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Römers Reich: Benachteiligtenförderung

Axel Römer

Es gibt in vielen Bereichen der Gesellschaft Gerechtigkeitsdefizite. Um den Internationalen Frauentag herum ging vielfach die Kritikkeule auf die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen nieder. Verstehen Sie mich nicht falsch, liebe Leserinnen, zum Himmel schreiende Unterschiede gehören auf jeden Fall an den Pranger. Doch muss man wissen, dass in die Berechnung des sogenannten „Gender Pay Gap“ nur bestimmte Merkmale und Werte herangezogen werden. So bleiben beispielsweise die Einkommen des Öffentlichen Dienstes komplett außen vor. Auch Kleinstbetriebe, die unter zehn Beschäftigte haben, werden nicht berücksichtigt. Das machen jedoch in Deutschland rund 5,3 Millionen Arbeitnehmer aus. Fischerei-Unternehmen, solche in der Land- und Forstwirtschaft fehlen ebenfalls in der Berechnung. Dort arbeiten jedoch häufig Männer in teilweise schlecht bezahlten Berufen.

 
Egal, wer nun an welcher Stelle die Nase vorn hat, wenn Frauen das benachteiligte Geschlecht sind, ist es die amtierende Bundesregierung, die für sich verschärfende Zustände sorgt. Im Selbstverständnis erklärt die Ampel zwar permanent, für benachteiligte Minderheiten und für Frauen für mehr Gerechtigkeit zu sorgen, die Realität bringt jedoch manch andere Ergebnisse hervor. So geben inzwischen 53 Prozent der Frauen an, dass sich ihre finanzielle Situation durch gestiegene Energiepreise und Inflationseffekte verschlechtert hätte. Bei den Männern sind es dagegen nur 39 Prozent. Von den energiepolitischen Entscheidungen, mit denen mehr positive ökologische Effekte erzeugt werden sollen, sind also vorrangig Frauen negativ betroffen.


Apropos Lohnlücke: Wissen Sie, dass die statistische Einkommensdifferenz zwischen West und Ost bald 33 Jahre nach der Deutschen Einheit noch rund 20 Prozent betragen soll. Bei der Preisexplosion seit dem vergangenen Jahr sind also ostdeutsche Frauen noch einmal mehr zusätzlich finanziell beeinträchtigt. Ich kann innerhalb der Politik keine Forderungen oder Aktivitäten erkennen, die hier für einen Ausgleich eintreten würden. Trotz Verbreitung von gendersensibler Sprache wirkt sich dies unter der aktuellen Entwicklung überhaupt nicht positiv für das weibliche Geschlecht aus. Das ist natürlich auch Kokolores. Der Ausdruck von Machtverhältnissen in der Sprache – so wird es jedenfalls vielfach erzählt – kann unter seinen Veränderungen offenbar nicht für positive ökonomische Effekte sorgen. Der nun vielerorts verbreitete Einzug von feministischer Politik hat die Teilhabe von Frauen in der Gesellschaftlich eher geschwächt als gestärkt. Ich nenne das Benachteiligtenförderung. Verkündigungen von oben sind halt noch lange kein wirksamer Effekt für unten. Die rechtlichen Regelungen, die heute unter dem Aspekt des Klimaschutzes im Bundestag verabschiedet werden, sind wahrscheinlich eher dazu geeignet, soziale Ungleichheit zu fördern als sie zu überwinden. Die schwindende Minderheit an Ossis hat noch eine Vorstellung davon, dass eine Proklamation einer gerechteren Gesellschaft noch lange keine schafft. Hauptsache man glaubt daran.

Seite 3, Kompakt Zeitung Nr. 229

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