Von der Oper zum Musical und zurück? Alles ist möglich!
Seit Beginn der aktuellen Spielzeit gehört die lyrische Koloratursopranistin Elvire Beekhuizen zum Opernensemble des Theaters Magdeburg. Zum zweiten Mal in ihrer Laufbahn wechselt die Niederländerin das Genre und steht im Musical „Anything goes“ auf der Bühne.
Von Tina Beddies-Heinz
Es ist früher Nachmittag und eigentlich könnte sich Elvire Beekhuizen nach den Proben in die Pause verabschieden, bevor sie später am Tag erneut auf der Probenbühne auf dem Grundstück der Werkstätten des Theaters stehen muss. Doch das Musical von Cole Porter „Anything goes“ – zu Deutsch: Alles ist möglich – feiert am 9. November Premiere und bis dahin gibt es noch einiges zu tun. So wird die gebürtige Niederländerin beispielsweise zur Kostümprobe gebeten, obwohl sie darauf gehofft hatte, für ein paar Stunden in ihrer Wohnung in Stadtfeld entspannen zu können. „Ich bin ziemlich müde“, gibt die Opernsängerin zu, lacht und macht anschließend eine Handbewegung, als könnte sie auf diese Weise die Müdigkeit beiseite wischen.
Seit Beginn der Spielzeit 2024/25 gehört Elvire Beekhuizen zum Opernensemble des Theaters Magdeburg. Zuvor war sie Mitglied im Opernstudio des Theaters Lübeck und stand unter anderem als Johanna in „Sweeney Todd“, als Marie in „La fille du régiment“, als Adele in „Die Fledermaus“ und als Schleppträgerin in „Elektra“ auf der Bühne. Nun ist Magdeburg seit wenigen Monaten ihr neues Zuhause. Gemeinsam mit ihrem Mann Szymon, der als Bühnenregisseur arbeitet, ist sie hergezogen. Auch wenn neben dem beruflichen Alltag kaum Zeit bleibt, die Stadt zu erkunden, fühlt sich die 34-Jährige hier wohl. „In Stadtfeld haben wir uns natürlich schon umgesehen und auch die wichtigsten Adressen in Magdeburg kennen wir. Aber ich bin mir sicher, es gibt noch viel Interessantes zu entdecken“, sagt Elvire Beekhuizen.
Ähnliches gilt für ihren Arbeitsplatz. „Bei der Vielzahl an Menschen, die am Theater Magdeburg arbeiten, ist es unmöglich, in so kurzer Zeit alle kennenzulernen. Die meisten kenne ich natürlich aus dem Bereich, in dem ich tätig bin: Musiktheater“, erzählt die Opernsängerin und fügt an: „Die Menschen hier sind sehr zugänglich und das erleichtert einen Neustart immens.“ Und neben all den Herausforderungen, die ein Neuanfang in einer unbekannten Stadt mit sich bringt, ist da noch dieses Musical! Elvire Beekhuizen, die in „Anything goes“ die Rolle der Hope Harcourt spielt, lacht und ihre Augen strahlen dabei. „Kein Wunder, dass ich so müde bin – Musical bin ich einfach nicht gewohnt.“ Dann wird die gebürtige Niederländerin etwas ernster und erklärt: „Als Opernsängerin kann ich mich auf meinen Text und meinen Gesang konzentrieren. Bei einem Musical muss ich jedoch Dialoge sprechen, singen und auch noch tanzen! Hinzu kommt, dass ich die Dialoge möglichst in akzentfreiem Deutsch präsentieren möchte und das ist nun wahrlich keine einfache Aufgabe.“
Elvire Beekhuizen lächelt erneut und man merkt anhand ihrer Erzählungen und ihrer Mimik, dass sie trotz der Herausforderungen Spaß bei der Arbeit hat und auch zu Scherzen aufgelegt ist. Nach „Sweeney Todd“ in Lübeck ist „Anything goes“ das zweite Musical, bei dem sie auf der Bühne steht. Das Musical, dessen Gesangstexte und Musik aus Cole Porters Feder stammen, wurde 1934 in New York uraufgeführt. Die Geschichte dreht sich um eine illustre Gesellschaft, die an Bord des Transatlantikliners S.S. America von New York nach London reist. Mit dabei sind unter anderen die Nachtclubsängerin und ehemalige Laienpredigerin Reno Sweeney, die finanziell angeschlagene Witwe Evangeline Harcourt in Begleitung ihrer Tochter Hope und des – als reicher Schwiegersohn auserkorenen – Engländers Sir Evelyn Oakleigh, der als Pfarrer verkleidete Gauner Moonface Martin, ein geistlicher Würdenträger in Begleitung zweier missionierter Chinesen, die die Passagiere abzocken, der Börsenmakler Elisha Whitney und – neben Reportern, FBI-Agenten und dem Schiffspersonal – dessen Assistent, Billy Crocker, der sich als blinder Passagier einschleicht, um die Heirat Hope Harcourts mit Sir Oakleigh zu verhindern.
Das klingt nach einem großen Vergnügen. „Ja, absolut!“, meint Elvire Beekhuizen. „Es ist eine großartige Erfahrung, an diesem Musical mitzuwirken.“ Neben der bereits erwähnten sprachlichen und tänzerischen Herausforderung, zwinge sie auch der gesangliche Part, neue Wege zu beschreiten. „In einer Oper liefert die Musik viele Informationen, im Musical hingegen liegt es an mir, die Informationen zu interpretieren und entsprechend umzusetzen – das ist eine Arbeitsweise, die ich sonst nicht gewohnt bin. Hinzu kommt, dass ich mir selbst treu bleiben möchte, was den Gesang betrifft, gleichzeitig soll meine Interpretation aber nicht nach Oper klingen.“ Fast unmerklich schüttelt die Niederländerin den Kopf, zuckt mit den Schultern und sagt dann lächelnd: „Oper ist eben mein Ding. Aber es ist interessant, die eigene Komfortzone zu verlassen.“
Schon als Kind habe sie sich für die Oper begeistern können. „Meine Eltern sind beide Musiker und beschäftigen sich vor allem mit alter Musik, also vom frühen Mittelalter über die Renaissance bis zum Spätbarock“, erzählt die 34-jährige Sopranistin. Neben der Musik sei sie als Kind auch von den Kostümen fasziniert gewesen. „Und diese Faszination hat mich nie wieder losgelassen.“ Bereits im Grundschulalter nahm sie Gesangsunterricht. Später besuchte sie das renommierte Koninklijk Conservatorium (Königliches Konservatorium) in Den Haag und das Conservatorium an der Hogeschool voor de Kunsten (Kunsthochschule) in Utrecht. Inzwischen ist Elvire Beekhuizen eine gefragte Koloratursopranistin. Im gesanglichen Kontext bezeichnet der Begriff Koloratur aufwendige Verzierungen, schnelle Passagen und komplizierte Gesangsläufe, die mit Präzision und Klarheit ausgeführt werden. Paradebeispiele für entsprechende Rollen sind beispielsweise die Königin der Nacht aus Mozarts „Zauberflöte“ oder Lucia aus Donizettis „Lucia di Lammermoor“.
Wer Elvire Beekhuizen in ihrer ersten Spielzeit am Theater Magdeburg erleben möchte, hat nicht nur im Musical „Anything goes“ die Chance. Auch als Frasquita in „Carmen“ sowie im Wandel-Musiktheater „Die unbedingten Dinge“ und in der Kinderoper zum Mitmachen „Die Zauberflöte“ steht sie auf der Bühne.
Nr. 267 vom 5. November 2024, Seite 14
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