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Den Konventionen zum Trotz

Birgit Ahlert

Der Name Aston ist in Magdeburg kein unbekannter. Eine Straße in Magdeburgs Süden trägt diesen Namen – allerdings nicht in Erinnerung an den Fabrikanten, sondern zu Ehren seiner Frau Louise. Eine ungewöhnliche Person, die ihrer Zeit weit voraus war und durch ihr unkonventionelles Leben für Aufsehen sorgte. Eine Vorreiterin des Feminismus, die sogar den damaligen Feministinnen zu radikal in Ansicht und Benehmen war.

 
Geboren 1814 in Gröningen bei Halberstadt wurde die Pfarrerstochter 17-jährig mit dem Magdeburger Fabrikanten Samuel Aston verheiratet. 1844 lässt sie sich jedoch scheiden, bekommt das Sorgerecht für ihre Tochter Jenny Louise und eine kleine Rente zugesprochen. Sie findet in Berlin eine neue Heimat, schreibt teils sehr erotische Gedichte und veröffentlicht ein Buch über Geschlechtergerechtigkeit. Ihre literarischen Arbeiten und ihre insgesamt ungewöhnliche Lebensweise schockieren in dieser Epoche und widersprechen den allgemein üblichen Konventionen. Auch in Magdeburg und Gröningen, wo sie zwischenzeitlich lebte, sorgte sie mit ihrer Lebensweise für Skandale. Sie trägt Männerkleidung und raucht auf der Straße – ein Affront! Als sie sich dann auch noch gegen jede Form organisierter Religiosität äußert, wird sie zunächst von der Polizei bespitzelt und 1846 als „staatsgefährliche Person“ aus Berlin ausgewiesen. Sie engagierte sich für Presse- und Meinungsfreiheit, die Abschaffung der Privilegien für Kirche und Adel, soziale Gerechtigkeit. Sie wagt sich nicht nur mit Worten an die vorderste Front, sondern nimmt als Krankenschwester am Verteidigungskrieg Schleswig-Holsteins teil. Später kehrt sie nach Berlin zurück, gibt die politische Zeitschrift „Freischärler“ heraus – und wird erneut aus der Stadt ausgewiesen. Sie zieht weiter nach München, Breslau, Zürich, Paris. 1871 kehrt sie nach Deutschland zurück, wo sie 57-jährig verstirbt. Erst lange Zeit später wurde das Wirken der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin gewürdigt. Zu ihren Ehren erhielt 1992 die Straße in Magdeburg ihren Namen.


Ganz aktuell: In Magdeburg wurde das Leben der Louise Aston Thema für das Ballett „Lydia“, benannt nach dem Buch, das sie autobiografisch geschrieben hat und das 1848 in Magdeburg veröffentlicht wurde. Das moderne Tanzstück in einer Choreografie von Philippe Kratz bringt beeindruckend die Kraft, Persönlichkeit, innere wie äußere Kämpfe und die Stärke dieser Frau auf die Bühne.

 
Außerdem ist das Leben und Wirken der Louise Aston Teil der Ausstellung „Aus dem Rahmen gefallen“, die derzeit im Magdeburger Literaturhaus zu sehen ist. Bis zum 6. April macht die Exposition anhand von 13 individuellen Frauenbiografien sichtbar, dass das Leben in Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich ist, sondern erarbeitet werden muss. 

 
Das Bild zeigt Louise Aston in jungen Jahren auf einem Stich von Auguste Hüssener/1851.

Seite 15, Kompakt Zeitung Nr. 228

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