Wer füttert das Menschlein?
Tina Beddies-Heinz
Der Duft von Natur hängt in der Luft im kleinen Saal des Puppentheaters Magdeburg. Zum größten Teil ist das für das Bühnenbild verwendete Holz dafür verantwortlich, aber auch ein Sack voller „Trockenzeug“, der am Rand der Bestuhlung lehnt. „Das werden wir vermutlich nicht verwenden“, sagt Regisseur Hans-Jochen Menzel (kleines Foto), greift in den Sack, nimmt eine Handvoll getrockneter pflanzlicher Reste und lässt diese herabrieseln. „Das gibt eine zu große Sauerei“, sagt er und lacht.
Hans-Jochen Menzel, 1956 in Schneeberg (Erzgebirge) geboren, ist nicht nur Regisseur, sondern auch Puppenspieler und Autor und leitete von 2003 bis 2013 die Abteilung Puppenspielkunst der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Als junger Mann eigentlich Baufacharbeiter, entdeckte er die Bühne für sich. „Mehr oder weniger zufällig habe ich in einer Zeitung gelesen, dass man Puppenspiel studieren kann – damals Fachrichtung Puppentheater an der Staatlichen Schauspielschule in Ost-Berlin. Also habe ich diesen Schritt gewagt, mein Studium abgeschlossen und war in den 1980er Jahren am Staatlichen Puppentheater Neubrandenburg engagiert.“ Es folgte ab 1985 die Freiberuflichkeit – mit Projekten am Deutschen Nationaltheater Weimar, am Maxim-Gorki-Theater Berlin, am Schauspiel Frankfurt, aber auch in Frankreich, Österreich und den Niederlanden.
Am Puppentheater Magdeburg ist Hans-Jochen Menzel ebenfalls kein Unbekannter. Hier inszenierte er den „Struwwelpeter“ (Hofspektakel), „Froh ist der Schlag unsrer Herzen“ und „Alle seine Entlein“. Nun steht mit „Josef Schaf will auch einen Menschen“ ein tierischer Perspektivwechsel auf dem Programm. Das Stück, das auf dem gleichnamigen Buch von Kirsten Boie basiert, wird am 27. April 2024 uraufgeführt. „Die verkehrte Welt, die die Autorin erschaffen hat, ist großartig, heiter und witzig – so wollen wir das umsetzen, ohne den pädagogischen Zeigefinger zu heben“, meint Hans-Jochen Menzel. „Das Buch hat Dramaturgin Miriam Locker entdeckt und vorgeschlagen. Die Geschichte ist sehr gut, sodass wir nahe am Inhalt bleiben können. Sie lässt uns jedoch auch ausreichend Raum, um einzelne Dinge ausfantasieren zu können.“
Und hier kommen Ensemblemitglieder Linda Mattern und Lennart Morgenstern ins Spiel. Sie bringen Mensch und Tier auf die Bühne, geben den zahlreichen im Stück vorkommenden Lebewesen eine Stimme und stellen die Welt auf den Kopf. Denn darum geht es in Kirsten Boies Werk: Josef, ein junges Schaf, geht seinen Eltern richtig auf die Nerven, weil er einen Menschen haben möchte. Zum Spielen und zum Kuscheln … was man eben mit einem Hausmenschen so macht. Und während Mama und Papa Schaf versuchen, ihrem Sprössling zu erklären, welcher Verantwortung er sich stellen muss – vom Füttern übers Sauberhalten bis hin zum Spazierengehen –, sind Josef Schaf diese Argumente egal. Schließlich haben die meisten seiner Freunde schon einen Hausmenschen.
„Wie spricht man einen Dackel? Mit Dialekt? Bayrisch? Oder wäre das zu klischeebeladen?“, fragt Lennart Morgenstern. Diese und andere Dinge gilt es während der Proben auszuloten. „Wie interagieren die einzelnen Figuren miteinander? Welche Feinheiten haben wir noch nicht bedacht?“, ergänzt Linda Mattern. „Es ergeben sich so viele Einzelheiten und es entstehen Ideen, ohne dass wir das forcieren müssen. Und dann wird ausprobiert …“ Als Regisseur habe er eine Vorstellung davon, was wie erzählt werden soll, doch er müsse offen sein für die Ideen der Spielerinnen und Spieler. „Nichts geht über eine gute Probenatmosphäre und ein vernünftiges Miteinander“, sagt Hans-Jochen Menzel. „Aber da mache ich mir hier keine Sorgen.“
Josef Schaf will auch einen Menschen – ab 27.04. im Puppentheater Magdeburg, für Menschen ab 6
Nr. 245 vom 23. April 2024, Seite 11
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