Der letzte Wurf des Martin Wierig
Diskuswerfer Martin Wierig feierte bei der 18. Ausgabe des SoleCup in Schönebeck seinen emotionalen Abschied von der großen Sportbühne. Am Ende wurde es tränenreich: Nach seinem letzten Wurf über 54,52 Meter am 20. Juli 2024 kurz nach 17 Uhr war es endgültige Gewissheit – die Karriere des Martin Wierig als Profi-Diskuswerfer war vorüber. Dementsprechend überkamen den 37-Jährigen auch die Emotionen in seinem Schönebecker „Wohnzimmer“, wie er den Ort, an dem er 2012 seine persönliche Bestmarke von 68,33 Metern aufstellte, liebevoll bezeichnet. Im selben Jahr feierte Wierig seinen größten Erfolg auf internationaler Bühne. Bei den Olympischen Spielen in London belegte er einen starken sechsten Rang. Ein Jahr später verpasste er bei der Weltmeisterschaft in Moskau mit dem vierten Platz nur knapp eine Medaille. 2017 gelang ihm dann nochmal ein Clou mit der deutschen Vizemeisterschaft.
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Und dann geschah das, wie er einmal in einem Interview erzählt hat: „Ich hatte einem Stoffhund ein Loch in den Hintern gebohrt und ihm das Neue Deutschland in den Hintern geschoben und wieder herausgezogen. Bei der Vorstellung habe ich dann ins Publikum gesagt: ‚Sehnse, nicht mal der Pfeffi kann das verdauen‘.“ Das bedeutete 10 Jahre Knast, von denen er „nur“ neun Monate absitzen musste. Es blieben vier Jahre zur Bewährung. Und auch das nahm er der DDR nicht krumm. Er erklärte sich nicht zum Widerstandskämpfer, er steckte das weg, weil es dazu gehörte. Und als er wieder draußen war, machte er weiter, erst als Dreher und ab ‘63 auch wieder mit der Schauspielausbildung.
1964 holte ihn Helene Weigel an das Berliner Ensemble und nach ein paar Stationen in Erfurt und Karl-Marx-Stadt, wo er auch als Regisseur arbeitete, landete er 1975 als Schauspieldirektor in Magdeburg. 1980 schließlich fand er den Weg nach Halle zum Landestheater dort und ein Jahr später zum „neuen theater“. Und dort begann er die Kulturinsel aufzubauen. Das konnte nur einer wie er schaffen, einer, der ein Nein nicht akzeptierte, der notfalls selber Hand mit anlegte, der sich mit allen überwarf, die diesen Weg nicht bedingungslos mitgehen wollten. Heute nennt man das toxisch und vielleicht ist es das auch, aber ohne ihn hätte es keine Kulturinsel gegeben. Wenn man heute dort hingeht, dann, jedenfalls geht es mir so, staune ich über das, was entstanden ist. Mitten in der Stadt, nicht weit vom Marktplatz, ist ein Traumort für Theaterfreunde entstanden. Gerne trinke ich im Theatercafé einen Kaffee oder esse etwas, denn es ist dem Publikum, den Menschen zugewandt. Kein Tempel für die Kunst, sondern eine Möglichkeit für alle. Preise hat Sodann dafür bekommen und die Ehrenbürgerschaft der Stadt, aber die Stadtoberen haben ihm nicht den Wunsch erfüllt, dort nach 25 Jahren mit siebzig Jahren auszuscheiden. Sie schickten ihn schon vorher in die Wüste. Jedenfalls empfand er es so, als er 2005 schon gehen musste, ein Jahr vor der Zeit, und formulierte es auch laut und enttäuscht. Aber da war ja noch der Kommissar Ehrlicher, den er zwischen 1992 und 2007 gespielt hatte und der ihm so viel Ruhm beschert hatte, dass er auch über Halle und die DDR hinaus eine Berühmtheit geworden war.
Die Linke machte ihn 2009 zum Bundespräsidentenkandidaten und er holte immerhin zwei Stimmen mehr als sie Delegierte hatten. Ein kleiner Triumph, aber auch da war er wieder zu laut gewesen. Eine echte Demokratie sei dieses Deutschland nicht, hatte er gesagt. Und dann mit Norbert Blüm Kabarett gespielt. Er konnte sich immer noch und immer wieder aufregen, aber er setzte sich auch ein. Und er spielte in Filmen und im Fernsehen immer wieder große und kleine Rollen. Und dann sammelte er eben auch Bücher, die zwischen 1945 und 1989 in der DDR gedruckt worden waren. Drei bis vier Millionen waren es zuletzt. Davon eine Million in Staucha, wo er lebte. Zuletzt lebte er wieder in seinem Halle, mit dem er sich überworfen und wieder versöhnt hatte. Ein großer, kleiner, lauter Mann, der stets bestreitbar blieb und viel erreicht hat. Er wird fehlen.