Laut und schnell
Von Rudi Bartlitz
Dominique Schaak, Magdeburgs einziger Profi-Automobil-Rennfahrer, wechselt 2024 in die in Europa noch weitgehend unbekannte Nascar-Serie. KOMPAKT erzählt, was ihn dort erwartet.
Was hat Dominique Schaak nicht schon alles für Autos gesteuert! Es fing, wie bei vielen professionellen Rennfahrern, natürlich in einem Kart an. In Halle damals. Da war er gerade acht. Dann kamen die Formel-Boliden. Anschließend folgten diverse Tourenwagen-Serien, unterbrochen noch einmal durch ein Gastspiel in der Kart-Klasse. Dann wieder Geschosse aus dem Gran-Tourismo-Metier. Lamborghini, Porsche, Chevrolet, Mercedes, Audi R8 – überall griff Magdeburgs einziger Automobilfahrer-Profi beherzt ins Steuer. Bis auf einen Ferrari hat er wahrscheinlich kaum eine Marke ausgelassen, über die in der großen weiten Welt des Rennsports nicht mit Verehrung oder gar Bewunderung gesprochen wird.
Und doch, im nun schon etwas reiferen Fahrer-alter von 33, wagt er dieses Jahr noch einmal so etwas wie einen Neustart. In der Nascar-Serie. Jener legendenumwobenen US-amerikanischen Rennserie, die auch 2024 wieder ein Gastspiel in Europa gibt. Doch halt, ganz so neu, wie es sich schnell dahinschreibt, ist Nascar für Schaak allerdings nicht. Bereits im vergangenen Jahr war er einmal in eines der fast sechs Meter langen Geschosse geklettert. Als Lokalmatador bei einem Nascar-Gaststart in der heimischen Motorsport Arena in Oschersleben.“ Da hat er Blut geleckt …
„Dieses Rennen war mein persönliches Highlight im abgelaufenen Jahr“, sagt er heute. Nachhaltiger jedenfalls, so scheint es, als sein seinerzeitiger Hauptjob in der ADAC GT4-Serie. Mit Nascar war einfach ein großer Kindheitswunsch in Erfüllung gegangen. „Schon als Jugendlicher, als ich noch Kart-Rennen gefahren bin, habe ich davon geträumt, einmal in dieser Serie mitzumachen“, gesteht er. „Wenn du das willst, haben sie mir damals gesagt, musst du allerdings nach Amerika gehen. Aber jetzt ist Nascar eben nach Europa gekommen.“ Und fügt hinzu: „Als wir dann bei einer Präsentation vor Tausenden Zuschauern quer durch die Stadt gefahren sind und bejubelt wurden, habe ich mich gefühlt wie ein Rockstar.“ Das Angebot, ab sofort im europäischen Ableger der Amerikaner (Nascar EuroSeries) zu starten, kam deshalb wie gerufen.
Für ihn ist das wie eine Rückkehr zu den Wurzeln des Motorsports. „Das ist Racing pur“, erklärt Schaak. In der Musik würde man dazu wohl sagen: unplugged. „Deshalb habe ich einst angefangen, Rennen zu bestreiten. Hier zählt noch der Kampf Fahrer gegen Fahrer. Hier zählt noch, mehr als in anderen Klassen, das Können und Geschick der Piloten. Hinzu kommt die direkte Nähe zu den Fans und das ganze Spektakel rund um die Rennen.“
Was Schaak eben so wenig verschweigt: Für ihn und die Mitstreiter in den anderen Boliden (neben Chevrolet gehen noch Ford und Toyota an den Start) bedeuten die Nascar-Autos brutal harte körperliche Arbeit. Mehr als in anderen Serien. „Wir haben keine Traktionskontrolle, kein ABS. Geschaltet werden muss mit der Hand mit Zwischengas.“ Konkret heißt das: Der Magdeburger sitzt 2024 in einem Chevrolet Camaro V8, dessen Schaltung nur über vier Gänge verfügt. Besaß Schaaks vorheriger Wagen, ein Mercedes AMG, auf dem Lenkrad noch 13 Knöpfe, die es in den jeweiligen Situationen zu bedienen galt, ist jetzt nur noch einer übriggeblieben. Beim Camaro handelt es sich um ein Auto, das 1.200 Kilo wiegt, etwa 500 PS entwickelt und auf dem Tacho Geschwindigkeiten bis zu 270 Stundenkilometer anzeigt. Die Kosten des Fahrzeugs mit einem Verbrauch von etwa zwei Litern pro Kilometer (!) bewegen sich im unteren sechsstelligen Bereich. Und noch zwei Dinge sind symptomatisch: „Der Wagen verzeiht keine Fehler. Einmal etwas richtig falsch gemacht – und du kannst den Ausgang des Rennens vergessen. Hinzu kommt der fast unerträgliche Lärm, den der V8-Motor erzeugt. Am Ende bist du erst einmal eine Weile nahezu taub.“
Doch die gewaltige Umstellung aufs neue Gefährt ist nicht das Einzige, was der Self-Made-Unternehmer Schaak in diesem Jahr zu verkraften hat. Kurz vor Meldeschluss der neuen Serie kam eine Hiobsbotschaft vom bisherigen Hauptsponsor berformance group. Der Schweizer Finanzdienstleister steht Medienberichten zufolge offenbar vor erheblichen Finanzproblemen. Quasi auf den letzten Drücker sprang ein anderer, ein regionaler Partner Schaaks in die Bresche: die Firma IZECC aus Hecklingen, die Golf–E-Mobile fertigt.
Nicht nur auf der Piste will Schaak, der Ende des Jahres zum zweiten Mal Vater wird, 2024 Vollgas geben. Im Juli steht die seit langem geplante Hochzeit mit seiner Mandy an. Nachdem der Termin endlich fix war („Wir wollten unbedingt im Sommer heiraten. Und da gibt es im Rennkalender diesmal tatsächlich eine dreiwöchige Pause.“), gab es nur noch Diskussionen um die Location. „Ich habe mir es lange gar nicht getraut, meiner Verlobten für das Fest das Hotel an meiner Heimatrennstrecke in Oschersleben vorzuschlagen“, beteuert er. Mandy signalisierte Einverständnis: „Warum fragst du da noch?“
Seite 37, Kompakt Zeitung Nr. 253, 10. April 2024
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