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Ein Spielplatz aus „Müll”

Tina Heinz

Die Spielgeräte aus Recycling-Kunststoff stehen, am Umfeld wird noch gearbeitet – Ende März soll der Wobau-Spielplatz dann fertig sein. Foto: Peter Gercke

Ob Joghurtbecher, Wurstverpackungen, Behälter für Butter oder anderer Verpackungsabfall aus der Wertstofftonne – all diesen Materialien kann ein zweites „Leben“ eingehaucht werden. Beispielsweise in Form eines Spielplatzes. Ja, Sie haben richtig gelesen … ein Spielplatz aus Müll. Die Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg lässt derzeit einen solchen Spielplatz im Stadtteil Hopfengarten errichten. Auf 400 Quadratmetern sollen Joghurtbecher und Co. ein neues Zuhause als Kletterturm mit Rutsche, Balancierbalken und Doppelschaukel finden. Die Spielgeräte sind bereits aufgestellt, die Wegeverbindungen müssen noch errichtet werden, sodass Kerstin Willenius, Leiterin der Wobau-Geschäftsstelle Süd, mit einer Fertigstellung Ende März rechnet. „Der Zeitpunkt passt wunderbar zum Frühlingsbeginn. Wenn die Temperaturen etwas höher sind, das Wetter noch ein bisschen besser ist, möchten wir die Menschen hier im Quartier zu einer kleinen Einweihungsfeier einladen und ihnen die Hintergründe zum Spielplatz auch etwas näherbringen.“


Ermöglicht wird der nachhaltige Spielplatz von der Firma Westfalia, mit Sitz in Nordrhein-Westfalen, die bereits seit 2004 Kinderspielgeräte zu 80 Prozent aus Recycling-Kunststoff herstellt. Dafür werden Kunststoffabfälle aus privaten Haushalten und Büros sowie aus der Industrie genutzt, die in der Aufbereitung vorsortiert, gereinigt und schließlich zu Granulat verarbeitet werden, um daraus Komponenten für die Spielgeräte herzustellen. So wird beispielsweise recycelter Verpackungsabfall aus der Wertstofftonne zu Palisaden und Profilen als Grundgerüst für Spielgeräte umgewidmet. Der recycelte Kunststoff aus der Industrie wiederum ist für tragende Teile geeignet und kommt bei Bodenplatten, Kletterwänden, Rutschenwangen und Wasserspielanlagen zum Einsatz.

 
„Dass wir einen solchen Spielplatz aus recycelten Kunststoffen errichten, ist ein Pilotprojekt. Aber ich kann mir vorstellen, dass wir in Zukunft häufiger darauf zurückgreifen werden. Sollten beispielsweise alte Spielgeräte ausgetauscht werden müssen, ist es sinnvoller neue aus Recycling-Kunststoff anzuschaffen“, meint Kerstin Willenius. „Nicht nur, weil Dinge, die sonst im Müll landen, ein zweites Leben erhalten, sondern auch witterungsbeständiger und wartungsärmer sind als beispielsweise Spielgeräte aus Holz.“ Zudem seien die Bestandteile für Schaukel, Kletterturm, Rutsche und Co. stabil und belastbar, zugleich aber auch biegsam und flexibel. „Wichtig war uns außerdem, dass all die Materialien, die zum Einsatz kommen, für die Gesundheit unbedenklich sind. So kann beispielsweise – im Gegensatz zu Holz – auf Lacke und Farben verzichtet werden“, ergänzt die Leiterin der Geschäftsstelle Süd. 15 Jahre Garantie gibt es zudem auf die Spielgeräte – schließlich altern Kunststoffe grundsätzlich langsamer als manch andere Materialien.


Zum Spielplatz gehören natürlich auch Sitzbänke und Abfallbehälter. Verzichtet wird allerdings auf Sand. „Da ist der Reinigungsaufwand recht groß. Zudem animiert Sand Tiere wie beispielsweise Katzen, ihr Geschäft dort zu verrichten“, so Kerstin Willenius. Stattdessen werden Fallschutzmatten verlegt – der Boden wird dabei nicht versiegelt und Gras kann auch durch die Matten wachsen. Dass bei aller Nachhaltigkeit auch darauf geachtet wurde, für Kinder sinnvolle Spielgeräte anzuschaffen, versteht sich von selbst. „Der Spielplatz, der übrigens für Kinder ab 4 Jahren geeignet ist, soll natürlich auch schön aussehen und zum Spielen einladen. Um nicht nur die Erwachsenen entscheiden zu lassen, haben wir den Katalog mit den Geräten an Kollegen verteilt, die Kinder im entsprechenden Alter haben. So konnten auch die Kleineren ihre Meinung einbringen“, erzählt Kerstin Willenius. 

 
Dass der Spielplatz aus recycelten Kunststoffen im Hopfengarten errichtet wird, kommt nicht von ungefähr. Das nachhaltige Vorhaben reiht sich ein in das Modellprojekt „Energieautarke Reihenhäuser Marderweg“. „Die Lindenhofsiedlung bietet mit Kitas und Schulen in der Nähe eine ideale Umgebung für junge Familien“, so die Leiterin der Geschäftsstelle Süd. „Da sollte natürlich auch ein Spielplatz nicht fehlen. Zudem spielt das Thema Nachhaltigkeit in diesem durch den Siedlungscharakter geprägten und von großzügigen Grünflächen durchzogenen Stadtteil eine große Rolle.“ Im Rahmen des Modellprojektes entstehen acht energieautarke Reihenhäuser mit einer Wohnfläche von jeweils 130 Quadratmetern. Auf den Pultdächern wurden Photovoltaikanlagen zur Energieerzeugung installiert, die unter anderem auch der Warmwasserbereitung mittels elektrischer Boiler dient. Überschüsse aus der Eigenstromproduktion der Photovoltaikanlagen werden in einem gebäudeeigenen Akkuspeicher gespeichert oder für die Elektromobilität bereitgestellt. Eine wartungsarme Infrarotheizung ergänzt das Konzept. „Ich denke, mit all diesen Komponenten – von Wohnraum bis Spielplatz – sind wir auf einem guten Weg“, sagt Kerstin Willenius abschließend.

Seite 11, Kompakt Zeitung Nr. 229

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