und nach zu sanieren. Damit werden wir jetzt nicht aufhören. Auch unser Modellprojekt zur Errichtung energieautarker Reihenhäuser im Marderweg wird natürlich vollendet. Dort setzen wir auf Energieerzeugung durch eine Photovoltaikanlage und auf Warmwasserbereitung durch einen innovativen elektrischen Warmwasserboiler, der ebenfalls über Solarstrom betrieben wird. Das neue Sportzentrum in Nachbarschaft zum Fußballstadion, zur Getec-Arena, zur Leichtathletikhalle und zu den Sportschulen werden wir ebenfalls fertigstellen. Hinzu kommt ein Gebäude in der Walther-Rathenau-Straße, das nach Fertigstellung entweder als Wohnraum für Studenten oder für Bauarbeiter im Zuge der Intel-Ansiedlung genutzt werden kann. Ein weiteres wichtiges Projekt ist das Internationale Haus im Nordabschnitt des Breiten Wegs, das voraussichtlich 2025 vollendet werden soll.

 

Weshalb ist das zuletzt genannte Projekt aus Ihrer Sicht so wichtig?

 

Weil das Internationale Haus nicht nur für Arbeitsplätze sorgt, sondern auch Anlaufpunkt für Studenten und Fachkräfte aus dem Ausland sein wird. So trägt nicht nur dieses Gebäude, sondern alle Büroflächen, die vermietet werden können – und das wird durch den Bau des Intel-Werks nicht ausbleiben –, zu einer Belebung der Innenstadt bei. Und das ist für Magdeburg sehr wichtig.

 

 

Hintergrund


Das Internationale Haus im Breiten Weg 118 wird künftig neben dem BürgerBüro Mitte einen Teilbereich der Ausländerbehörde sowie einen Welcome-Service für internationale Studierende, Forschende und Fachkräfte unter einem Dach vereinen. Wer seinen Wohnsitz an- oder ummelden muss, wird dort ebenso an der richtigen Adresse sein wie Personen, die Pass-Angelegenheiten zu erledigen haben oder ein Auto anmelden wollen. Neben den Dienstleistungen des BürgerBüros Mitte kann der Service eines Teils der Abteilung Ausländerrecht / EU / Integration der Ausländerbehörde von Fachkräften aus dem Ausland in Anspruch genommen werden. Zudem soll – in Kooperation mit Netzwerkpartnern – für Personen aus dem Ausland, die in Magdeburg studieren oder arbeiten, im Internationalen Haus ein umfassendes Service- und Informationsangebot geschaffen werden. Errichtet wird das Gebäude von der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg im Nordabschnitt des Breiten Wegs, die Stadtverwaltung wird das Internationale Haus dann anmieten.

Seite 4-5, Kompakt Zeitung Nr. 225

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