Influencer – zwischen
Realität und Schein

Licht, Kamera, Action. Sie sind heutzutage kaum noch wegzudenken, überall in den sozialen Medien begegnen uns Influencer, die Werbung für Produkte machen und uns überzeugen wollen, wie gut diese sind und dass wir ohne dieses eine Produkt nicht mehr leben können. Jeder hat eine Meinung zu diesem Job, falls es überhaupt als ein Job angesehen wird, da Influencer überall zu finden sind und ein neuer Traumjob der jüngeren Generation zu sein scheint.


Sie nehmen uns mit in ihren Alltag, in ein ganz “normales” Leben, ungestellt und voll natürlich soll es wirken. Licht, Kamera, Action, dann wird die Community gegrüßt und ein super einfaches und mega gesundes Frühstück mit dem Matcha Latte gepostet. #geradeaufgewacht. Die Haare liegen immer super nach dem Aufstehen und das Makeup sitzt so perfekt, dass viele das als eine Realität ansehen und nicht hinterfragen, dass das nicht das normale Leben ist. Dadurch kann man als Nutzer, der sich diese Fotos und Videos ansieht, schnell verunsichert werden und sich einen Druck nach Perfektion aufbauen, um genauso natürlich schön aufzuwachen wie sein Idol.


Dadurch, dass sie Ausschnitte aus ihrem realen Leben zeigen, und wenn es nur ein Spaziergang ist, um #gesund zu bleiben, wirkt es für den Nutzer authentisch und ungestellt, vertrauensvoll, wodurch die Zielgruppe angesprochen wird, und sie ihre Produkte besser bewerben können, als beispielsweise normale Werbeanzeigen. So kann bei dem gesunden Spaziergang der neue tolle Laufschuh vermarktet werden, der sich anfühlt, als würde man auf Wolken gehen. Aber diese Lebensausschnitte reichen, in denen Hobbys und Interessen gezeigt werden, damit sich Menschen mit dem Content und somit der Person dahinter, dem Influencer, identifizieren. Genau diese Identifizierung und die gespielte Normalität nutzen erfolgreiche Influencer, um ihre Followeranzahl zu halten und auszuweiten.


Sie bewerben ihre Produkte immer positiv, wie mega gut der Schuh war, oder das hundertste Müslipaket, wodurch ein positiver Eindruck entsteht zu diesen Produkten. Daran orientieren sich die Follower, da Menschen sich wie Herdentiere an anderen Menschen orientieren. Sie bekommen eine Bestätigung, dass es gut ist, dieses umworbene Produkt zu kaufen.


Ohne diese Kooperationen mit Marken, von denen die Influencer die Produkte anpreisen, funktioniert Influencer sein einfach nicht. Auch wenn viele von ihnen meinen, dass sie die Kooperationen nur auswählen, hinter denen sie auch persönlich stehen, mit welchen sie sich auch identifizieren können, können sie ohne diese nicht auskommen. Sie bekommen mit ihren normalen Posts von Fotos und Videos zwar Likes, welche ihnen auch Geld einbringen, aber ohne das Geld, welches sie aus den Kooperationen erhalten, können sie sich nicht über Wasser halten. Etwas, was viele Außenstehende, die diesen Beruf nicht ausüben, nicht nachvollziehen können, dass Influencer ein „richtiger“ Job ist, der viele positive, aber auch negative Seiten mit sich bringt.


In unseren Köpfen zeichnet sich vermutlich zum Bild eines Influencers ein junger Mensch, gut gestylt und perfekt frisiert, ab. Er steht entspannt auf, trinkt seinen überteuerten Kaffee, knipst ein paar Bilder davon und von sich, lädt diese dann hoch und hat ansonsten frei. Jedoch ist es nicht so einfach, wie es zu sein scheint. Eine Influencerin äußerte sich zu den positiven, wie auch negativen Seiten ihres Jobs und berichtet zum einen, von dem Reiz an dem Job, viel zu erleben und dadurch interessante neue Menschen kennen zu lernen. Man hätte das Gefühl, etwas mit seiner Stimme zu erreichen, Menschen zu motivieren und bekommt davon positive Rückmeldung von der Community. Der Job bietet Flexibilität, wie kaum ein anderer, man kann zu jeder Zeit genau das teilen, was man möchte, sich für die Kooperationen entscheiden und diese kreativ umsetzen, wofür man am Ende gut entlohnt wird.


Aber wie es immer ist, hat diese positive Seite auch eine Schattenseite. So hat man als Influencer zwar flexible Arbeitszeiten, aber auch den ständigen Zwang und Druck, etwas hochladen zu müssen, was sehr zeitaufwendig ist. Viele Fotos und Videos müssen vorher bearbeitet und geschnitten werden, bevor sie online gehen. Durch den Druck, immer auf der Bildfläche zu erscheinen, gibt es auch kaum freie Tage, in denen man einfach nichts hochlädt. Man könnte das natürlich einfach tun, aber es ist der unsichtbare Zwang da, immer präsent zu sein, seinen Followern etwas zu zeigen, bevor sie sich von einem abwenden oder auf einen losgehen. Es gibt aber auch viele Leute, die den Influencern folgen und nicht nur positive Rückmeldungen hinterlassen. Hasskommentare und Respektlosigkeit, dass man als Influencer nicht alles aus seinem Privatleben teilt, wie zum Beispiel den Partner. All das kann auch an der mentalen Gesundheit eines Menschen kratzen.


Diese negativen Seiten werden oft beim Zeichnen des Bildes eines Influencers vergessen und es wird nicht als harte Arbeit angesehen, die es aber zu sein scheint. Denn die Menschen, die einem dann folgen, sind dann meistens die, die den größten Druck ausüben. Doch man darf auch nicht vergessen, dass Influencer eine scheinbar perfekte Welt zeigen und nicht die Realität, womit sich Menschen schnell verunsichert fühlen können. Influencer sein ist ein Beruf, bei dem Produkte immer als nötig verkauft werden und man sollte immer bedenken: Braucht man das alles wirklich?


Nina Braune

Nr. 263 vom 10. September 2024, Seite 22

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