JVA Burg:
Ausbildung hinter Gittern

Das Justizministerium Sachsen-Anhalt möchte junge Menschen für eine Ausbildung in der JVA Burg begeistern. Ein Gespräch mit der Leitenden Regierungsdirektorin Ulrike Hagemann über Chancen und Anforderungen.


Fragen: Tina Beddies-Heinz

Franziska Weidinger, Sachsen-Anhalts Ministerin für Justiz und Verbraucherschutz, begrüßt die Verstärkung für den Justizvollzug. Foto: Peter Gercke/MJ LSA

Kompakt: Frau Hagemann, Sie werben für die Berufsausbildung in der Justizvollzugsanstalt Burg – was ist aus Ihrer Sicht das Reizvolle an diesem Arbeitsplatz?
Ulrike Hagemann: Kein Tag ist wie der andere – das macht einen besonderen Reiz aus. Die Bediensteten hier in der Justizvollzugsanstalt haben mit unterschiedlichen Menschen zu tun, die jeweils eine eigene Geschichte haben. Auf die einzelnen Charaktere einzugehen, ist herausfordernd, aber auch spannend. Unsere Arbeitsplätze sind krisensicher, als Beamter wird man ordentlich bezahlt und wir sehen uns alle als Team – alle halten zusammen. Das Arbeitsklima in der JVA ist familiär, jeder muss sich schließlich auf den anderen verlassen können. Und alle übernehmen eine besondere Verantwortung für unsere Gesellschaft und sorgen für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger.

 

Wie sollte ein Mensch „gestrickt“ sein, der einen Beruf hinter Gittern ausübt?
Wichtig ist, dass Bewerberinnen und Bewerber über Charakterfestigkeit sowie ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein verfügen und vorurteilsfrei sind. Im Alltag müssen sie mit Gefangenen umgehen und sich durchsetzen können, dabei aber deeskalierend und ruhig wirken. Dies erfordert eine gewisse Unerschrockenheit, aber auch Fingerspitzengefühl für die Situation. Darüber hinaus dürfen keinerlei Verbindungen zu strafrechtlich relevanten Kreisen bestehen. Und auf jeden Fall muss man die Arbeit mit Menschen mögen und sich in ein hierarchisches System einordnen können, da der Justizvollzug Regeln folgt.

 

Und welche Voraussetzungen sollten Bewerber mitbringen?
Sie sollten einen Realschulabschluss vorweisen können oder einen Hauptschulabschluss mit erfolgreich abgeschlossener Berufsausbildung. Die Bewerber müssen zudem mindestens 18 und höchstens 37 Jahre alt sein. Ausdrücklich erwünscht sind Bewerbungen von Frauen und Männern, die sich nach einem Start ins Berufsleben umorientieren wollen. Eine wichtige Voraussetzung ist, dass sie uneingeschränkt für die freiheitlich demokratische Grundordnung einstehen und ein beanstandungsfreies Führungszeugnis vorlegen können. In gesundheitlicher Hinsicht gelten für Justizvollzugsbeamtinnen und Justizvollzugsbeamte die gleichen Voraussetzungen wie für die Polizei. Viele chronische Erkrankungen schließen einen Einsatz im Justizvollzugsdienst aus.

 

Was folgt nach einer erfolgreichen Bewerbung?
Zunächst müssen für das Eignungsauswahlverfahren ein Rechtschreib-, ein Allgemeinbildungs-, ein Intelligenzstruktur- und ein Sporttest sowie Rollenspiele absolviert werden. Wer diese besteht, den erwartet schon in der Ausbildung ein fairer Lohn. Zum Beispiel erhält eine ledige Person ohne Kinder aktuell monatlich – mit Vollzugszulage und Anwärtersonderzuschlag in Steuerklasse 1 – rund 1.700 Euro netto Anwärterbezüge, hinzu kommen weitere Leistungen wie Weihnachtsgeld.

 

Wie ist die Ausbildung strukturiert?
Die Ausbildung im Allgemeinen Justizvollzugsdienst wird im Beamtenverhältnis auf Widerruf absolviert und dauert zwei Jahre. Die Kosten trägt das Land. Der erste Monat der Ausbildungszeit ist der Einführungsmonat, in dem die Anwärterinnen und Anwärter in den Betrieb der JVA „hineinschnuppern“ und verschiedene Bereiche kennenlernen. Danach folgt der Grundlehrgang in Thale mit Blockunterricht in allen Fächern, die für die Betreuung und Beaufsichtigung von Gefangenen relevant sind. Es stehen nicht nur Öffentliches Dienstrecht, Psychologie sowie Straf- und Vollzugsrecht auf dem Plan, es finden auch Kurse wie Selbstverteidigung, Vollzugspraxis, Konfliktbewältigung und natürlich Sport statt.


Nach Abschluss des ersten theoretischen Ausbildungsblocks erfolgt die weitere praktische Ausbildung. Während dieser 16 Monate lernen die Anwärterinnen und Anwärter verschiedene Bereiche kennen und trainieren unter Aufsicht eines Praxisanleiters das Gelernte anzuwenden. Die praktische Arbeit wird immer durch Unterrichtseinheiten und Lehrgänge ergänzt.


Im Anschluss folgt der zweite Theorieblock, der Fachlehrgang, in Thale. Hier werden die im Grundlehrgang unterrichteten Fächer vertieft und auf die Abschlussprüfung – auch Laufbahnprüfung genannt – vorbereitet. Der Fachlehrgang endet mit einer schriftlichen und mündlichen Prüfung. Hierbei werden in der Regel alle Auszubildenden, die die Prüfung bestehen, vom Land Sachsen-Anhalt in das dreijährige Beamtenverhältnis auf Probe übernommen, das dann in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit mündet.

 

Welche personellen Voraussetzungen erwarten diejenigen, die eine Ausbildung in der JVA Burg absolvieren?
Bei uns sind fast 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlicher Professionen tätig. Eingerechnet sind die Frauen und Männer, die für einen privaten Partner arbeiten und den Justizvollzug zum Beispiel bei Sicherheits- und Verwaltungshilfsdiensten sowie im Sozialpsychologischen und Gesundheitsbereich unterstützen. In der Anstalt sind derzeit rund 220 uniformierte Beamte des Allgemeinen   Justizvollzugsdienstes tätig, die sich unmittelbar um die Betreuung und Beaufsichtigung der Gefangenen kümmern. Hinzu kommen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung, im Psychologischen und im Sozialen Dienst, im Medizinischen Bereich sowie im Werkdienst.

Für den Ausbildungsstart 2025 sind Bewerbungen bis Ende Februar 2025 möglich. Wer sich schnell bewirbt, hat frühzeitig die Zusage in der Tasche. Alle Infos gibt es online: www.justizkarriere.de

Nr. 263 vom 10. September 2024, Seite 20

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