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Das Leben im Tanz

Birgit Ahlert

Der Roman „Lydia“ entstand vor 175 Jahren nach der Lebensgeschichte von Louise Aston, einer beeindruckenden Magdeburgerin. Am 11. Februar hat unter demselben Namen ein Ballett Premiere, das vom Choreographen Philippe Kratz auf die Bühne gebracht wird. Birgit Ahlert unterhielt sich mit ihm kurz vor seiner Premiere an der Mailänder Scala.

Kompakt: Herr Kratz, wie geht es Ihnen in Mailand? Magdeburgs Ballettdirektor ist bereits vorab voll des Lobes.


Philippe Kratz:
Es ist wunderbar, in Italien zu arbeiten. Wir hatten einen sehr schönen Probenprozess und ich bin sehr gespannt auf die Premiere. Die Generalprobe ist bereits erfolgreich gewesen. Nun hoffen wir natürlich, dass die Premiere ebenfalls erfolgreich wird.

 

Es ist ein Glück für Magdeburg, dass Sie nach dem berühmten „Teatro alla Scala“ nun auch ans Magdeburger Theater kommen …


Die Freude ist ganz meinerseits. Es ist für mich eine Ehre, dass Jörg Mannes mich in seiner ersten Spielzeit für ein Ballett nach Magdeburg eingeladen hat. Die erste Spielzeit ist immer etwas Besonderes. Wenn ein neuer Ballettdirektor sich dem Publikum präsentiert, stellt sich ja immer die Frage, wie es darauf reagiert. Dass er in dieser Situation auf mich setzt und den zeitgenössischen Tanz, freut mich sehr. Und ich bin dankbar, dass ich ein so langes Stück auf die Bühne bringen darf – mit 36 Minuten das bisher längste für mich in Deutschland.

 

In Mailand geht es um ägyptische Mythologie, für Magdeburg haben Sie etwas sehr Konkretes ausgewählt: Das Leben von Louise Aston. Wie sind Sie darauf gekommen?


Meine Mutter hat mir als Kind Poesie vermittelt und stand für feministische Prägung. Wir hörten damals unter anderem eine Kassette mit Aufnahmen von Lutz Görner und Katja Ebstein mit Rezitationen von Lyrikerinnen. Darunter war ein Gedicht von Louise Aston. Sie war nicht nur für ihre Lyrik bekannt, sondern hat ebenso ein starkes Frauenbild vermittelt. Eine beeindruckende Persönlichkeit mit einem beeindruckenden Leben. Als ich nun die Anfrage aus Magdeburg bekam, habe ich mich mit der Stadt beschäftigt und mir fiel diese Frau wieder ein. Starke Frauen haben mich schon immer interessiert. Gemeinsam mit Dramaturgin Sarah Ströbele haben wir dann die Struktur des Stückes erarbeitet.

 

Sie entwickeln Inszenierungen mit den Tanzenden gemeinsam. Wie lief das in Magdeburg?


Wir haben sehr gut miteinander gearbeitet. Meine Tanzsprache ist sehr persönlich und braucht Zeit, um intensiv an der Bewegungsqualität zu arbeiten. Das Schöne ist der Austausch zwischen Tanzenden und Choreographen. Es ist inspirierend auf beiden Seiten. Jeder bringt seine Erfahrungen mit ein. Wenn Offenheit und Neugier aufeinandertreffen, lässt das wachsen und es entsteht etwas Besonderes.

 

Wie haben Sie sich dem Thema genähert, worauf legen Sie Ihren Schwerpunkt?


Es ist kein narratives Stück. Vielmehr haben mich die Machtstrukturen jener Zeit interessiert, nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern in einem bestimmten Raum. Diesen Raum gibt uns das Bühnenbild vor. Es geht darum, die Strukturen zu verstehen und daraus auszubrechen. Wie es Louise Aston damals tat. Zum einen gab es den Bruch in der Gesellschaft, zum anderen in ihrem Leben. Sie war eine spektakuläre Persönlichkeit, die sogar von den Feministinnen abgelehnt wurde, als zu feministisch. Sie war ihrer Zeit weit voraus und Vordenkerin eines neuen Frauenbildes. Dabei blieb sie unerschütterlich. Oder wie sie selbst schrieb, mit „freiem Leben, freiem Lieben, bin ich immer treu geblieben“.

 

Sie sagen: kein narratives Stück. Es wird also keine Geschichte im Ablauf erzählt …


Nein. Es kommen allerdings zwei starke Frauen vor, sehr prominent, am Anfang und am Ende des Stückes. Dazwischen geht es um die Ideen der Louise Aston, um ihre Stärke und Intelligenz. Wir wollen von ihrer Persönlichkeit erzählen, ihrem Leben ohne Angst und Scheu. Dabei geht es uns um Körpersprache, um Gesten, die Gestaltung des Raumes und der Zeit. Wie langsam, wie schnell, wie hart, wie weich kann ich sein? Wie weit kann ich mich bewegen? Dabei wollen wir Emotionen erzeugen. Es gibt ein schönes Zitat von der Tanzexpertin und Choreographin Pina Bausch: „Es geht nicht nur darum, wie wir Leute bewegen, sondern was sie bewegen“. Ich hoffe, das Magdeburger Publikum wird bewegt sein von unserem Ballett.

Seite 30, Kompakt Zeitung Nr. 226

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