Kein Frieden in der Zwickmühle
„Stell Dir vor es ist Frieden und alle gehen hin“. Das ist ein Wunsch, den Hans-Günther Pölitz im neuen Programm „Lasst uns in Frieden“ ausspricht. Zum zweiten Mal trumpfen Pölitz und Thomas Müller mit einem Programm zur neuen Spielzeit auf. Auf der Bühne zeigen die beiden Kabarettisten, dass sie nach einem Jahr gemeinsamer Arbeit wunderbar als Duo funktionieren.
Das neue Stück, das am 5. September mit langem Publikumsbeifall Premiere feierte, wird komplett in Reimform vorgetragen. Das hatte Hans-Günther Pölitz schon einmal mit Lothar Bölk in einer aktuellen Faust-Fassung versucht. Diesmal ging es jedoch vorrangig nicht um Hexameter, dem Versmaß der antiken Dichtkunst, sondern um eine gereimte satirische Abhandlung von Krieg und Frieden, auf den man sich neuzeitlich eigentlich keinen Reim machen kann.
Für diese Widersprüche legen die Texte immer wieder den Finger in die Wunde gewandelter Pazifisten und Atomwaffengegner, die man einst bei den Grünen verortete. Überhaupt bekommen Spitzenvertreter der Grünen Partei allesamt ihr Fett weg, inklusive der „Heißluftballon Ricarda Lang“.
Die politischen Verse werden immer wieder von Liedern gespickt, die das Wortprogramm unterhaltsam bereichern. Die Stimmung, die von der Bühne perlt, streichelt ein ostdeutsches Verständnis, dass Waffenlieferung nur mehr Tote erzeugen, denn Frieden einläuten könnte. Autokrat Putin wird zwar nicht zum armen Opfer stilisiert, aber den Teufel einzig in der NATO-Hölle zu suchen, ist als Grundbotschaft im Stück vielleicht etwas zu einseitig dargestellt. Den Premieren-Besuchern hat das jedenfalls gut gefallen und immer wieder für Szenenapplaus gesorgt. Auf jeden Fall ist „Lasst uns in Frieden“ ein Programm, dass niemanden friedlich mit der aktuellen Politik versöhnt und damit ein Kontrapunkt in der Medienlandschaft ist. Und lachen kann man über den intelligenten Witz und die provokante Argumentation auf jeden Fall.
Thomas Wischnewski
Nr. 263 vom 10. September 2024, Seite 13
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