Scharfe Sprüche: Von Dilettanten angerichtet
Im Herbst werden häufig deftigere Speisen aufgetafelt. Jetzt ist die Saison für Kürbissuppen, Eintöpfe und Aufläufe. Apropos Aufläufe, die gibt es offenbar nach der sogenannten Sommerpause auch häufiger. Allerdings meine ich weniger solche zum Essen, sondern solche aus Menschen, die eine Menge politischer Botschaften zusammenrühren. Da werden Corona-Nachtische aufgewärmt, Habecks Gemüse-Allerlei auf den Ofen gestellt und Cranberry-Scholz-Creme mit Lindner-Schmand an Baerbock-Salat serviert. Das sind die Ampel-Trend-Gerichte zur Saison. Nur die Restaurant-Kritiker von der AfD müssen stets alles mit Thüringer Senf abschmecken. Allerdings gibt es für andere Gewürz-Zutaten wie Links-Chili gerade Lieferengpässe und scharfer Wagenknecht-Paprika ist noch nicht verfügbar.
Ihr seht, trotz des bevorstehenden bunten Herbstes ist es gar nicht so leicht, jahreszeitliche Farben in die richtige Geschmacksrichtung zusammenzurühren. Gut, dass wir heute Kühlhäuser und schnelle Lieferketten haben. So kann man täglich junges, grünes Gemüse auftischen und muss nicht permanent Rotkohl wie zu DDR-Zeiten raspeln. Ich könnte Euch hier noch eine ganze Menge Küchenempfehlungen aus Farbzutaten anrichten. An den kleinen Beispielen ist jedoch abzulesen, dass Kochen und Politik ziemlich ähnliche Gewerke sind. Man kann nur kochen, was da ist und die einzelnen Bestandteile so zusammenmixen, dass sie dem Gast am Ende schmecken. Klar – mit Gast ist im übertragenen Sinne Wähler gemeint. Nun löffeln wir aktuell in einer pürierten Krisen-Suppe herum, die keinem recht munden will. Doch was die Küchenchefs in der Berlin-Kombüse in den Dampfkessel gehauen haben, erzeugt viel Druck unter dem Deckel, will aber partout den Kantinen-Bürgern von Kiel bis Freiburg nicht schmecken.
Wenn die Leute nicht mehr in die Personalrestaurants strömen und Küchenleiter Olaf keine anderen Rezepte parat hat, als keine Rezepte, muss man ihn vom Chefkoch zur Küchenhilfe machen oder im Fall des kompletten Vertrauensverlustes ganz entlassen. Jedenfalls läuft das in der Gastronomie so. Jawohl, Ihr habt richtig eingewendet, seit des Fach- und Hilfskräftemangels ist das mit der Ersatzpersonalfindung nicht mehr so einfach. Wie wir wissen, braucht man als politischer Spitzenkoch heute noch nicht einmal eine Ausbildung. Jetzt, wo die Anzahl der Menschen ohne Abschlüsse und Erwerbstätigkeit von 13 auf 16 Prozent bei den 25- bis 34-Jährigen angestiegen ist, müsste es eigentlich ausreichend Bewerber für die deutsche Küchenleitung geben. Wahrscheinlich würden wir gegenüber dem derzeitigen Speiseangebot noch nicht einmal merken, ob die einen Dilettanten durch andere ersetzt haben.
Ich versichere Euch, ich habe mein Handwerk gelernt und es kommt nur auf den Teller, was meinen Gästen schmeckt und das wird täglich mit Herzensliebe angerichtet und den passenden Gewürzen abgeschmeckt. Glaubt Ihr nicht? So viele, wie bei mir wählen kommen, können gar nicht irren.
Bis gleich, Euer Olaf vom Hassel.
Seite 22, Kompakt Zeitung Nr. 241