Wenn sich Film und Satire treffen

Von Birgit Ahlert

Sebastian Hengstmann (l.) und Lars Johansen in der Klebefalle: während der eine aus Versehen klebend am Haltestellenschild „strandet“, ist der andere auf der Suche nach dem perfekten Klebstoff für seinen Modellbau. Angeblich. Die Entwirrung gibt’s in „Klappe! Das Letzte“.

Mit dem Beginn der Spielzeit haben sich im Magdeburger Kabarett „… nach Hengstmanns“ einige Änderungen ergeben. Die Karten werden sozusagen neu gemischt – und auch die Darsteller. Dazu gehört ein neues Spielerdoppel: Lars Johansen, früher Mitglied der „Kugelblitze“ und in den vergangenen Jahren ausschließlich als Solokünstler zu erleben, steht gemeinsam mit Sebastian Hengstmann auf der Bühne. „Klappe! Das Letzte“ heißt das Programm, das sich – zumindest titelgebend – an Johansens Liebe zum Film orientiert, die u.a. bekannt ist aus seiner „Film verrückt“-Kolumne, die regelmäßig in der Kompakt-Zeitung erscheint. Das Genre bildet entsprechend die Rahmenhandlung, aus der sich jedoch allerlei politisch-satirische Themen ergeben. Die Texte dazu stammen aus der Feder beider Kabarettis­ten und des Hengstmann-Bruders Tobias, der zudem die Regie übernahm.

Was denn Kabarett und Politik verbindet, wird gleich zu Beginn geklärt: Wer das eine überlebt, überlebt auch das andere. Dann geht es los, wie es auch für Filme startet: Mit dem Casting. Das Kabarettpublikum wird auf Polizeiruf-Tauglichkeit geprüft. Soll ja authentisch sein. Von wegen kultureller Aneignung. Wunder allerdings sind zugelassen. Wussten Sie, dass Magdeburg ein eigenes Stargate hat? Es muss sich am Westportal des Doms befinden. Wer dies durchschreitet, landet wie durch Zauber in der Kirche St. Sebastian …

Fortan fallen die Klappen mehrfach und bilden die Übergänge zwischen Film und Leben. „Das Leben ist schön“ ist nicht nur ein schöner Filmstoff, er bietet auch satirisches Potenzial. Zwischen letzter Generation und dem Letzten in der Generation. Beim „Lümmel von der ersten Bank“ geht es – natürlich – ums Schulsystem. Dabei gibt Johansen den Theo Lingen, bei dem man sich zwischenzeitlich an die Feuerzangenbowle erinnert fühlt und auf „Pfeiffer mit 3 f“ wartet. So geboten, dass sich automatisch ein Kichern einstellt.

Weitere Klappen fallen für wechselnde Filmanleihen, die unterhaltsam verbunden werden mit dem aktuellen politischen Geschehen. Vom „Staatsfeind Nr. 1“ bis zu Loriots „Lottogewinner Lindemann“. Es geht um Überwachung, die eigene Meinung und wie gut es ist, einen großen Bruder zu haben, weil man dem alles in die Schuhe schieben kann. Kommt allerdings darauf an, wie groß die Schuhe sind. Es geht von Rammstein bis zu Aiwanger, von Wagenknecht bis Weidel. Durch Film und Politik, was sich gern auch vermischt („Die dunkle Seite der Wärmepumpe“). Manchmal schummert das Gefühl durch, die beiden Solisten müssen noch etwas mehr zusammenfinden – der stringente Solo- und der Improvisationskünstler. Dann wiederum kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass genau das den Reiz des Zusammenspiels ergibt.

Am stärksten ist das Duo, wenn es sich auf seine Stärken besinnt. So gehört zu den Höhepunkten der Auftritt von Lars Johansen als „Dunkler Lord“ und Sebastian Hengstmann als Dauerstudent Malte. Wenn sich zwischen ihnen die Diskussion entspinnt, wie sich außerirdische Besucher und Bürokratie in Deutschland vertragen, wird es urkomisch. Schließlich überraschen sie noch mit unverhoffter Pointe. Herrlich!

Dieses „Klappe!“-Programm ist alles andere als das Letzte, vielmehr der Beginn einer Bühnen-Partnerschaft, die man erlebt haben muss.
Termine unter www.hengstmanns.de

Seite 12, Kompakt Zeitung Nr. 243

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