Spaßiges Schwadronieren
durch das Kabarettleben
Sie sind nicht von schlechten Eltern, und darauf verweisen die HengstmannBrüder in ihrem neuen Programm, das sie anlässlich von 20 gemeinsamen Bühnenjahren auch so genannt haben: „Nicht von schlechten Eltern“ hatte Premiere im Kabaretthaus am Breiten Weg. Es ist kein „Best of“ aus den vorigen Programmen, obwohl hin und wieder Bekanntes aufblitzt. Vielmehr schwadronieren die beiden durch zwei Jahrzehnte Kabarettleben im Wandel. Was hat sich verändert? Was ist geblieben? Was bedeutet Kabarett heute und wo-rüber lässt sich vortrefflich streiten? Gerade letzteres mitzuerleben, machte dem Publikum immer wieder große Freude, nicht nur bei der Premiere. Die Zwiegespräche zwischen großem und kleinem Bruder, das Piesacken und Necken lockern selbst die ernsthaftesten Themen auf. Oder gehen auch mal ganz flach. Dann kommt es vor, dass Tobias, der Jüngere, die Bühne verlässt, während Sebastian, der Ältere, spricht, zum anderen Ende des Raumes geht und verkündet: „Hier hinten interessiert es auch keinen.“ Brüder eben. Wie sie künstlerisch-wertvoll agieren, wird beim Betrachten ihrer Karriere deutlich. Von den Anfängen erzählen sie im Programm, von Rückschlägen ebenso wie Auszeichnungen. Dazu gibt es politische Einordnungen und Musik. Eine schöne Mischung!
Und wer nicht genug bekommen kann, auch wenn die Brüder nicht auf der Bühne stehen, der kann sich für zu Hause das Buch mitnehmen, das denselben Titel trägt wie das Bühnenprogramm: „Nicht von schlechten Eltern“. Zwei Passagen da-raus präsentieren Sebastian und Tobias im Laufe des Abends – und das ist gut so. Denn so nimmt man ihre Stimmen und die Art der Textpräsentation mit ins Lesen, was es zu einem noch größeren Vergnügen macht. Als kämen die zwei mit nach Hause und lesen vor. (ab)
Seite 28, Kompakt Zeitung Nr. 245, 22. November 2023