Römers Reich: Inflation der Widersprüche
Von Axel Römer
Der deutsche Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel formulierte die dialektischen Gesetze. Unter denen wird das Gesetz von der Einheit und dem Kampf der Gegensätze als das wichtigste bezeichnet. Widersprüche sollen also alles vorantreiben. Nun ist das ziemlich widersprüchlich mit den Gegensätzen. Mit Beginn des Russland-Ukraine-Krieges verhängte die deutsche Regierung gegen Russland zahlreiche Sanktionen. Die Gaslieferungen wurden beispielsweise ausgesetzt, um Putins Reich zu schaden. Geschadet hat das aber auch der deutschen chemischen Industrie. So auch der hiesigen Firma SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH bei Wittenberg. Die Produktion drohte derart teuer zu werden, dass die Werksleitung mit Schließung drohte. Jedenfalls wurde die Produktion drastisch gedrosselt und zeitweise ausgesetzt, bis Vater Staat Finanzhilfen bescherte. Inzwischen düngen deutsche Bauern ihre Felder vermehrt mit russischem Dünger. Dieser Widerspruch führt in Deutschland jedoch nicht zu einem Entwicklungsschub.
Widersprüchlich sind auch immer wieder Bezeichnungen, die politisch eingeführt werden. Das Wort Klimaschutz ist dafür ein gutes Beispiel. Klima als statistisch erfasste Wettererscheinungen über 30 Jahre lässt sich gar nicht schützen. Jetzt gibt es den wundervollen Begriff Bürgergeld, das natürlich nur jene erhalten, die Lebensunterstützung erhalten. Aber was ist mit den anderen Bürgern. Bürgergeld steht allen hilfsbedürftigen Bürgern zu, obwohl doch alle Bürger sind, auch die keine Hilfen erhalten. Ein offensichtlicher Bezeichnungswiderspruch.
Gegensätze entstehen auch stets durch neue Gesetze. Die Verfassung garantiert zwar, dass vor dem Gesetz alle gleich behandelt werden sollen. Doch entstehen ständig Ausnahmeregelungen, die bestimmten Gruppeninteressen dienen bzw. jenen Rechte gewähren, die es zuvor nicht gab. Kapitaleinkünfte werden niedriger besteuert als Arbeitseinkommen zum Beispiel. Da wird ein Unterschied im Gelderwerb erzeugt. Für meine Begriffe ist das ein Widerspruch. Ich wüsste auch nicht, auf welche Weise dadurch ein Entwicklungsfortschritt nach dem dialektischen Gesetz erreicht werden sollte.
Es ist oft politischer Wille, Menschen gleich zu stellen. Wer die Unterschiede definiert hat, bleibt dabei oft im Dunkeln. Nun sind Menschen in ihrer individuellen Natur alle unterschiedlich. Es gibt große und kleine, dicke und dünne Menschen, Geschlechter-, Leistungs- oder Wissensunterschiede. Manche sind auf einem, andere auf anderen Gebieten besser. Gleichstellung soll hier einen Ausgleich der Chancen schaffen, überwindet aber die Unterschiede nicht. Die bleiben bestehen. Schon deshalb kann der Anspruch an Gleichstellung keine Gleichstellung erreichen. Das ist ein unüberwindlicher Widerspruch. Die Liste ließe sich fortsetzen. Der dialektische Entwicklungssprung bleibt trotzdem aus.
Seite 3, Kompakt Zeitung Nr. 240