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„Was das Nashorn sah …“ – eine Empfehlung

Tina Heinz

Foto: Viktoria Kühne

Im Puppentheater Magdeburg feierte am Samstagabend, 28. Januar 2023, ein Stück Premiere, das für Menschen ab einem Alter von 10 Jahren angekündigt wurde. Das sollte jedoch Erwachsene nicht davon abschrecken, sich „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“ ebenfalls zu Gemüte zu führen. Ganz im Gegenteil. Das Stück, das sich der Frage „Wohin schaue ich, wenn auf der anderen Seite des Zauns grauenvolles Unrecht geschieht?“ widmet, ist zwar für Kinder aufbereitet, in seiner Umsetzung jedoch keinesfalls infantil.

 

Auf einfühlsame Weise wird unter der Regie Leonhard Schuberts die Geschichte eines Bären erzählt, der in Sibirien gejagt wird und schließlich in einem Zoo landet. Nicht irgendeinem Zoo, sondern im „Zoologischen Garten Buchenwald“, der 1938 erbaut wurde, um den Familien der SS-Angehörigen in ihrer Freizeit etwas Unterhaltung zu bieten. Von dort aus beobachtet das Tier den Alltag außerhalb seines Geheges und beginnt Fragen zu stellen, die nicht bei jedem „Mitbewohner“ auf Wohlwollen stoßen. Der stolze Bär – dargestellt als vorsichtiges, junges, beinahe kindlich wirkendes Tier, das seine Mutter und seine Schwester vermisst – erhält einige Antworten auf seine Fragen von einem vorlauten Murmeltiermädchen. Eher aus Versehen und ihrer Naivität geschuldet, plaudert die Kleine ihr Wissen über die Geschehnisse auf der anderen Seite des Zauns aus und bereitet dem Bären damit Kopfzerbrechen.

 

Linda Mattern, Freda Winter, Lennart Morgenstern und Kaspar Weith schaffen es mit ihrem Spiel, nicht nur die feinsinnigen Töne zu treffen, sondern kreieren durch ihre Mimik und das Gesagte auch etliche komische Momente. Diese wiederum verstärken die Tragik der Geschichte. Bestimmte Inhalte des Stücks lassen keinen Interpretationsspielraum – die Bewohner des Zoos, durch einen Zaun getrennt von der Außenwelt; die „Gestiefelten“ diese Außenwelt beherrschend, in ihren schönen Häusern; die „Gestreiften“ abgemagert, dem Tod näher als dem Leben, in ihren hässlichen Häusern in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wachtürmen und einem großen Schornstein, ebenfalls durch einen Zaun getrennt von der Außenwelt. Andere Details wiederum werden unterstrichen von Metaphern, wie etwa die Charakterisierung der Tiere als naiv oder feige, als Nutznießer oder Mitläufer. Und nur einer hat den Mut und schaut nicht weg.

 

Neben dem spielerischen Können der vier Darstellerinnen und Darsteller sowie den liebevoll gestalteten Puppen überzeugt „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“ mit einem simpel anmutenden Bühnenbild und schlichten Kostümen, die den Fokus nicht vom Wesentlichen – von der Handlung – ablenken. Wenn ein Stück es vermag, derart zu berühren, dann haben die Beteiligten – auf, hinter und neben der Bühne – alles richtig gemacht.

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