Bravouröses Musical-Erlebnis

Love Never Dies auf dem Magdeburger Domplatz (Foto: Andreas Lander)

Die Open-air-Musicals des Theaters Magdeburg sind seit langem erfolgreich und locken Publikum aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Jetzt ist vor der Kulisse des Doms „Love Never Dies | Liebe stirbt nie“ zu erleben. Erstmals wurde einem Stadttheater das Aufführungsrecht für diese internationale Produktion genehmigt. Das schürt großes Interesse, auch von überregionalen Medien. Wird die Inszenierung den großen Erwartungen gerecht? Um es vorwegzunehmen: Ja, absolut.
„Das Phantom der Oper“ von Andrew Lloyd Webber ist das international erfolgreichste Musical. Mit „Love Never Dies | Liebe stirbt nie“ wird die Ursprungsgeschichte fortgeführt. Und so beginnt auch die Inszenierung mit einem kurzen Rückblick auf das zuletzt Geschehene. Auf der Bühne steht ein Eifelturm symbolisch für die Ursprungshandlung in Paris. Die Polizei sucht das Phantom, das in den Katakomben der Pariser Oper Angst und Schrecken verbreitet. Ein Schuss ertönt, das Phantom stürzt in die Tiefe und Trauer ergreift die Sängerin Christine, deren Mentor er war. Darüber hinweg tröstet sie Raoul, der sie liebende Vicomte de Chagny. Beide heiraten und sie kommen Jahre später mit Sohn in den Freizeitpark Coney Island. Engagiert wurde die Sängerin für einen Auftritt vom Parkleiter Mister Y. Der entpuppt sich als das Phantom, das nicht gestorben, sondern nach Amerika geflohen war. Ihn trieb die Sehnsucht nach seiner einstigen Muse zu einem Wiedersehen.

 

Das Bühnenbild bietet eine beeindruckende Kulisse für das Geschehen. Blickfang ist zunächst ein großer Clownskopf, durch dessen weit geöffneten Mund ein Blick auf das Orchester möglich wird. Ein historisch nachempfundenes Karussell steht für die Anlage des Freizeitparks, und der Insel entsprechend bieten riesige Wellen die optische Umrahmung der Handlung. Diese ist vom ersten Ton an ergreifend. Webbers Musik wird im erneut beeindruckenden Spiel der Magdeburgischen Philharmonie zu einem Klangteppich, der das Geschehen umhüllt und das Publikum bewegt.

 

Darstellerisch wie stimmlich ist dem Theater Magdeburg eine hervorragende Besetzung gelungen. Allen voran beeindruckt Patrick Stanke als Mister Y alias Phantom mit großer Variation von sehr tiefen bis zu höchsten Tönen. Gleich zu Beginn sorgt er mit „So sehr fehlt mir dein Gesang“ für den ersten Gänsehautmoment, dem viele weitere folgen. Sein Duett mit Raoul (hervorragend: Sebastian Seitz!) „Wer verliert geht unter“ gehört zu den Höhepunkten der Inszenierung und wird vom Publikum umjubelt. Martina Lechner wird der Rolle der Christine als meisterliche Sängerin äußerst gerecht. Auch die Frauenrollen Madame Giry und deren Tochter Meg sind mit Manja Stein und Sophia Gorgi bestens besetzt. Beeindruckend ist Sarah Gadinger in der Rolle als Christines Sohn Gustave. Ihr gelingt nicht nur die stimmliche Leistung, sondern ebenso die darstellerische Herausforderung, überzeugend das Kind auf die Bühne zu bringen. Dazu werden Opernchor und Theaterballett stimmig eingebracht. Eine bravouröse Gesamtleistung! Ausdrucksstark, emotional, ein gigantisches Erlebnis. (Regie, Choreografie Pascale-Sabine Chevroton, Bühne Jürgen Franz Kirner, Kostüm Tanja Liebermann)


Letztlich wünscht man sich, diese Inszenierung noch einmal erleben oder wenigstens die Musik mit nach Hause nehmen zu können – mit genau diesem Orchesterspiel und diesen herausragenden Stimmen!


Aufführungen gibt es noch bis zum 7. Juli 2024, doch alle Vorstellungen sind ausverkauft. Dafür lockt bereits die nächste Inszenierung: Im Sommer 2025 steht das düstersatirische Musical „The Addams Family“ auf dem Programm. Der Kartenvorverkauf hat begonnen …

  
Birgit Ahlert

Nr. 258 vom 26. Juni 2024, Seite 10

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