Suche

Tickethotline 0391 79294310

KM_LOGO_rb_100px

Literatin zwischen Geschichte und Amerika

Birgit Ahlert

Mit gerade 18 Jahren hat Anne Pötzsch bereits eine beeindruckende Schreibkarriere aufzuweisen.
Bereits in der Grundschule schrieb die gebürtige Magdeburgerin Kurzgeschichten, gründete am Gymnasium den „BGW Express“, der mit der „Goldenen Feder“ als beste Schülerzeitung ausgezeichnet wurde – und Anne Pötzsch im Folgejahr als Beste Nachwuchsjournalistin in Sachsen-Anhalt. 2021 veröffentlichte sie mit „Die außergewöhnliche Reise eines gewöhnlichen Helden“ ihren Debüt-Roman. Jetzt gibt es bereits einen weiteren: „Lauf kleiner Löwe“. Anders als es der Titel vermuten lässt, geht es darin um die Geschichte zweier Jungen, ihre toxische Liebe zueinander im Land DDR 1989, zwischen Aufstand gegen den Staat und dem Leben einer fast vergessenen Vergangenheit. Birgit Ahlert unterhielt sich darüber mit der jungen Literatin.

Kompakt: Es ist eine ungewöhnliche Geschichte im doppelten Sinn – geschrieben von einer Frau und über eine Zeit, die sie nicht selbst erlebt hat. Wie haben Sie sich des Themas genähert? Standen die Protagonisten von vornherein fest?


Anne Pötzsch: Zunächst hatte ich die Hauptfiguren im Kopf und dann verschiedene Möglichkeiten überlegt, wie die beiden interagieren könnten. Was passiert, wenn man sie aufeinander loslässt? Dann ist die Geschichte nach und nach entstanden. Das Ergebnis hat mich am Ende selbst etwas erstaunt. Die Figuren haben ihr Eigenleben entwickelt, so dass ich letztlich einige Passagen vom Anfang noch einmal überarbeiten musste, weil sie sonst nicht mehr zur Gesamtgeschichte gepasst haben.


Haben Sie sich inspirieren lassen von Menschen aus dem Bekannten- oder Freundeskreis?


Vielleicht ist nicht alles nur der Fantasie entsprungen, aber es gibt keinen Bezug zu Menschen, die ich kenne. Inspiration gibt es natürlich in der Umgebung und in Medien. Das sind aber eher kleine Dinge, die ich interessant finde. Ich nehme alles in mich auf, was ich sehe und erlebe.


Angesiedelt ist die Handlung im Jahr 1989, mit sämtlichen Irrungen und Wirrungen dieser Zeit …


Für diese Zeit interessiere ich mich schon lange.  Ich habe viele Bücher über die Zeit gelesen, im Internet recherchiert, viele Zeitzeugen befragt. Das war sehr interessant und hat mir Spaß gemacht. 

 

Im Internet wurde kontrovers reagiert auf Ihr Buch. Hat Sie das erstaunt oder gar getroffen?


Weder noch. Ich hatte sowohl wegen des Themas als auch wegen der Zeit, die ich gewählt habe, damit gerechnet. Aber wenn jemand meint, ich solle nicht über eine Zeit schreiben, die ich nicht selbst erlebt habe, kann ich nur antworten:  Dann dürften keine historischen Romane geschrieben werden, von Menschen, die damals nicht gelebt haben. Ich weiß, dass ich gute Quellen hatte, und die haben mir gesagt, wenn etwas nicht gestimmt hat. Eigentlich finde ich es sogar gut, dass über das Buch geredet wird. Das ist besser, als wenn es verschwiegen wird.


Ein Buch über 560 Seiten zu schreiben, während der Abiturzeit, wie haben Sie das geschafft? Ist Schreiben das einzige Hobby?


Nicht nur, ich male auch sehr gern und habe Freunde. Aber ich verwende bewusst Zeit fürs Schreiben und hatte mir ein tägliches Pensum von 500 Wörtern vorgenommen. Während der Schulzeit ging das besser als jetzt beim Studium.


Seit August studieren Sie in Amerika am College der unterschiedlichen Künste, haben sogar ein Stipendium bekommen. Wie geht es Ihnen dort?


Mit gefällt es sehr gut, aber es war natürlich eine Umstellung. Es gibt einige kulturelle Unterschiede. Beim Essen, im Benehmen, wie man sich unterhält – daran musste ich mich gewöhnen. Aber beim Studium kann man sich in allem ausprobieren, Kurse in den verschiedenen Gebieten belegen. Ich interessiere mich vor allem fürs Sprachliche, also Literatur, habe Linguistik und Anthropologie belegt. Ich kann zwar gut in Englisch schreiben, aber durch die Grammatik entstehen viele Unterschiede im Schreibstil. 


Gibt es also ein neues, englisches Projekt?


Ich habe mehrere Dinge im Kopf, muss auch fürs Studium viel schreiben, weiß aber nicht, ob etwas Großes dabei ist. Ich werde definitiv weiter schreiben und sehen, wohin mich das bringt.

Seite 14, Kompakt Zeitung Nr. 228

Schlagzeilen

Aktuelle Ausgabe

Edit Template

Über uns

KOMPAKT MEDIA als Printmedium mit über 30.000 Exemplaren sowie Magazinen, Büchern, Kalendern, Online-Seiten und Social Media. Monatlich erreichen wir mit unseren verbreiteten Inhalten in den zweimal pro Monat erscheinenden Zeitungen sowie mit der Reichweite unserer Internet-Kanäle mehr als 420.000 Nutzer.