Meter 66: Das Dommuseum –
Kein alter Wein in neuen Schläuchen

Michael Ronshausen

Im Rahmen einer Führung begleitet der langjährige Domplatzarchäologe Rainer Kuhn (re.) Besucher durch die Ausstellung.
Foto: Thomas Nawrath

Dem Magdeburger Dom ein eigenes Museum an die Seite zu stellen, den archäologischen Funden einen angemessenen Ausstellungsrahmen zu geben und alles, was sich im Dom in versteckten Ecken und unter dem Boden angesammelt hat, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, entwickelte sich in jüngerer Zeit zu einer tragfähigen, jedoch nicht neuen Idee. Schon einmal gab es ein eigenes Museum – im benachbarten Dom-Remter. Aufbewahrt und präsentiert wurde in den ersten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts vieles, was beispielsweise bei früheren Restaurierungsarbeiten an künstlerisch bearbeitetem Material ausgetauscht werden musste. Die Krönung dieser Sammlung war ein Teil der originalen spätmittelalterlichen Kreuzblume (kurz vor 1520), die um 1830 herum ersetzt werden musste. Noch im Zweiten Weltkrieg wurden Museum und Sammlung aufgelöst. Selbst jener Sandsteinklotz, der fast 300 Jahre lang die Nordturmspitze zierte, verschwand auf Nimmerwiedersehen.


Der Remter wurde angesichts der zunehmenden Schäden im Dom für andere Zwecke gebraucht. Am Ende sollte ein dreiviertel Jahrhundert vergehen, bis sich Magdeburg den „Luxus“ eines solchen Museums erneut leisten wollte. Die Ausstellung ist seit ihrer Eröffnung im November 2018 im unmittelbar neben dem Dom befindlichen ehemaligen Reichsbank-/Staatsbankgebäude untergebracht und wird von einem Förderverein mitverantwortet. Es finden sich dort fast keine mittelalterlichen Preziosen und keine kostbaren geistlichen Gewänder, wie es sie beispielsweise am Halberstädter Dom zu bestaunen gibt. Das „Ottonianum“ beschäftigt sich eher mit der eigentlichen Geschichte der Magdeburger Kathedrale und ihrer Vorgängerbauten und fokussiert sich auf die Ergebnisse der archäologischen Grabungen, die in den vergangenen Jahrzehnten im und am Dom stattgefunden haben. Das vermutlich spektakulärste Ausstellungsstück dürfte der Bleisarg der Königin Editha sein, von dem man bis vor wenigen Jahren noch nicht einmal wusste, dass es ihn überhaupt noch gibt.


Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen auch viele Funde, die bei den jüngeren archäologischen Ausgrabungen zutage getreten sind und die dazu beitragen, den Blick auf die frühe Geschichte des Dombaus weiter aufzuklären. Vor diesem Hintergrund kommt dem Museum immerhin die große Bedeutung zu, viele dieser Fundstücke einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich und ein wichtiges Stück der Magdeburger Stadtgeschichte erlebbar zu machen. Erreicht hat das Museum – rechnet man nur mit Besucherzahlen – dieses Ziel heute noch nicht. Von den eigentlich erwarteten 50.000 Besuchern pro Jahr kamen jeweils weniger als die Hälfte, was zum Teil den Einschränkungen während der Covid-Pandemie geschuldet ist. Zu hoffen bleibt, dass sich dieses wichtige Magdeburger Museum weiterentwickelt und dass es seine Angebote weiter qualifiziert. Wer die Ausstellung in Augenschein nehmen möchte, ist im alten Bankgebäude – unmittelbar gegenüber dem Hauptportal des Doms – dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr herzlich willkommen.

Seite 10, Kompakt Zeitung Nr. 248, 24. Januar 2024

Edit Template

Über uns

KOMPAKT MEDIA als Printmedium mit über 30.000 Exemplaren sowie Magazinen, Büchern, Kalendern, Online-Seiten und Social Media. Monatlich erreichen wir mit unseren verbreiteten Inhalten in den zweimal pro Monat erscheinenden Zeitungen sowie mit der Reichweite unserer Internet-Kanäle mehr als 420.000 Nutzer.