Standpunkt Breiter Weg:
Die Problem-Babyboomer

Die Generation der zwischen 1954 bis 1969 Geborenen nennt man wegen der geburtenstarken Jahrgänge Babyboomer. Inzwischen haben über drei Millionen davon das Rentenalter erreicht. Weitere 16 Millionen wollen bis 2036 in den Ruhestand gehen. Im selben Zeitraum rücken aber nur 12,5 Millionen junge Menschen, die ins Berufsleben eintreten, nach. Das gerade vom Ampel-Kabinett beschlossene Rentenpaket, dass im Bundestag diskutiert wird, sichert der Boomer-Generation die Pfründe. Unter dem Strich klaut es der jungen Generation die Zukunft. Und dabei wollten Eltern doch stets, dass es den Kindern mal besser ginge. Doch die Zunahme an Rentnern und weniger nachrückenden Arbeitskräften wird zu Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt führen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen wollen. Einerseits steigen alle Sozialbeiträge für Beschäftigte und Arbeitgeber, andererseits verknappt sich die Anzahl der Arbeitskräfte. Hinzu kommt, dass aufgrund gestiegener akademischer Ausbildungen zahlreiche junge Menschen dem Arbeitsmarkt erst später zur Verfügung stehen. Aktuell sind 21 Prozent der 21- bis 24-Jährigen noch in der Bildungsphase. Tendenz steigend. Es ist nicht so, dass es keine jungen und motivierten Leute gäbe. Aber in der Summe sind sie einfach zu wenige, bei gleichzeitiger Meinung, warum sollte man sich anstrengen, wenn die Zukunft ohnehin nicht rosig sein wird.


Da fragt man sich, wie wollen Menschen mit späterem Eintritt ins Erwerbsleben überhaupt 45 Jahre versicherungspflichtige Beitragszahlung erreichen? Darüber, dass sich gleichzeitig noch Arbeitszeiten verkürzen sollen, wird meistens gar nicht geredet. Dazu steigen von Jahr zu Jahr die Arbeitsausfalltage und die psychischen Beeinträchtigungen nehmen zu. In Deutschland hat sich offenbar in allen Lebensbereichen eine Augen-zu-und-durch-Mentalität ausgebreitet. Und daran sind wir Babyboomer mit verantwortlich. Wenn die zahlenmäßig größten Generationengruppen ein Anspruchsdenken für Urlaub, Freizeit, Belastungsvermeidung und Frühverrentung pflegen, was soll dann beim Nachwuchs ankommen? Soziale Sicherheit hat sich in der Vorstellungswelt der Deutschen scheinbar zu einem unumstößlichen Naturgesetz entwickelt.


Das Selbstverständnis der Deutschen, ein fleißiges Volk zu sein, ist längst ad absurdum geführt. Und warum können die Anhänger von „Fridays for Future“ laut skandieren: „Wir sind jung, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, aber keine Silbe über die Lasten verlieren, die ihnen für Abgaben und Verschuldung aufgebürdet werden? Die Babyboomer sind viele, haben jedoch gleichzeitig weniger Kinder in die Welt gesetzt. Dank Pille und Abtreibung wurde die private Familienplanung auf dem Altar der eigenen Karriere geopfert. Wegen der drohenden Verwerfungen in allen sozialen Systemen wird auf das Thema Zuwanderung wie auf eine esoterische Kur geblickt. Es mögen sich zahlreiche fleißige Migranten in Deutschland einbringen, doch ohne kulturelle Reibungen wird sich Integration nicht erfüllen, zumal Menschen aus anderen Kulturkreisen sich kaum in unseren Kulturangeboten heimisch fühlen. Die Boomer werden unsere traditionelle Kultur noch eine Weile beatmen. Wie lange das funktioniert, steht in den Sternen.


Thomas Wischnewski

Nr. 266 vom 22. Oktober 2024, Seite 2

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