Zurück zu den Wurzeln
Dominique Schaak, Sachsen-Anhalts einziger professioneller Automobilrennfahrer, zieht nach seinem Premierenjahr in der Nascar-Serie Bilanz.
Von Rudi Bartlitz

Während im Herbst hierzulande populäre Sportarten wie Fußball oder Handball ersten Highlights entgegenstreben, wird bei den Motorsportlern zur selben Zeit fast überall die schwarz-weiß-karierte Flagge geschwenkt. Was so viel heißen soll wie: Halali, die Saison ist vorüber. Zeit, Bilanz zu ziehen. Das ist bei Dominique Schaak nicht anders. Sachsen-Anhalts einziger professioneller Automobilrennfahrer hat seinen feuerfesten Overall nach dem Finale Anfang Oktober im belgischen Zolder erstmal etwas weiter hinten im Schrank verstaut. Nach der Hatz über sieben europäische Parcours in Spanien, Italien, England, Tschechien, Deutschland, den Niederlanden und Belgien stehen jetzt gemeinsam mit seinem Team Bremotion aus Frankfurt/Main erste Manöverkritiken an.
Ein ehrliches Fazit vorweg. Die Saison 2024 habe „nicht unseren Erwartungen entsprochen“, so Bremotion-Geschäftsführer Patrick Brenndörfer. Ein wenig ausgenommen von der Kritik des Teamchefs ist Schaak, der seine erste Saison in der für Neueinsteiger ziemlich schwierigen Nascar-Serie absolvierte. „Dominique konnte sich kontinuierlich steigern“, erkennt Brenndörfer an, „und zwei Podien feiern“. Und auch der Magdeburger selbst zeigt sich im Kompakt-Gespräch durchaus angetan von seinen Auftritten. Vor allem in der zweiten Saisonhälfte kam er immer besser zurecht.
„Ich bin in jedem Rennen schneller geworden“, resümiert er. „Bei den Rundenzeiten konnte ich mit den Top Ten mithalten.“ Und wo konnte er (noch) nicht mithalten? „Das ist eindeutig das Qualifying.“ Ausgerechnet jene „Teildisziplin“, in der die wichtigen Weichen für die Startaufstellung in Rennen gestellt werden. Wer da zuweilen nahezu zwei Dutzend Wagen vor sich hat, der hat es am Ende eben schwer, ganz nach vorn zu gelangen. Trotzdem sagt er: „Am Ende wurde es in der Gesamtwertung Platz 17 von 34 Startern. Darauf kann man aufbauen.“ Aufbauen heißt: Auch 2025 wird der 34-Jährige sich wieder in seinen Chevrolet Camaro mit der Startnummer 99 schwingen. Eine Zahl übrigens, an der er gern festhalten wolle. „Sie gefällt mir einfach, könnte so etwas wie meine Glückszahl werden.“ Außerdem, schiebt er nach, sei 1999 das Jahr, in dem er mit dem Motorsport begonnen habe. Sage noch einer, Rennfahrer hätten keine Marotten …
Wichtiger ist allerdings, worauf Schaak im Gespräch immer wieder hinweist: Für ihn und die Mitstreiter in den anderen Boliden (neben Chevrolet gingen noch Ford und Toyota an den Start) bedeuten Nascar-Autos brutal harte körperliche Arbeit. Mehr als in anderen Serien. „Wir haben keine Traktionskontrolle, kein ABS, kein ESC. Geschaltet werden muss mit der Hand mit Zwischengas.“ Konkret heißt das: Der Magdeburger sitzt in einem Chevrolet Camaro V8, dessen Schaltung nur über vier Gänge verfügt. Besaß Schaaks vorheriger Wagen, ein Mercedes AMG, auf dem Lenkrad noch 13 Knöpfe, die es in den jeweiligen Situationen zu bedienen galt, ist jetzt nur noch einer übrig geblieben.
Beim Camaro handelt es sich um ein Auto, das 1.200 Kilo wiegt, etwa 500 PS entwickelt und bei dem der Tacho Geschwindigkeiten bis zu 270 Stundenkilometer anzeigen kann. Die Kosten des Fahrzeugs mit einem Verbrauch von etwa zwei Litern pro Kilometer (!) bewegen sich im unteren sechsstelligen Bereich. Und noch zwei Dinge sind symptomatisch: „Der Wagen verzeiht keine Fehler.“ Das war eine der ersten Erkenntnisse des inzwischen zweifachen Familienvaters; nach Tochter Mia (2) kam Ende September Sohn Mika hinzu. „Einmal etwas richtig falsch gemacht – und du kannst den Ausgang des Rennens vergessen. Hinzu kommt der fast unerträgliche Lärm, den der V8-Motor erzeugt. Am Ende bist du erst einmal eine Weile nahezu taub.“
Mit dem Start in der Nascar-Serie war für Schaak, zu dessen Sponsoren auch diese Zeitung gehört, in diesem Jahr ein großer Kindheitswunsch in Erfüllung gegangen. „Schon als Jugendlicher, als ich noch Kart-Rennen gefahren bin, habe ich davon geträumt, einmal in dieser Serie mitzumachen“, gesteht er. „Wenn du das willst, haben sie mir damals gesagt, musst du allerdings nach Amerika gehen. Aber jetzt ist Nascar eben nach Europa gekommen.“ Über seinen allerersten Nascar-Auftritt, ausgerechnet auf seiner Heimatbahn in Oschersleben (wo er im Juli auch die Hochzeit mit seiner Mandy feierte), schwärmt er: „Als wir bei einer Präsentation vor Tausenden Zuschauern quer durch die Stadt gefahren sind und bejubelt wurden, habe ich mich gefühlt wie ein Rockstar.“
Für ihn ist Nascar wie eine Rückkehr zu den Wurzeln des Motorsports. „Das ist Racing pur“, erklärt Schaak. „Deshalb habe ich einst angefangen, Rennen zu bestreiten. Hier zählt noch der Kampf Fahrer gegen Fahrer. Hier zählt noch, mehr als in anderen Klassen, das Können und Geschick der Piloten. Hinzu kommen die direkte Nähe zu den Fans und das ganze Spektakel rund um die Rennen.“
KOMPAKT
Was sind Nascar-Rennen?
Nascar-Rennen gehören in ihrer Heimat USA zu den populärsten Sportveranstaltungen des Landes. Große Rennen besitzen Volksfestcharakter. Die vermeintliche Seriennähe der Fahrzeuge sowie akzeptable Eintrittspreise und ein relativ offenes Fahrerlager sind Gründe dafür. Wobei die Abkürzung NASCAR für „National Association for Stock Car Auto Racing“ steht. Der Name leitet sich von „Stock Car“ (dt. Serienfahrzeug) ab, da ursprünglich nur modifizierte Großserienfahrzeuge eingesetzt werden durften. Inzwischen kommen bei den auf Ovalkursen gefahrenen Rennen streng reglementierte, fast identische Rennfahrzeuge mit Tourenwagen-Silhouetten zum Einsatz, die aktuellen Serienmodellen nur äußerlich ähneln. Das Antriebskonzept, ein 5,7 Liter großer V8-Motor mit zentraler Nockenwelle und Hinterradantrieb, spiegelt den technischen Stand der frühen 1970er-Jahre in den USA wider. Dennoch werden Höchstgeschwindigkeiten über 350 km/h erreicht. 2004 fuhr Rusty Wallace bei einem Test mit einer Höchstgeschwindigkeit von 367 km/h einen inoffiziellen Rundenrekord von 355 km/h.
Die Geschichte der Nascar begann eigentlich in der Zeit der Prohibition in den Staaten. Als Erzeugung, Verkauf und Versendung alkoholischer Getränke verboten waren, gab es große Schmugglerringe, deren Fahrer nachts illegal produzierten Alkohol durchs Land transportierten. Dazu frisierten die Schmuggler – auch „Bootlegger“ genannt – ihre Autos, um den Polizei-Streifenwagen zu entkommen. Dazu gehörten gewagte Fahrmanöver wie der Bootleg-Turn, eine aus US-Filmen bekannte 180-Grad-Wendung mit Vollgas, die verhindert, dass die Fahrer an Straßensperren geschnappt wurden. Später begannen die Bootlegger dann an Wochenenden Rennen abzuhalten.
Nr. 266 vom 22. Oktober 2024, Seite 21
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