Was brauchen wir wirklich?

Gedanken einer 19-Jährigen über das Maß der Dinge und den ständigen Überfluss

Sucht man diese Frage im Internet, meinen viele Ratgeber mit ihren Packlisten und Lebenstipps die richtige Antwort zu kennen. Wir leben mit zu vielen Dingen, von denen wir uns nicht trennen können, durch unsere emotionale Bindung daran, weil wir denken, wir brauchen sie, doch dann stehen sie in Vergessenheit geraten im hintersten Eckchen der Wohnung. Doch warum das alles?

 

 

Reizüberflutung

 

Wir haben viel zu viel von allem und leben in völligem Überfluss. Unser Gehirn ist heutzutage von so vielen Reizen umgeben, dass es zu einer Reizüberflutung kommen kann. Die ganzen Reize, die unsere Sinne ansprechen sollen, umgeben uns heutzutage die ganze Zeit, und werden gerne von Verkäufern genommen, um uns als Kunden mit ihren Farben, Lichtern, Geräuschen und Gerüchen zu überzeugen. Diesen Reizen sind wir vollkommen ausgeliefert und kommen heute gar nicht mehr drum herum. Dadurch ist unser Gehirn süchtig danach, da diese Reize von unserem Gehirn als Belohnung angesehen werden und wir immer mehr davon wollen, und diese Reize haben wir ständig. Im Laufe der Zeit und der menschlichen Entwicklung wurden diese Reize immer mehr, genauso wie unser Konsum immer größer wurde.

 

 

Konsumverhalten

 

Vergleicht man die heutige Zeit mit dem Mittelalter, haben wir Menschen heute wesentlich mehr Dinge um uns herum als früher im Mittelalter. Waren es vor hundert Jahren circa 180 Dinge, so besitzen wir heute pro Kopf über 10.000 Gegenstände, doch warum haben wir so viel? Die Zeiten haben sich geändert, heute kann man immer und überall kaufen, was man will. Kaufen, was man denkt, man braucht es genau jetzt. Dazu muss man nicht einmal mehr aus dem Haus gehen, sondern sich einfach nur mit seinem Handy oder Laptop hinsetzen und online alles bestellen. Wir haben dadurch so viel Auswahl, dass wir nach Gefühl handeln, wir hinterfragen unseren Konsum nicht mehr. Brauchen wir das blaue Oberteil wirklich, was wir gerade in unseren Online-Einkaufswagen gepackt haben, oder reichen nicht eigentlich die ganzen anderen Oberteile in dem völlig überfüllten Kleiderschrank? Das fragt sich jedoch kaum jemand, weil wir es nicht hinterfragen brauchen, wir können es einfach. Unser Gehirn wird durch den Kauf belohnt und in unserem Körper werden Glücksgefühle ausgelöst, wir fühlen uns, zumindest kurzfristig, zufriedener und entspannter. Deswegen verspüren wir auch diesen Drang, immer wieder einkaufen zu müssen, nachdem wir von den ganzen Reizen angesprochen wurden, wollen wir unser Gehirn belohnen.

 

 

Zu viel, zu wenig

 

Durch dieses kurzzeitige Belohnen sammeln sich im Laufe des Lebens viel zu viele Sachen an, von denen manche nicht mal wirklich genutzt werden und später vielleicht ganz ohne Nutzung in den Müll fliegen. Brauchen wir wirklich die hundertste Tasse, nur weil da ein niedliches Motiv drauf ist, die dann sowieso nur neben den anderen herumsteht und nicht genutzt wird? Wir haben viel zu viel materielle Dinge, die wir ansammeln und gar nicht brauchen. Aber was brauchen wir hingegen wirklich? Früher hätte man vielleicht Nahrung und Kleidung gesagt, das ist heute zwar immer noch wichtig, aber wir haben ja auch genug Auswahl davon heutzutage. Mittlerweile würde man wohl, vor allem die junge Generation, die Technik, wie Handys, das Internet und WLAN als notwendig aufzählen. Wir können kaum noch ohne diese Privilegien leben, die wir als selbstverständlich hinnehmen. Durchschnittlich verbringt man 2,5 Stunden am Bildschirm, bei den jungen Erwachsenen sind es sogar im Schnitt 4 Stunden.  Doch könnten wir diese Zeit, die wir am Bildschirm verbringen, nicht auch anders nutzen, und uns wieder den wesentlichen Dingen widmen?


Wichtig sind für uns Menschen, neben den Grundbedürfnissen wie Essen und Schlafen, doch vor allem unsere Gesundheit und die anderen Menschen. Unsere Beziehungen mit unserer Familie und unseren Freunden. Diese Liebe brauchen wir viel mehr als das hundertste blaue Oberteil im Schrank.


Nina Braune, Studentin

Nr. 259 vom 10. Juli 2024, Seite 16

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