Klimakirche oder Energie-Dealer?

Gerald Wolf und Thomas Wischnewski

Die Debatte um den Klimawandel hat das Klima in der Gesellschaft aufgeheizt. Niemand schaut auf die Glaubensgrundsätze zur Energie.

Kirchen sind beeindruckende Bauwerke. Selbst Atheisten zwingen sie Ehrfurcht ab. Bei manchen mag die Frage nach dem Primat aufkommen, wie man sie von der Philosophie her kennt: Was war zuerst, die Materie oder der Geist? Gott zum Beispiel. Irgendwie hat jeder seinen Glauben, manch einer den an Gott oder sonst wo in der Welt an irgendwelche anderen Götter, an vermeintlich bedeutsame Zufälle, an stellare Konstellationen, an die Macht von Hufeisen oder die der Unglückszahl 13. Und warum nicht auch an eine Klimaschutz-Kirche? Doch es irrt der Mensch, solange er glaubt. 


Jüngstes Beispiel, die Corona-Pandemie. Die ganze Welt glaubte zu wissen, dass es gegen das Corona-Virus nur eine halbwegs sichere Möglichkeit gibt: sich impfen zu lassen und Maske zu tragen. Auch solche, die bislang peinlichst darauf bedacht waren, gentechnisch veränderte Nahrungsmittel zu meiden, ließen sich bereitwillig Genmaterial in den Muskel spritzen. Und wurden dadurch selbst zu einem GVO, zu einem gentechnisch veränderten Organismus. Doch meinten die Geimpften nun, wenn die ganze Welt davon überzeugt ist, sich auf diese Weise wirksam vor dem Virus zu schützen, könne es ja nicht falsch sein. Der Impfeifer trug oft religiöse Züge, nämlich dann, wenn weder über Molekulargenetik, über Virologie und Zellbiologie gar kein Wissen vorhanden war. Glaube bestärkt eben, so wie die Gentechnik abgelehnt wurde. Wie ist das nun mit dem sogenannten aktivistisch anmutenden Klimaschutz über den Klimawandel, dessen Komplexität und Einflussfaktoren nach wie vor nicht endgültig verstanden werden. Zum Beispiel der Einfluss wechselnder Sonnenaktivität. Was wir politisch erleben, ist religiös anmutende Einhelligkeit.

 

Quasi-religiöses Gewissen

 

Werden für Prediger und deren Überzeugungen Institutionen errichtet, erhält jeder Glaube Gewicht. Der Jesus-Glaube mag als Beispiel dienen. Zu Jesus‘ Zeit herrschten die Römer in Palästina. Gewissenhaft wurde von ihnen selbst über Kleinigkeiten Buch geführt, doch von Jesus keine Spur. Nicht einmal von seiner Kreuzigung. Aber auch dann, wenn Jesus keine historische Person gewesen sein sollte, ist seine Wirkung gewaltig. Sie erstreckt sich über zwei Jahrtausende hin und übertrifft die von jedem noch so hochgepriesenen realen Menschen um ein Vieles. Dennoch, die Geschichtsbücher sind voller Namen von Menschen, die durch Glorifizierung zu Haltestangen wurden. Und das nicht selten mit quasi-religiösem Gewissheitsanspruch.


Darunter finden sich auch solche von der übelsten Sorte: Stalin, Mao, Pol Pot und, ganz oben rangierend, Hitler. Tempel wurden ihnen errichtet, Kirchen gleichkommend. Sogar Wissenschaftler gehörten zu den Sakrosankten. Einer der Unrühmlichsten war Trofim Denissowitsch Lyssenko, ein sowjetischer Biologe der Stalinzeit. Er meinte, nicht die Gene bestimmten die Eigenschaften der Lebewesen, sondern allein die Umwelt. In der Landwirtschaft führten seine „Theorien“ zu katastrophalen Ernten. Weil indoktrinär, fasste der Lyssenkoismus auch in der Wissenschaft Fuß, so in der DDR. Noch heute liebäugeln manche unter Abkehr von der anstrengend sachlichen Genetik mit Lyssenkos Ideen. Insbesondere unter bildungsabholden Jugendlichen.
Die Erfahrungen mit der Vergottung einzelner Personen sind oft so schlimm, dass sich neuartige Religionen weit eher um Ideen ranken. Um Not und Nöte und um Fördernotwendigkeiten geht es dabei, um Bildungsförderung, um Flüchtlingshilfe, um Artenschutz, um … − einen lehrreichen Einblick bietet das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) mit einer riesigen Liste an Spenden-Siegel-Organisationen (www.dzi.de/spendenberatung/spenden-siegel/liste-aller-spenden-siegel-organisationen-a-z/). Nachdem im Zusammenhang mit Corona aus Missgriffen und Fehlern gelernt wurde, konzentriert sich die Aufmerksamkeit der ganzen Welt wieder auf das Klima und dessen Wandel. 


Von Klimakatastrophe ist die Rede, von Kollaps, von Schockdiagnosen. Und davon, dass, wenn es mit der Beeinträchtigung des Klimas durch den Menschen so weitergehe, die Menschheit ab Mitte des Jahrhunderts, spätestens mit Jahrhundertende, „am Ende“ sei. Wetterunbilden, wie sie seit jeher üblich sind, werden publikumswirksam als Ergebnis als Drohkulisse aufgebaut. Warnungen sind das, wie wir sie dem Wesen nach aus der Bibel kennen. Die Verbrennung fossiler Rohstoffe ist die Sünde Nummer Eins, mit ihr die Freisetzung des Killergases Kohlendioxid. Die Diskussionen um den Pflanzennährstoff CO2 gleichen der Religionsfrage nach Gott.


Einigermaßen Einigkeit besteht darin, unter dem Begriff „Klima“ die über Jahrzehnte hin ermittelten Wetterdaten zusammenzufassen. Daten, wie sie sich mit Bezug auf Kontinente und Ozeane ergeben, auf Wüsten, Küsten, Wälder und Städte, Seen, Flüsse und Bäche. Bis hin zum Mikroklima auf oder unter einem Stein. Tag für Tag und Stunde für Stunde. Dabei unterscheidet man Klimazonen, Klimasysteme, Klimafaktoren und Klimaelemente. Alles zusammen ergibt ein chaotisches dynamisches nicht-lineares System, das über längere, oft schon über kürzere Zeiten hin jeder Berechenbarkeit trotzt. Entsprechend versagt haben die Versuche, durch Klimamodelle eine hinreichend verlässliche Vorhersagbarkeit der Klima-Entwicklung zu erwirken. Klima-Apologeten sehen das anders. Sie „wissen“, dass, falls der Mensch weiter so sorglos mit fossilen Energieträgern umgeht, das „1,5-Grad-Ziel“ verfehlt wird und sich ein Kipp-Punkt ergibt, ab dem die Erde langsam, aber sicher verglüht.


Allerdings ist die Erde ein Wasser-Planet. Zu etwa 70 Prozent mit Wasser bedeckt, beträgt dessen Gesamtvolumen etwa 1,4 Milliarden Kubik-Kilometer. Wohin damit, wenn die Erde verglüht? Eine riesige Dampfwolke müsste sich bilden, die jegliches Sonnenlicht von der Erde abschirmt, und eine entsprechende Abkühlung wäre die Folge. Bezeichnenderweise spielen wie zuvor bei der Corona-Pandemie Details, die seitens der Wissenschaft – falls politikunabhängig − eruiert werden, auch beim Klimawandel eine bestenfalls untergeordnete Rolle. Und aus Glaubensgründen gibt es offenbar wiederum keinen Diskurs.

 

Trotz Stillstand kein Stillstand

 

Den Warnern geht es um den CO2-„Treibhaus“-Effekt. Tatsächlich vermag CO2 die Wärmestrahlung (Licht im Infrarot-Bereich) zu binden. Jedoch wird der Effekt mit wachsender Konzentration geringer. Eine Verdopplung der atmosphärischen CO2-Konzentration (von gegenwärtig etwa 0,04 Prozent auf 0,08 Prozent also) würde in dieser Hinsicht kaum Wirkung zeigen – nichts mit Verglühen also! Auch sind die Angaben über den menschgemachten CO2-Anteil der Atmosphäre höchst strittig. So beeinflusste der weltweite Lockdown zu Beginn des Jahres 2020 die Kontinuität des Anstiegs an atmosphärischem CO2 nicht im Mindesten. Die großen, weltweit etablierten Messstationen Barrow, Samoa, Südpol und Mauna Loa haben das erwiesen (CO2-Emissions Lockdown). Möglich ist, dass der CO2-Anstieg eine Folge der Ausgasung aus den Gewässern aufgrund der allgemeinen Erderwärmung ist. Diese aber muss gar nicht CO2-bedingt sein. Seitens der paläoklimatischen Aufzeichnungen, die 600 Millionen Jahre zurückreichen, fehlt der Hinweis auf eine Korrelation zwischen atmosphärischer Temperatur und Kohlenstoffdioxidkonzentration.

 

Glaube kommt vor Debatte

 

Nun soll die Gesellschaft nach Willen aller gläubigen Verkündiger im Gleichschritt marschieren. Und man wartet bei jenen, die zu mehr Sachlichkeit aufrufen, mit Diffamierungen auf. Eine andere Ansicht zu äußern, gereicht zu dem – für Wissenschaftler absurden – Vorwurf, ein „Andersdenkender“ zu sein. Beschimpfungen sind die Folge: Schwurbler, Rechtsextremist, ja sogar Rassist und Nazi. In Analogie zu „Corona-Leugnern“ spricht man von „Klima-Leugnern“. Wie aber soll das angehen, das Klima zu leugnen? Das hieße, die gemittelten Wettererscheinungen, einen statistischen Wert also, ignorieren zu wollen. Ein Klimaleugner müsste demnach zuvörderst ein Wetterleugner sein. Eine geballte Form von Dummheit also. Man schreibt sie aber jenen zu, die als Fachleute zwar sehr viel von Klima verstehen, dessen Politisierung aber skeptisch gegenüberstehen.


Worum es eigentlich geht, wird nicht ausgesprochen: Energiewende heißt das Wort der Worte und soll die heilige Lösung sein. Man ersetze alle fossilen Erzeugungsarten gegen andere Systeme, möglichst wandeltauglich von Wind- und Sonnenenergie. Doch wenn wir ehrlich sind, tauschen wir nur den Dealer. Wir sind nämlich Energieabhängige. Und man wählt heute den Dealer, der das sauberste Rauschmittel verspricht. Eine Abkehr von der Droge Energie, ein wirklich geringerer Verbrauch – dieser Diskurs erscheint kümmerlich. Mag man berechtigterweise im Industrieland Deutschland auf Lastenfahrräder setzen, aber das hält den Energiehunger der Milliarden Menschen – vorrangig auf der Süderdhalbkugel – in ihrem Wachstum an Individuen und Nachholbedarf an Wohlstand nicht auf.


Energie ist nicht nur eine Erzeugungsfrage, sondern allen voran eine soziale. Ohne das fossile Zeitalter keine Industrialisierung mit all den sozialen Errungenschaften bis hin zu demokratischen Prozessen und einem Wissenschaftsaufbruch wie das die Menschheit in ihrer Geschichte noch nicht erfahren hatte. Es muss eben auch darüber gestritten werden, was aus Deutschland oder Europa wird, wenn bei Energie ausschließlich auf Verteuerung gesetzt würde. Den Systemwechsel von fossilen Verbrennungsmethoden auf scheinbar Nichtverbrennungssysteme könnte in Analogie wie die von Martin Luther ausgelöste Reformation begriffen werden.

 

Wir verändern die Rituale des Glaubens und leben weiter wie zuvor. Oder nehmen in Kauf, dass der soziale Zusammenhalt bröckelt bzw. soziale Errungenschaften einer hochtechnisierten Gesellschaft neue Ungerechtigkeiten hervorbringen. Die aktionistische Klimadebatte hat nur eine Art neues Glaubensbekenntnis hervorgebracht, aber noch nichts an der Maßlosigkeit der Menschheit insgesamt geändert. Die eigentlichen Probleme für uns Menschen sind wahrscheinlich mindestens so komplex wie das Verständnis bzw. Unverständnis über’s Klima. Die Hybris, wie einfache Lösungen versprochen werden, sind genauso schlicht, wie zu glauben, es könne alles so bleiben wie es ist. Der wahre Gott heißt Energie. Und die werden wir weiter anbeten mit Mobilität, Online-Möglichkeiten, Produktion, Freizeitspaß und sozialen Unterstützungsangeboten. All das braucht Unmengen an Energie, wandel sich was da wolle.

Seite 10-11, Kompakt Zeitung Nr. 236

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