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Frauen unter der Schere

Lars Johansen

Frauen zahlen bei mir ja immer etwas mehr. Das ist nun mal so, weil es so ist. Da geht es nicht um die Haarlänge, da geht es um das Prinzip. Für den Mann ist der Friseurbesuch eine Strafe, für Frauen eine Belohnung. Das ändert sich zwar seit ein paar Jahren immer mehr, aber nun mal ehrlich: Männer, die gerne beim Friseur aufschlagen, die haben doch ein Problem, oder? Ich habe da überhaupt keine Vorurteile, schließlich lebe ich auch von den Männern, die sich von mir frisieren lassen, aber wenn die das mögen, dann stimmt da was nicht. Ich gehe doch auch nicht freiwillig, sondern nur, wenn ich muss, weil ich sonst so schlimm aussehe, dass sich keiner von mir die Haare schneiden lassen will.


Es ist also bei mir berufsbedingt. Das ist, wie wenn so eine dürre Hungerharke als Koch arbeitet. In dessen Restaurant würde ich doch auch nicht essen wollen, weil es garantiert unglaublich gesund ist und man nur ganz kleine Portionen bekommt. Also quasi die F.D.P., diese halbe Portion unter den Parteien. Ich würde nie freiwillig den Lindner wählen, denn der sieht so aus, als hätte er zu lange an der Selbstbedienungstheke gestanden und da bleibt für uns nichts übrig.


Aber ich war ja bei den Frauen. Die zahlen mehr, weil sie dafür auch weniger verdienen. Übersetzt heißt das Gender Pay Gap. Und im Osten verdient man ja noch schlechter als im Westen. Also eine Frau im Osten sollte am besten das Geschlecht und den Wohnort wechseln, wenn sie mehr verdienen möchte. Sonst hilft da nichts.


Neulich hatte mir einer meiner Mitarbeiter anvertraut, dass er sich eigentlich als Frau fühlt und Angleichungen vornehmen lassen möchte. Ich hab den angesehen und gefragt, ob er das ernst meint. Er sagte dann, ich hätte da wohl ein Problem. Nee, hab ich gesagt, im Gegenteil, ich finde das sogar ausgesprochen gut. Wenn du eine Frau bist, dann kann ich dir weniger Geld zahlen. Umgekehrt wäre es für mich blöd. Jede Frau, die ein Mann werden will, bekommt nämlich mehr Geld. Jetzt will er Mann bleiben. Schade, da hätte ich wunderbar sparen können und sein Haarschnitt bei mir wäre trotz Mitarbeiterrabatt obendrein teurer für ihn geworden. Vielleicht kündige ich ihm einfach und ersetze ihn durch eine Frau. In diesem Sinne, die Nächste bitte.


In diesem Sinne: Der Nächste bitte.

Seite 11, Kompakt Zeitung Nr. 228

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