... eigentlich ist er lieb: Die Körpersprache des Hundes

Die Körpersprache von Hunden ist eine visuelle. In diesem Beitrag möchte ich daher auf körpersprachliche Aktionen und deren Bedeutung eingehen.

Jährlich 50.000 Beißattacken könnten verhindert werden, wenn die Körpersprache der Hunde erkannt und damit richtig umgegangen wird. Der Hund kommuniziert ausschließlich über seine Körpersprache, die Botschaften zu seinem emotionalen Zustand vermittelt. Neben der Lautkommunikation, wie bellen oder knurren, haben Hunde auch mimisch und gestisch einiges zu „sagen“. Und wenn Sie die Signale nicht erkennen, kommt es zu Missverständnissen. Leider ist dann häufig der Hund der Leidtragende und landet nicht selten lebenslänglich im ohnehin schon überfüllten Tierheim – und gilt als unvermittelbar.


Immer wieder hört man von Unfällen in Verbindung mit Hunden. Manches menschliche Verhalten ist aus Sicht des Hundes alles andere als positiv. Beispielsweise fühlen sich Hunde bedroht, wenn sich Mensch mit dem Oberkörper nach vorn in Richtung des Hundes beugt oder mit beiden Händen nach dem Kopf des Hundes greift. Sehen und hören wird eingeschränkt – er macht große Augen und zeigt damit an, dass es ihm missfällt. Ebenfalls fehlerhaftes Verhalten gegenüber dem Hund ist es, ihn auf menschliche Art zu umarmen. Er fühlt sich beansprucht und zeigt eine eindeutige Abwehrreaktion. Auch absichtliches erschrecken ist mehr als unangenehm für den Hund – der Selbsterhaltungstrieb setzt ein, Flucht oder Angriff wären der Reflex.


Unterschiedliche Körperhaltung ruft unterschiedliche Aktionen des Hundes hervor. Gehe ich in die Hocke, wird er auf mich zukommen und mir seine Individualdistanz zeigen. Gehe ich langsam einen Schritt auf den Hund zu, wird er sich hinsetzen. Gehe ich einen Schritt zurück, wird er mir folgen. Ohne dass ich ihm irgendein verbales Kommando gebe – einfach nur meiner Körpersprache wegen.


Der größte Irrtum in Sachen Körpersprache ist jedoch, dass heute noch erzählt wird, ein Hund freue sich, wenn er mit der Rute wedelt! Kurz vor einem Angriff beispielsweise wedelt der Hund auch mit der Rute, bevor er sie für eine Sekunde gerade streckt! Eine Konfliktsituation wird stets mit Schwanzwedeln angezeigt. Auch wenn Sie nach Hause kommen, hat der Hund einen Konflikt. Sie denken bestimmt, er freut sich. Ihr Hund ist jedoch unsicher, ob die Hierarchie noch die gleiche ist, wie sie war, als sie gegangen sind. Machen Sie einen Test mit Ihrem Hund: Geben Sie ihm sein Lieblingsspielzeug; wenn er anfängt, sich damit zu beschäftigen, nehmen Sie es wieder weg; schauen Sie nun genau hin, was er tut. Er wird mit der Rute wedeln … Freut er sich, dass Sie ihm sein Spielzeug wegnehmen?


Mit den Ohren, dem Kopf und der Rutenhaltung sendet der Hund wichtige Signale. Zeigt er die Zähne oder knurrt, ist das ein eindeutiges Warnzeichen! Leider wird dies oft ignoriert oder sogar als lustig befunden. Und die Menschen wundern sich dann, dass der Hund tut, was er angezeigt hat: Er schnappt zu. Ein weiteres Beispiel für die Fehlinterpretation der Kommunikation ist das Gähnen. Der Mensch denkt, sein Hund sei müde. Tatsächlich heißt es, der Hund ist in einer Stresssituation. Kratzen beziehungsweise lecken bedeutet nicht, dass den Hund etwas juckt, sondern er zeigt seine Überforderung damit an. Die Tiefstellung des Oberkörpers heißt nicht, dass der Hund zum Spiel auffordert, vielmehr ist dies ein Konfliktlösungsversuch.


Oft bekomme ich auch diesen Satz mit verzweifelter Stimme zu hören: „Mein Hund ist dominant.“  Meine Antwort lautet dann: Dazu gehören immer zwei! Einer dominiert, der andere lässt sich dominieren und ist bereit sich unterzuordnen. Ihr Hund hat sich Ihre Schwächen längst zu Nutze gemacht, denn er tut alles nur zum Selbstzweck. Wenn der Hund also dominant ist, weil er an der Leine zieht, ist die Frage: Warum ordnen Sie sich ihm unter?


Das Ziehen an der Leine ist für mich ein Zeichen, dass der Hund seinem Menschen nicht vertraut. Ihre Körpersprache zeigt dem Hund, dass Sie die Situation nicht übernehmen, und deshalb hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die zu erwartende Situation selbst zu klären. Wie schon in einem anderen Bericht von mir beschrieben, sind Hunde untereinander Konkurrenten. Wenn Sie als Rudelführer die Situation nicht klären, tut er es – und er macht es aus Hundesicht richtig.
Durch meine Arbeit mit Hunden kann ich an der Körpersprache der Tiere erkennen, ob oder welches Problem der Hund mit seinem Menschen hat. Wedelt er mit seiner Rute eher links oder rechts? Geht er im Kreuzgang oder fällt er in den Passgang? Zieht er den Kopf ein, wenn die Hand kommt?


Schwerpunkt meiner Arbeit ist es, die Ursache für ein Verhalten des Hundes zu finden, welches für den Menschen ein Problem ist. Die Körpersprache des Hundes ist immer eindeutig und entscheidend dabei. Ich helfe Ihnen gerne die Sprache ihres Hundes zu verstehen.

 

Mit hundefreundlichen Grüßen,
Kristeen Albrecht – Problemhundtherapeutin
www.kristeen-hundetrainerin.de

Seite 19, Kompakt Zeitung Nr. 242

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