Scharfe Sprüche:
Umzingelte Gastronomen
Wenn Ihr glaubt, ich würde nur um den Hassel schleichen und mich über die katastrophale Situation für die Gewerbetreibenden aufregen, denkt Ihr zu kurz. Olaf ist mit seinen Augen überall und beobachtet mit Aufmerksamkeit eine teuflische Entwicklung. Wenn jemand in ein Restaurant einkehrt, nimmt man nur in dieser Zeit wahr, was sich um sich herum tut. An einem Samstagabend sind die Tische besetzt. Die Gäste plaudern unbeschwert, über allem liegt viel gute Laune und der Duft aus der Küche.
Wie sieht das jedoch an anderen Wochentagen aus? Die Zeiten, als man – egal an welchem Tag – nur mit Vorbestellung einen Platz beim Lieblingswirt erhalten konnte, sind vorbei. Klar werden jetzt einige einwenden, wir stecken ja noch mitten in der Ferienzeit. Aber seht Ihr auch, dass einige City-Restaurants ebenfalls Ferien machen, dass das gastronomische Platzangebot ohnehin reduziert ist. Und gefühlt verabschiedet sich jeden Monat ein Café, eine Bar oder ein Restaurant in Magdeburg vom Markt. Wer das nicht sehen will, ist genauso blind, wie die Leute in den göttlichen Etagen in Berlin. Was hier gerade passiert, fasse ich verkürzt zusammen: Die es sich leisten können, sind verreist und die am Urlaub sparen müssen, sitzen abends nicht auf den Restaurant-Terrassen.
Ich weiß, jetzt kommt die Leier über die bösen Gastwirte, die die Preise exorbitant nach oben geschraubt haben. Da vergehe einem der Geschmack. Das kann ich verstehen. Aber können jene Nasenweise auch wissen, dass Einkaufskosten beispielsweise immer dann steigen, wenn Speisekarten schon gedruckt sind und wenn das Angebot längst kalkuliert war. Also die Gastronomie wird von mehreren Seiten umzingelt, von steigenden Kosten, von wegbleibenden Gästen und von Baustellen, die Freizeitbewegungen verhindern sowie von Dummheit in Politiketagen. Apropos, da will ich nicht nur für die Wirte eine Lanze brechen, dem Einzelhandel geht es genauso. Jetzt beschleunigt sich, was lange prophezeit war.
Wo ist eigentlich die große Solidargemeinschaft, von der bei der ausgerufenen Pandemie immer die Rede war? Hand aufs Herz, da blieben die meisten auch nur deshalb zu Hause, weil die kleine private Angst vorm Sterben angeheizt war wie eine knusprige Fritte. Und nun schwingen manche Reden, dass die da oben in den Regierungslofts helfen sollen. Ich bitte Euch, Regierungen sind zum Reden und Regieren da. Die lösen nichts, die packen nichts an und begießen die Welt um sich herum mit dem Geld, dass ihnen nicht gehört. Der Ruf nach oben geht in die falsche Richtung. Da wohnen keine Retter, sondern Wichtigtuer. Wir müssen uns immer schön selbst am Schopfe fassen und aus dem Sumpf ziehen. Und wenn Ihr das alles nicht wahrhaben wollt, kommt zu mir an den Hassel und macht mit mir eine Führung durch den Sumpf.
Also bis gleich, Euer Olaf vom Hassel.
Nr. 260 vom 23. Juli 2024, Seite 19
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