Vom Traum, Künstler zu werden

Foto: Ana Krach/pixabay

Künstlerische Tätigkeiten üben eine magische Wirkung auf manche Menschen aus. Mit einer Karriere als Maler, Schriftsteller, Schauspieler, Musiker oder Designer verbinden sich kreative Tätigkeiten, eine ständige Neuerschaffung von Botschaften und eine hohe Selbstverwirklichung. Existenzielle Sicherheit wird heute ebenfalls großgeschrieben. Und da sieht es bei den freiberuflichen Kreativen oft mager aus. Die Mehrzahl der Künstler lebt in prekären Verhältnissen. Laut Magdeburger Finanzamt wohnt in der Landeshauptstadt nur ein einziger Musiker, der seine Einkünfte ausschließlich aus seiner Musik heraus erwirtschaftet. Andere studierte Musiker brauchen weitere Jobs. Manche sind als Lehrer tätig, arbeiten angestellt in einem Orchester oder bessern ihr Einkommen mit Gelegenheitsjobs auf.


Grundsätzlich müssen freiberuflich Selbstständige mit unregelmäßigen Einkünften rechnen. Einige haben Glück und finden Anschluss an eine öffentliche Förderung, zeitweise einen Lebenszuschuss per Stipendium oder erringen vielleicht mal ein Preisgeld. Als Vorbilder werden oft Berühmtheiten gesehen, solche wie Neo Rauch, der sechsstellige Preise für seine Gemälde aufrufen kann, aber immerhin arbeitete er außerdem von 2005 bis 2009 an der Leipziger Akademie und war dort anschließend als Hochschullehrer und Honorarprofessor tätig.


Laut einer Umfrage unter den Kreativen von 2024 beträgt das durchschnittliche Jahresgehalt 57.796 Euro. In diese Zahl fließen jedoch die Spitzenverdiener ein. Der typischste Verdienst liegt im Schnitt bei 20.522 Euro. Seit 1983 gibt es die Künstlersozialkasse, über die in Deutschland lebende Künstler kranken- und rentenversichert sind und somit für das Alter vorsorgen können. Das Künstlersozialversicherungsgesetz (KSVG) wurde erstmals zum 1. Januar 1983 wirksam, um selbstständige Künstler und Publizisten pflichtweise in die gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung einzahlen zu lassen. Aktuell sind hier rund 191.000 Künstlerinnen und Künstler versichert. Bei insgesamt im Jahr 2022 gemeldeten 6.252.400.000 Euro Honoraren betrug der Bruttodurchschnittsverdienst im Jahr über alle künstlerischen Berufe 32.718 Euro.


Die Corona-Pandemie traf viele Künstler in Mark und Bein. Plötzlich war die Lebensbestimmung eingefroren. Zwar gab es Unterstützungen, aber für viele waren die Zuschüsse nur einen Tropfen auf einen heißen Stein. Manche hängten ihre Berufung an den Nagel und nahmen Jobs in der Gastronomie oder anderen Dienstleistungsbereichen auf.


Inzwischen treibt viele Kreative eine neue Existenzangst um. Künstliche Intelligenz kann Songs kreieren, Texte entwerfen, Videos schneiden und Fotos nach Wunsch erzeugen. Und das in der Regel mit sehr passablen Ergebnissen und viel schneller als das ein Mensch könnte. Dies funktioniert allerdings nur, weil die Daten aus Musik, Sprache, Texten oder Bildern billionenfach vorliegen und die KI damit gefüttert wird. Der Urheberrechtsanspruch auf die einzigartige künstlerische Leistung wird von dieser Entwicklung unterlaufen. Einzelne Künstler werden sich mit ihren besonderen Ideen sicher immer durchsetzen, aber ob die Zukunft Künstler ein Traumberuf für viele bleibt, steht in den Sternen.

 

Thomas Wischnewski

Nr. 263 vom 10. September 2024, Seite 19

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