Fakten zu Ausbildung und Studium

Hanna Diefert

Irgendwann hat jeder mal die Qual der Wahl. Spätestens nach der Schule muss die Entscheidung für den zukünftigen Berufsweg getroffen werden. Die wichtigste Entscheidung fällt zunächst entweder für ein Studium – vorausgesetzt man bringt einen entsprechenden Abschluss mit – oder für eine Ausbildung.

Laut der Bundesagentur für Arbeit gab es im Quartal 2021/22 in Deutschland ungefähr 23.000 Ausbildungsstellen mehr als im Jahr zuvor. Damit existieren in Deutschland fast 550.000 offene Stellen. Einerseits sinkt die Anzahl der Bewerbenden kontinuierlich, nachdem sich diese zwischen 2011 und 2017 etwas stabilisiert hatte. Im vergangenen Jahr wurde gar ein Minus von 11.000 Bewerbern verzeichnet. Laut der Bundesagentur für Arbeit stehen 546.000 Ausbildungsstellen nur 422.000 Bewerber gegenüber. Auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen kamen rechnerisch nur 80 gemeldete Bewerber. Damit steigen auch die unbesetzten Ausbildungsstellen an (69.000). Das geringste Inte-resse bei Schulabsolventen haben Lebensmittelberufe, gefolgt von Ausbildungen im Hotel- und Gaststättengewerbe. Auch Bau- bzw. baunahe Berufe sowie metallverarbeitende Berufe sind nicht mehr sonderlich beliebt. In den vorgenannten Bereichen bewerben sich die Wenigsten. Gründe dafür werden von der Bundesagentur für Arbeit nicht genannt, jedoch häuften sich in diesen Branchen in den letzten Jahren die Forderungen nach mehr Lohn und weniger Arbeitszeit. Im Jahr 2006/07 gab es in Deutschland noch erheblich mehr Berufs- bzw. Ausbildungseinsteiger (ca. 700.000). Damals im Verhältnis zur Nachfrage weniger Ausbildungsstellen (ca. 400.000). Ein Überschuss an Bewerbern ist bei der demografischen Entwicklung nicht mehr denkbar. Seit 2017/18 gibt es mehr Stellen als Schulabsolventen in die Berufs- und Studienwelt drängten.

Mit ca. 38 Prozent sind die Frauen bei den Bewerbern um einen Ausbildungsplatz in der Minderzahl. Gründe dafür sind, dass sich viele eher für Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufe interessieren. Dafür ist jedoch oft ein Studium nötig. Zwei Drittel der Anwärter auf eine Ausbildungsstelle haben einen Haupt- oder Realschulabschluss. Schulabbrecher sind nur zu einem sehr kleinen Teil vertreten. Das zeigt deutlich, dass sich die Menschen mit einer allgemeinen Hochschulreife bzw. Fachhochschulreife eher einem Studium zuwenden.

Während das Interesse an einer Ausbildung stetig sinkt, steigt offenbar das Interesse an einem Studium an einer Universität oder Hochschule. Bei Frauen und Männern gleichermaßen am meisten beliebt ist der Studiengang Betriebswirtschaftslehre, kurz BWL. Dahinter folgen bei den Männern Informatik und Maschinenbau. Die Frauen tendieren zu Psychologie und Rechtswissenschaften. Allerdings verzeichnen die sogenannten MINT-Studiengänge (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ebenfalls ein Minus. Vor allem beim weiblichen Geschlecht sind die Richtungen weiterhin eher unbeliebt, trotz aller Förderaktivitäten der vergangenen Jahre. Dennoch ist der Frauenanteil 2021 insgesamt auf die bisherige Bestmarke von 34,5 Prozent geklettert.

Deutschland verzeichnete im Wintersemester 2022/23 ca. 2,9 Millionen Studenten. Doch nicht alle schaffen den Abschluss. An den Universitäten liegt die Abbruchquote bei 33 Prozent, an den Hochschulen sind es 23 Prozent. Ein Drittel der Studenten in Deutschland entscheidet sich nach dem Bachelorabschluss dafür, das ausgewählte Studium zum Master fortzuführen.

Die Gründe, warum sich viele für ein Studium statt für eine Ausbildung entscheiden, liegen laut Angelika Schwertner von der Bundesagentur für Arbeit vermehrt darin, dass sich der Arbeitsmarkt für Akademiker weiterhin positiver entwickelt. Damit sind vor allem ein zu erwartender höherer Verdienst, sowie bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und ein geringeres Arbeitslosigkeitsrisiko gemeint.

Seite 3, Kompakt Zeitung Nr. 239

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