Wärme, Kälte, Höhe – alles da
Rudi Bartlitz
Olympiastützpunkt Sachsen-Anhalt an neuem Ort mit erweitertem Angebot.
Durch die hohen Fenster seines neuen Büros hat Helmut Kurrat einen vorzüglichen Blick auf Magdeburg und viele Sportstätten der Stadt. Freie Sicht auf die am Horizont sich abzeichnenden Türme des Doms, fast zum Greifen nah Getec-Arena, MDCC-Stadion, die Leichtathletik-Anlagen, die Bob-Anschubbahn. Und, sozusagen direkt an der nächsten Tür, der in den letzten Monaten völlig umgestaltete und erweiterte Olympiastützpunkt (OSP) Sachsen-Anhalt. Anfang Januar sind dort die wesentlichen Arbeiten abgeschlossen worden.
Für OSP-Chef Kurrat und die insgesamt elf Mitarbeiter – einschließlich des Bereiches in Halle – erfüllt sich auf nunmehr 750 Quadratmeter Fläche, die sich über zwei Etagen im neuen „Haus des Sports“ erstrecken, ein langgehegter Wunsch. „Jetzt können wir“, sagt der 64-Jährige im Kompakt-Gespräch, „die Kaderathleten noch besser unterstützen und betreuen. Das betrifft Sportmedizin, Physiotherapie und Sportpsychologie ebenso wie Sporternährungsberatung, Trainingswissenschaft und Laufbahnberatung.“ Alles unter einem Dach, sozusagen.
Bei einem Rundgang durch den „neuen“ Olympiastützpunkt erschließt sich dem Besucher schnell, welch vielfältige Möglichkeiten hier – auch mit finanzieller Unterstützung des Landes – geschaffen wurden, um es Bundeskaderathleten und perspektivreichen Nachwuchssportlern zu ermöglichen, internationale Spitzenleistungen anzustreben. Wohin der Blick fällt: neueste Test- und Untersuchungsgeräte; allein deren Wert dürfte eine siebenstellige Summe ausmachen. Zu einer sogenannten Regenerationsstrecke gehören Kältekammer (bis minus 85 Grad) und Eisbecken (vier bis acht Grad) ebenso wie Infrarot-Wärmekammer (bis 50 Grad), Sauna und Lymphomat. Hinzu kommen Spiroergonometrie und Kraftdiagnostik. In einem anderen, gesonderten Raum können Bedingungen für Höhentraining simuliert werden. Dazu wird, einfach gesagt, der Sauerstoff in der Luft reduziert. „In der Regel bewegen wir uns da in Höhen zwischen 2.400 und 3.000 Meter“, erläutert Kurrat. „Die Anlage ist so ausgelegt, dass wir theoretisch auch bis 5.000 Meter gehen könnten.“ Mehrfach in der Woche stehen zudem Ärzte des Klinikums Magdeburg und der Helios Kliniken zu Beratungsgesprächen zur Verfügung. Der Boden ist also bereitet. Bliebe eigentlich nur noch ein lapidarer Wunsch frei: Jetzt sollten die Sportler entsprechend nachziehen.
KOMPAKT: „Atemraubende Wasserparade“
Die Olympischen Sommerspiele 2024 (offiziell: Spiele der XXXIII. Olympiade) finden vom 26. Juli bis zum 11. August in Paris statt. Frankreichs Hauptstadt ist damit zum dritten Mal Ausrichter (zuvor 1900 und 1924). Zudem werden die Spiele zum sechsten Mal in Frankreich ausgetragen (Sommer: 1900 und 1924, Winter: 1924, 1968 und 1992). Einzig London war bereits drei Mal Gastgeber von Olympischen Sommerspielen (1908, 1948 und 2012). Hamburg hatte seine Bewerbung zurückgezogen, nachdem sich die Einwohner bei einem Referendum 2015 dagegen entschieden hatten. Als Maskottchen wählte Paris rote Figuren in Form von Phrygischen Mützen; jener zipfelmützenartigen Kopfbedeckung, die einst die Jakobiner trugen.
Die Quotenplätze für Paris sind auf 10.500 Teilnehmer beschränkt. Erstmals wird die gleiche Anzahl an Männern und Frauen teilnehmen. Auf der IOC-Session im September 2017 wurden die 28 Sportarten der Spiele 2016 in Rio für Paris bestätigt. Weiterhin wurde entschieden, dass anders als in Tokio 2021 (wegen Corona um ein Jahr verlegt) Karate, Baseball und Softball nicht mehr dabei sein werden, Surfen, Sportklettern und Skateboard erhalten bleiben und Breakdance hinzukommt. Die Anzahl der Entscheidungen wird im Vergleich zu den letzten Spielen um 10 auf 329 reduziert. Gleichzeitig werden die Mixed-Wettbewerbe von 18 auf 22 erhöht. Sportler aus Russland und Belarus sind wegen des Überfalls auf die Ukraine nur als neutrale Athleten startberechtigt.
Nach Angaben der Gastgeber bestehen 95 Prozent der Sportstätten bereits oder besitzen einen temporären Charakter. Die sportlichen Feierlichkeiten werden entlang der Seine verlaufen: vom neuen olympischen Dorf, nur 15 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, bis zu den Wahrzeichen der Stadt, dem Eiffelturm und dem Grand Palais. Die Eröffnungsfeier wird zum ersten Mal in der langen Geschichte Olympischer Spiele nicht in einem Stadion stattfinden – sondern außerhalb. Und zwar auf der Seine. Eine völlig neue Schiffsparade von 10.500 Athleten auf dem Wasser werde, so versprechen es die französischen Gastgeber, zu einer grandiosen Show werden, „einer atemraubenden Wasserparade“.
Seite 23, Kompakt Zeitung Nr. 248, 24. Januar 2024