Von Liebe und Verruf. Berührend.

Birgit Ahlert

Probenszene zur Geschichte rund ums Schloss Leitzkau, mit Emilie und Freiherr von Werthern sowie Charlotte von Stein und Johann Wolfgang von Goethe.
Foto: Manuel Czerny

Der März läutet die Jahreszeit des Aufbruchs, Erblühens und neuer Gefühle ein. Passend dazu wird es wieder „Liebestoll“, mit der Fortsetzung der gleichnamigen Soap, die vom Theaterberührt e. V. auf die Bühne gebracht wird (ehem. Bürgerensemble des Theater Magdeburg). Geht es dabei um Frühlingsgefühle? „Es wird auf jeden Fall gefühlvoll“, antwortet Manuel Czerny, der künstlerische Leiter. Das Ensemble hat erneut Liebesgeschichten aus der Region aufgespürt und will mit seinen Bühnenfassungen das Publikum berühren. Schöne Begegnungen und Gefühle sind dabei, sagt Manuel Czerny, „aber auch harte Brocken, makaber und schaurig“. Es geht um ungewöhnliche Begebenheiten aus Historie und Gegenwart. Wussten Sie beispielsweise, dass eine Liebesgeschichte, die sich im Schloss Leitzkau zutrug, Inspiration für Goethe war? Dafür begibt sich das Ensemble ins 18. Jahrhundert. Und holt sogar Goethe in die Gegenwart – und auf die Bühne.


In den anderen Szenen stehen im Mittelpunkt wieder „Machdeburger Orijinale“, deren Geschichten nach Hollywood klingen. Eine hat es sogar bis nach Amerika geschafft: Die beliebte Theaterserie rollt den Gerichtsprozess auf, der es dank Amour fou bei „Curry 54“ bis auf die Titelseiten in New York schaffte. Lange Zeit war sie in Magdeburg Gesprächsthema, bis sich eine Eigendynamik entwickelte. Durch Menschen, die ihre eigene Interpretation verbreiteten, ebenso wie verschiedene Medien. Plötzlich schaffte sie es sogar über den „großen Teich“ und wurde zur Titelgeschichte. Doch was steckt wirklich dahinter? Das Ensemble geht dieser Frage nach und recherchierte dazu ausführlich – wie es das bei jeder Geschichte macht, die es auf die Bühne bringt. Soweit möglich sprechen sie auch mit den Protagonisten. Das ist nicht immer möglich, wie bei der Frau, die 1922 in Magdeburg geboren wurde und 2008 verstarb. Über sie wird unter dem Titel „Körper, Kodex, Kunst“ erzählt. Manuel Czerny nennt es eine „Erwachungsgeschichte“. Die Mittvierzigerin hatte nach Ehe, Haushalt und Kindern ihr Leben neugestaltet. Sie machte eine Ausbildung und begann, ihre Liebe zur Kunst auszuleben. Sie wurde Schriftstellerin, Schauspielerin und politische Aktivistin. Für ihre Zeit eine revolutionäre Entwicklung. Ein Beispiel dafür, „welche unglaublichen Auswirkungen Bildung auf das Leben haben kann“, resümiert Manuel Czerny. Und so sind die Szenen auch Hoffnungsgeschichten. Dargeboten mit spritzigen Dialogen, Pas de deux, poetischen Stabpuppen und Kuschelrock, wie es Manuel Czerny formuliert. Und immer voller Gefühl. „Ob im 18. Jahrhundert oder im heutigen Leben – es geht einfach nah.“


Verbunden wird der rasante Trip durch die Jahrhunderte wieder von der mythischen Figur Amora. Die Aufführungen sind im Moritzhof zu erleben. Preview (die Show vor der Premiere) ist am 22. März, 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen folgen am 23. März (15.30 und 19.30 Uhr) sowie am 24. März um 15.30 Uhr. Karten und weitere Informationen gibt es auf der Internetseite: www.theaterberuehrt.de.

Seite 11, Kompakt Zeitung Nr. 251, 6. März 2024

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