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Meter 48: Der Dom und Friedrich Wilhelm III.

Michael Ronshausen

Der preußische König Friedrich Wilhelm III.

Den Magdeburger Dom mit Otto dem Großen, jenem bedeutenden Herrscher des deutschen Mittelalters, in Verbindung zu bringen, ist eine leichte Aufgabe. Zwar ist Ottos Kaiserdom seit über 800 Jahren Geschichte, doch bis heute ist sein Nachfolgebau mehr als nur ein Sinnbild für die Bedeutung der Stadt und ein Markenzeichen für die Region. Tatsächlich gab es jedoch vor knapp 200 Jahren einen anderen Herrscher, dem wir die bewahrte Existenz des Doms zu verdanken haben. Die Rede ist vom preußischen König Friedrich Wilhelm dem Dritten, dem vom ebenfalls preußischen Baumeister Karl-Friedrich Schinkel empfohlen worden war, den heruntergekommenen Dom abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Der König entschied sich anders.


Der Magdeburger Dom sah sich in der Mitte des 16. Jahrhunderts einem prägenden Problem ausgesetzt. Nach einer Gesamtbauzeit von mehr als 300 Jahren war der Dom 1520 endlich fertiggestellt. Schon vier Jahre später predigte Martin Luther in der Johanniskirche und trieb die Reformation voran. Magdeburg wurde zum Zentrum der Erneuerung. Auch wenn sich der katholische Ritus noch eine Weile im Dom bewahren konnte, war seine Zeit bald abgelaufen. Der Dom wurde für rund 20 Jahre geschlossen, verlor seine Stellung als erzbischöfliche Kathedrale und wurde – wie vorerst alle Magdeburger Kirchen – evangelisch. Damit entstand das Problem, dass sich seitdem niemand angemessen um den Riesenbau kümmern wollte, obwohl die Mittel dafür vorhanden gewesen wären. 


Der Dom verfiel und befand sich vermutlich bereits im 18. Jahrhundert baulich in einem bedenklichen Zustand. Viele Elemente des steinernen Schmuckwerks waren gelockert oder sogar durch Absturz verloren gegangen – und zweifellos war es gefährlich geworden, sich unmittelbar neben dem Dom aufzuhalten. Hinzu kam Anfang des 19. Jahrhunderts die Zweckentfremdung des Doms als Militärwarenlager für die napoleonisch-französische Armee. Ob man den Dom in den 1820er Jahren als Ruine beschreiben kann, mag dahingestellt bleiben; Tatsache ist, dass die Kirche keinesfalls der Prunkbau war, als der er einst errichtet wurde. Die Idee, den Dom durch einen Neubau zu ersetzen, war somit nachvollziehbar. 


Tatsächlich wissen wir heute nicht genau, welche Beweggründe König Friedrich Wilhelm 1825 getrieben haben, den Dom zu retten. Es kann die Liebe zur historischen, sprich gotischen Architektur gewesen sein. Möglicherweise war es eine finanzielle Frage. Bekannt ist jedoch, dass sich der König in den acht Jahren der „Großen Domreparatur“ zwischen 1826 und 1834 regelmäßig über den Fortgang der Bauarbeiten und Restaurierungen unterrichten ließ. Mit mehreren großformatigen Gemälden ließ Friedrich Wilhelm sowohl den Ist- wie auch den Sollzustand durch den Maler Carl Hasenpflug dokumentieren. Bekannt ist auch, dass etliche der geplanten Arbeiten nicht stattfanden und man sich am Ende auf die notwendigsten Instandsetzungen beschränkte. Die Domreparatur blieb ein teures Unterfangen und dürfte nach heutigem Wert zwischen 70 und 80 Millionen Euro gekostet haben. Im Ergebnis sah der Dom nach Ende der Arbeiten fast wie neu aus – mit der Folge, dem Sandsteinriesen künftig mehr Zuwendung zukommen zu lassen.


Abschließend muss konstatiert werden, dass es Friedrich Wilhelm III. war, der den Dom mit seiner Entscheidung vor dem Untergang bewahrte. Dass es ihm damit ernst war, kann man auch daran erkennen, dass für das Projekt nicht nur staatliche Gelder flossen, sondern dass sich der König auch mit seinem Privatvermögen an der Domrettung beteiligt hat. Als Friedrich Wilhelm 1840 mit 69 Jahren starb, beerbte ihn sein gleichnamiger Sohn (mit der IV im Namen). Diesem gelang es ab 1842, eine weitere mittelalterliche Großkathedrale zu retten, beziehungsweise nach mehr als drei Jahrhunderten der Bauunterbrechung zu vollenden: den Kölner Dom. Ob er sich dabei seinen Vater zum Vorbild genommen hatte, kann man heute nur vermuten.

Seite 12, Kompakt Zeitung Nr. 230

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