Inspiriert von der Natur
Von Tina Beddies-Heinz
Das Garagentor schwingt auf und zum Vorschein kommt ein übersichtliches, künstlerisches Chaos. Wo andere ihr Vehikel parken, um es vor äußeren Einflüssen zu schützen, hat Anna Hecht ihr Atelier untergebracht. Gläser mit Wasser und Farben stehen auf dem Boden, rings um eine nackte Leinwand verteilt. Zahlreiche unterschiedliche Pinsel finden in einem Gefäß halt. Und an den Wänden hängen bereits mit Farbe versehene, aber noch nicht fertige Werke. „Vielleicht ein bisschen chaotisch“, bemerkt die 29-Jährige, „aber ich weiß, wo ich was finde. Außerdem würde es zu lange dauern, wenn ich ständig aufräumen und die Dinge dann bei Gebrauch wieder suchen würde.“
Die Gemälde, die in der Garage zu sehen sind – und auch die, die im Haus einen Platz gefunden haben –, sind allesamt in natürlichen Tönen gehalten. Die gebürtige Zerbsterin lässt sich häufig von der Natur inspirieren. „Beim Malen kann ich meine Gedanken und Gefühle in Bildern festhalten – so, wie andere Fotos mit einer Kamera machen“, erzählt Anna und erklärt, dass sie die Werke, die sie für ihre Bewerbung für den Young Artist Space der KUNST/MITTE benötigte, an der Ostsee gemalt hat. „Ich habe mich vom Meer, vom Strand und vom Wald inspirieren lassen. Daher gibt es ein Gemälde in blauen, eins in beigen und eins in grünen Tönen.“ Eine Serie, die unverkennbar die Einflüsse der Gruson Gewächshäuser Magdeburg zeigt, ist ebenfalls entstanden. Diese möchte die Künstlerin bei einer Ausstellung in Leipzig zeigen.
„Die KUNST/MITTE ist die erste größere Ausstellung, an der ich teilnehme, daher bin ich schon sehr gespannt auf die Eindrücke und die Erfahrungen, die ich dort sammeln werde.“ Das Malen bezeichnet Anna noch als Hobby, das jedoch nach und nach mehr Platz in ihrem Leben einnehmen soll. „So weit ich mich zurückerinnern kann, habe ich mich damit beschäftigt. Ich bin in einem Dorf aufgewachsen und konnte von meinem Fenster aus in die Natur schauen und das wollte ich in Bildern festhalten und habe mich einfach ausprobiert. Zudem habe ich früher sehr viel mit meiner Mama gebastelt.“ Überhaupt spiele ihre Mutter beim Thema Kunst eine große Rolle, weshalb sie auch unter dem Künstlernamen Anna Iris zu finden ist. „Meine Mama ist vor neun Jahren gestorben. Damals war ich 20 Jahre alt und musste lernen, mit diesem Schicksalsschlag umzugehen und die Kunst hat mir dabei geholfen.“
Zum Malen kommt Anna meist am Wochenende. Denn neben der Arbeit – sie hat eine Ausbildung zur Industriekauffrau in Leipzig abgeschlossen und später Medienmanagement in Salzgitter studiert – bleibe nicht immer Zeit dafür. „Ich arbeite in einem Büro und nach der Arbeit kommt es darauf an, wie es mir geht, wie ich mich fühle. Aber am Wochenende nehme ich mir gern mehrere Stunden Zeit dafür.“ Dann macht Anna Iris ihre Lieblingsmusik an und lässt – inspiriert von der Natur – Farben in Acryl oder mit Softpastellstiften auf die selbstgebauten Leinwände fließen.
Seite 22, Kompakt Zeitung Nr. 238