Letzte Ausfahrt Magdeburg
Von Rudi Bartlitz
Der internationale Radsport könnte an die Elbe zurückkehren. 2025 soll die „Deutschland Tour“, hierzulande das wichtigste Rennen der Profis, ihren Zielort in der Landeshauptstadt haben.
Radsport in Magdeburg – das ist, bei aller damit einhergehenden Verklärung, nicht nur die Erinnerung an die Friedensfahrt. Immerhin elf Mal war die heutige Landeshauptstadt Etappen- und einmal sogar Zielort der „Tour de France des Ostens“. Bis 1989 galt der „Course de la Paix“, wie der letztmals 2006 ausgetragene Wettbewerb offiziell hieß, das bedeutendste Amateurrennen der Welt. Ganzen Generationen, darunter viele, die ansonsten wenig mit Sport am Hut hatten, hat sich der alljährlich im Mai ausgetragene Wettbewerb in deren Lebenslauf eingegraben.
Aber nicht nur die Friedensfahrt lockte die radsportbegeisterten Magdeburger auf die Straßen. Das erste Rundstreckenrennen „Rund um den Magdeburger Dom“ fand 1935 statt. 1959 wurde das Kriterium durch die Teilnahme von Ex-Weltmeister Gustav-Adolf „Täve“ Schur zu einem Besuchermagneten, das Regenbogentrikot lockte 50.000 Zuschauer an die Strecke. Im September 2006 wurde es noch einmal kurz zum Leben erweckt. Damals verfolgten 15.000 Zuschauer entlang der 1,7 km langen Strecke das Rennen.
Seither herrschte ein wenig Tristesse bei den Zweirädern. Aber das soll sich bald ändern. Und zwar nicht in kleinem und bescheidenem Maßstab, sondern eher in ziemlich großem Stil. 2025 ist geplant, die „Deutschland Tour“, das wichtigste deutsche Etappenrennen der Rad-Profis, in Magdeburg enden zu lassen. Also Zielort zu sein. Allerdings: Der ganz große Jubel unter den Radsport-Enthusiasten in Sachsen-Anhalt will sich noch nicht so recht einstellen. Der Grund dafür: Damit die Pläne der Tour-Macher letztlich umgesetzt werden können, ist die Zustimmung des Magdeburger Stadtrats notwendig. Am 2. Mai muss er eine Beschlussvorlage absegnen, die das Signal für die weiteren Vorbereitungen auf „Grün“ stellen würde.
„In der Landeshauptstadt soll am 24. August 2025 eine Tour enden, die neben einem Prolog vier Etappen umfasst“, informiert Martin Hummelt, der in Magdeburg maßgeblich an den Vorbereitungen beteiligt ist, im Kompakt-Gespräch. Die Zielankunft ist auf dem Schleinufer (Höhe Petriförder) geplant. Zuvor absolviert das Feld noch einen Kurs durch die Innenstadt, der zwei- bis dreimal zu durchfahren ist. Als Startort der letzten Etappe ist Halle vorgesehen. Der vorletzte Abschnitt der Fahrt, die insgesamt etwa 250 Kilometer durch Sachsen-Anhalt führen würde, soll mit einer spektakulären Bergankunft entweder auf dem Brocken oder der Roßtrappe enden. ARD und ZDF werden von der „Deutschland Tour“ täglich zwei Stunden live übertragen.
„Wir sehen einen großen Mehrwert für Magdeburg in der bundesweiten Aufmerksamkeit“, sagt Hummelt. „Gerade mit Blick auf die Intel-Ansiedlung. Und wir haben konkrete Ideen, wie wir den Effekt der Deutschland Tour auch in Folgejahren nutzen können und wollen.“ Gerade im Hinblick auf den Boom, den der Radsport in den zurückliegenden Jahren in Deutschland allseits zu verzeichnen habe. So soll am Finalwochenende in Magdeburg auch ein „Jedermann-Rennen“ stattfinden. Hummelt: „Wir haben dafür eine Streckenlänge zwischen 60 und 100 Kilometern ins Auge gefasst. Dafür würde sogar die eine oder andere Straße extra gesperrt. Unsere Kalkulationen gehen von 2.000 bis 4.000 Teilnehmern, nicht nur aus Sachsen-Anhalt, aus.“
Letzte Frage: Und was passiert, sollte der Stadtrat überraschend doch den Daumen senken? Hummelt ehrlich: „Dann hätten wir, trotz der Zusage der Landesregierung zu unserem Projekt, ein ziemliches Problem. Denn andere Zielorte als Magdeburg kommen angesichts des nationalen und internationalen Stellenwerts der Fahrt kaum infrage.“
KOMPAKT
Was ist die „Deutschland Tour“?
Die „Deutschland Tour“ ist hierzulande das bedeutendste Etappenrennen im Straßenradsport. Sie wurde unter verschiedenen Namen seit 1911 unregelmäßig ausgetragen. Vor der Wiedereinführung 2018 fanden die letzten Austragungen zwischen 1999 und 2008 statt. Sangerhausen und Halberstadt waren zuletzt Etappenorte in Sachsen-Anhalt. Diesmal starten 20 Profi-Teams, die auch bei der Tour de France vertreten sind. Übrigens: Bis 1955 war es üblich, die Etappen durch eine halbstündige Verpflegungspause zu unterbrechen. Dazu stellten die Veranstalter den Fahrern ein Büfett zur Verfügung. Darauf dürfte man diesmal wohl verzichten können …
Nr. 254 vom 23. April 2024, Seite 47
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