Salongeflüster: Achtung! Grün!
Wort-Coiffeur Lars Johansen

Die Grünen tragen an allem die Schuld. So tönt es von allen Seiten und gerne versuchen Menschen der Abneigung gegen diese Farbe auch direkt Ausdruck zu verleihen und das notfalls sogar mit körperlicher Gewalt. Das merke ich doch auch in meinem kleinen Frisiersalon. Die Wände waren einmal grün, ich habe sie umgestrichen, weil zu viele Kundinnen dagegentraten und dann wegen der schmerzenden Zehen voller Wut darauf einprügelten oder dagegen spuckten.
Neulich sah ich vor der Tür meines Geschäfts einen Autofahrer, der an der Ampel ausrastete, wobei ich damit die Lichtzeichenanlage und nicht die Regierung meine. Jedenfalls wurde es grün und er fuhr nicht los, worauf jemand hinter ihm rief: „Grüner wird’s nicht.“ Das löste bei ihm einen Reflex aus, und er beulte den Wagen des Schimpfenden aus, dessen Fahrzeug dummerweise in grünmetallic lackiert war. Dazu brüllte er: „Ich lasse mir von den Grünen nicht vorschreiben, wann ich zu fahren habe.“ Es wurde gelb und er fuhr los. Er wollte losfahren, müsste ich wohl sagen, doch schon kam die Polizei, welche ihn in die grüne Minna verfrachtete, die zum Glück ja schon seit 20 Jahren in blau unterwegs ist, sonst hätte er die auch noch zerlegt.
Als Ricarda Lang jüngst in Buckau weilte, wurde sie von Bauern, welche auf Traktoren unterwegs waren, angegangen. Man wolle jetzt mit ihr reden. Dabei ist sie gar nicht für die Landwirtschaft zuständig, das macht seit ein paar Jahren ihr Parteifreund Özdemir, aber schlecht gearbeitet hatten vor allem seine Vorgänger von der CSU. Es reicht, dass sie grün ist und so viel wiegt wie die Kartoffeln von eher dummen Bauern. Ich kam an diesem Tag nicht nachhause, weil die Straße deswegen gesperrt war, aber das war mir egal.
Denn ich hatte kurz vorher diesen Grünenhass ausgenutzt. In meinen Salon kommt nämlich regelmäßig eine Kundin, die keiner meiner Angestellten mag, weil sie einfach ein unangenehmer Mensch ist. Der habe ich kostenlos die Haare grün gefärbt. Als sie sich beschweren wollte, schickte ich sie einfach vor die Tür. Den Rest erledigte ein aufgebrachter Mob, der sie förmlich zerriss. Und so mache ich es jetzt mit allem, was ich nicht mag, ich begrüne es einfach.
In diesem Sinne, der nächste bitte.
Seite 27, Kompakt Zeitung Nr. 251, 6. März 2024