Scharfe Sprüche:
Intel- oder Börde-Chips

Oh, welche Wunderwurst hatten wir uns vor zweieinhalb Jahren gestopft. Der Chip-Gigant Intel kündigte den Bau einer Mega-Fabrik auf bestem Bördeboden am Rande Magdeburgs an. Die Zutaten sind Euch allen gut bekannt: Einen Riesen-Schlag Förder-Sahne sollte es geben. Und überall frohlockte es, dass die Ottos von der Elbe bald die Chips der Zukunft bauen würden. Nun haben wir den Salat.


Beruhigungs-Häppchen werden in Staatskanzlei und Rathaus verabreicht. Denn in zwei Jahren solle die Intel-Suppe mit Verspätung erneut angerührt werden. Ich sage lieber: Schuster, bleib bei deinen Leisten! Wir können doch selbst die weltbesten Chips herstellen. Auf bestem Bördeboden gedeihen beste Kartoffeln. Und daraus kann man eine Menge leckerer Kartoffelchips produzieren. Ich weiß, der regionale Schlauberger wird jetzt einwenden, dass wir am Standort in Oschersleben – also gleich um die Eulenberg-Ecke – mit der Firma Agrarforst bereits seit 1992 einen Kartoffelveredler haben, der jährlich rund 140.000 Tonnen bester Erdäpfelsorten in Chips und Pommes verwandelt. Aber vielleicht könnten wir einfach Weltmarktführer werden und die Kontinente mit Börde- statt mit Intel-Chips überschütten. Klar, das wird nicht funktionieren, denn Deutschland ist ja auf Talfahrt im Ranking der Industriestandorte. Wenn die Entwicklung so weitergeht, werden hier weder neue Chip-Fabriken für die Erdäpfel-Veredelung noch welche Mikro-Prozessoren gebaut.


Um die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Deutschen ist es schlecht bestellt. Die Blechlawine in Wolfsburg rollt auch nicht mehr wie geschmiert. Die Polit-Gourmets in Berlin haben ganz schön viel Salz in die Suppe gestreut. Aus zu viel Liebe zum Land kann das wohl kaum passiert sein. Ich sage ja gern, wer ein guter Koch werden will, muss weniger daran glauben, als vielmehr dafür tun. Die Berliner-Volksköche scheinen mir eher permanent mit kaltem Wasser eine heiße Brühe anrichten zu wollen. Jedenfalls haben wir nun eine Wirtschaft, in deren Küche wenig Schmackhaftes herauskommt und dafür hungrige Bürgerkunden im Gastraum, deren Mäuler nicht mehr mit Phrasen gestopft werden können.


Das Rezept der deutschen Niedergangswurst zum Mitschreiben: Man nehme Corona-Maßnahmen-Kohl, Inflation-Brühe, Energiepreis-Würze, Gesetzes-Hackfleisch und Baustellensalat. Rühre alles gut mit kaltem Wasser um – bloß keine Heizung anstellen – und serviere das Ganze mit aufgeschäumten Sprechblasen.


Gerade ist die Curry-Wurst 75 Jahre alt geworden. Aus diesem Jubiläums-Anlass bleibe ich schön bei den bewährten Zutaten und mache auf Wunsch jede Soße so scharf, wie sie den Gästen mundet. Also dem Olaf, dem Robert und dem Christian biete ich am Hassel gern Wirtschaftsfachlehrgänge an. Ich glaube, dafür fehlt es ihnen an Weiterbildungseinsicht. Mit Glauben allein lässt sich leider keine Imbissbude betreiben, aber auch kein Land steuern.


Also bis gleich, Euer Olaf vom Hassel.

Nr. 264 vom 24. September 2024, Seite 25

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