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Zwischen Chaos und Wahnsinn

Tina Heinz

Das Stück „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“ feiert am 28. Januar am Puppentheater Magdeburg Premiere. Bei Atelierleiter Christopher Jörg Thomas laufen im Vorfeld die Fäden für das Stück zusammen.

Es bleibt nicht mehr viel Zeit, bis das Stück „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“ am Puppentheater Magdeburg Premiere feiert – die erste dieses Jahres, am 28. Januar. Doch es gibt noch einiges zu tun. „Das Nashorn ist beispielsweise noch nicht fertig“, sagt Christopher Jörg Thomas, der seit vergangenem Oktober die Atelierleitung innehat. Der 32-Jährige sagt das in einem Ton, der suggeriert: Kein Grund zur Panik, alles unter Kontrolle, es wird rechtzeitig fertig sein. Die Gelassenheit und Ruhe, die er ausstrahlt, können in diesem Job nur nützlich sein – vor allem, wenn eine Premiere bevorsteht.


„Das gehört zum Alltag“, sagt Christopher und lächelt. „Egal, wie gut alles geplant und organisiert wurde, am Ende bewegen wir uns wenige Tage vor einer Premiere irgendwo zwischen Chaos und Wahnsinn.“ Schuld daran seien Unvorhersehbarkeiten. Es komme immer wieder vor, dass Dinge, die für ein Stück im aktuellen Spielplan gebraucht werden, kaputt gehen und repariert werden müssen – schon kommen die Arbeiten am Nashorn zum Erliegen. Oder es gibt spontane Änderungen. So wurde kurz vor der Premiere für „Die goldene Gans“ entschieden, dass das Bühnenbild eine andere Farbe erhalten soll. Also musste alles komplett überarbeitet werden. „Das alles sind Ereignisse, die den Alltag durcheinanderbringen und weshalb man Aufgaben nicht so abarbeiten kann, wie ursprünglich geplant“, schildert der Atelierleiter.

 
„Hinzu kommt, dass wir viel tüfteln, Modelle bauen, Materialproben zur Verfügung stellen – wobei wir natürlich auf die Ressourcen und aufs Budget achten müssen. Und dieses Basteln und Werkeln nimmt viel Zeit in Anspruch.“ Auch dafür hat der 32-jährige Magdeburger, der seine Fachhochschulreife im Bereich Gestaltung machte und eine Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker absolvierte, ein aktuelles Beispiel. „Im Stück ‚Was das Nashorn sah …‘ soll es schneien. Da muss natürlich ausprobiert werden, welchen Schnee man verwenden kann – sollen es größere Flocken sein oder besser kleinkörniger, feiner Schnee? Wie lange soll es schneien und wie viel soll von oben herabrieseln? Womit verteilen wir den Schnee? Bis man alles ausprobiert hat und zu einem passenden Ergebnis kommt, vergeht einiges an Zeit.“


Doch genau diese Unwägbarkeiten sind es, die Christopher an seinem Beruf mag. Erste Erfahrungen in diesem Bereich sammelte er beim Praktikum und später bei seiner Ausbildung am Theater Magdeburg. „Dort habe ich die ganze Bandbreite des Theateralltags kennengelernt. Leider war nach dem Ende meiner Ausbildung keine Stelle frei, weshalb ich zunächst meinen Meister gemacht und als Ausbilder gearbeitet habe – zuletzt bei FAM, bis das Unternehmen Insolvenz beantragt hat und Stellen gestrichen wurden“, erzählt der 32-Jährige. Danach habe er sich erneut im Kulturbetrieb umgesehen und sich beim Puppentheater beworben, wo er nun seit Oktober 2022 als Atelierleiter tätig ist. Ein facettenreicher Job – schließlich muss er organisatorische Aufgaben wie die Materialbeschaffung und die Einteilung der Arbeitskräfte übernehmen, aber auch Absprachen mit den einzelnen Gewerken (Schneiderin, Plastiker, Maler) treffen und eben selbst kreativ tätig sein.


Egal, wie chaotisch und wahnsinnig die Tage vor der Premiere werden, auf das „Nashorn“ freut sich der Atelierleiter besonders. „Weil es das erste Stück ist, dass ich seit meinem Arbeitsbeginn am Puppentheater fast vollständig begleitet habe. Wobei das Wort ‚Freude‘ bei diesem Thema etwas unpassend erscheint.“ Denn das Puppentheater präsentiert bei seiner ersten Premiere 2023 keine leicht zu verdauende Kost – niedliche Tiere im Bergzoo auf der einen Seite, ein Konzentrationslager auf der anderen und mittendrin die Frage: „Wohin schaue ich, wenn auf der anderen Seite des Zauns grauenvolles Unrecht geschieht?“ Und das alles einfühlsam aufbereitet für Menschen ab 10 … 

Seite 12, Kompakt Zeitung Nr. 225

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