Scharfe Sprüche:
Deutschland – Märchenland
Olaf vom Hassel
Klingelingeling, jetzt kommt der Weihnachtsmann … Nein, so weit ist es noch nicht. Aber wir stampfen mit festen Schritten in die Adventszeit. Was wird das wieder für ein Fest? Die Lichterwelt glitzert märchenhaft alle Probleme weg. Die Wirtschaft am Glühweinstand läuft auf Hochtouren, während andere das Land abwirtschaften und die süßen Verlockungen aus Schokolade sich über den bitteren Alltagsgeschmack legen.
Ich weiß nicht, ob es Euch ähnlich geht, aber als Anfang 2020 der Weltvirus über die Menschheit kam, fühlte ich mich in eine Parallelwelt versetzt und es kommt mir vor, als wäre das sogenannte normale Leben eine Erzählung aus einem anderen Jahrtausend.
Wir brauchen in dieser Zeit für einen Flughafen am Rande Berlins 14 Jahre und für eine gut 300 Meter lange Magdeburger Tunnelröhre sieben Jahre Bauzeit. Aber es träumen Leute davon, dass man das komplette Land innerhalb einer Dekade in der Energieerzeugung umwälzen könnte. Jedenfalls sollen bis 2030 – das sind noch gut sechs Jahre – 80 Prozent des Energiebedarfs aus sogenannten regenerativen Energien erzeugt werden. Oder anders zusammengekocht: Auf den von Chefkoch Robert H. veranschlagten 2 Prozent Fläche für Windkraftanlagen müssten dann bis zu 35.000 neue Windrührergeräte stehen. Deutschland – ein Märchenland.
Ich rechne das Rezept mal weiter: eine Tonne Betonerzeugung emittiert 0,6 Tonnen CO2. Für das Fundament einer modernen großen rotierenden Strompalme muss ein Fundament von ca. 3.000 Tonnen Beton ins Erdreich gegossen werden. Fünf Meter tief und mit 15 Meter tiefen Bewährungssäulen. Kurzer Einschub: Wie sich das auf die Feuchtigkeit und die Wasserbewegung im Boden auswirkt – gerade, weil wir ja eine Menge Trockenheit beklagen – da versagt mein Kochverstand. Summa summarum werden jedenfalls für die Betonfundamente von 35.000 Windkraftanlagen schätzungsweise 63 Millionen Tonnen CO2-Gase erzeugt. Neudeutsch könnte man das auch Kohlendioxid-Boostern nennen. Durchimpfen hilft viel. Das weiß man ja.
Damit der Energiebedarf im hiesigen Schlaraffenland sinkt, schneidet man nach und nach durch Vorschriften- und Preis-Tranchiermesser Scheiben von der Industrie ab. Auf diese Weise wird in den Hirnen von Hirnies das dringend benötigte Geld für den gewünschten Umbau und die Welthilfe auf allen Kontinenten zusammengekocht. Nun aber zurück zur Adventszeit. Dreht ruhig Eure Runden durch den Glöckchenzauber der Weihnachtsmärkte. Im Januar sind die Buden wieder weg und bei Olaf ist inzwischen noch immer keine Currywurstwende eingezogen. Jahresend- und andere Traditionen – das brauchen wir, um zu wissen, wer wir sind. Wissen wird ja heute überbewertet, weil ja alles im Internet steht. Doch wer nicht weiß, was man fragen kann, wird keine Fragen stellen. Übrigens, so eine echte Currywurst vom Scharfmacher Olaf schmeckt mit Adventsträumen noch viel besser. Garantiert.
Seite 22, Kompakt Zeitung Nr. 245, 22. November 2023