Gedanken- & Spaziergänge im Park: Umweltgift und Berliner Krise

Gerd amüsierte sich wieder einmal köstlich: „Stell dir vor, was ich am 29. Oktober auf der Webseite T-Online las, die übrigens nicht zur Telekom gehört, wie man annehmen könnte, sondern zum Ströer-Konzern, einem der ganz Großen im Werbegeschäft. Bei dem Artikel ging es um die heftigen Preiserhöhungen für Benzin und Diesel, die im nächsten Jahr zu erwarten sind, da die CO2-Steuer pro Tonne CO2-Ausstoß um fast 20 Prozent steigt, von 45 auf 55 Euro! Das wären dann über 17 Cent CO2-Steuer pro Liter Benzin, statt 14, wie bisher.“ „Und was soll daran komisch sein?“ „Nein, dass nicht, denn das ist schlimm und wird weiter alle Transporte verteuern und damit uns Endverbrauchern wieder mehr Geld aus den Taschen ziehen. Nein, amüsiert hat mich die Titelzeile dieser Mitteilung. Die lautete nämlich: Die Steuer auf das Umweltgift CO2 steigt im kommenden Jahr – und damit auch die Preise für Benzin und Diesel. Kohlendioxyd als Umweltgift einzustufen! Es ist doch ein normaler Bestandteil der Luft. Ich frage mich, ob dieser Redakteur auch nur die geringste Ahnung von Makrobiologie hat.“ „Wahrscheinlich nicht. Denn obwohl CO2 nur einen Anteil von etwa höchstens 0,04% in der Atmosphäre hat, wäre das Leben auf der Erde ohne CO2 unmöglich. Tiere und Menschen produzieren CO2 auf natürliche Weise, indem sie ausatmen. Pflanzen nehmen es auf und wandeln es durch die Photosynthese in Zucker um. Im Gegenzug produzieren sie Sauerstoff, den Tiere und Menschen einatmen, umwandeln und wieder als CO2 ausatmen. Ein ewiger Kreislauf.“ „Auch die Festlegung auf einen Grenzwert für das CO2 in der Atmosphäre hat etwas Irreales und spricht für menschlichen Größenwahn. Als ob wir wirklich in der Lage wären, das alles zu steuern und das Klima zu regeln, wie wir es gernhätten.“

 

Bessere Warmzeiten

 

„Mich bewegt auch die Frage, ob die Klimaerwärmung überhaupt so eine Katastrophe wäre, wie es uns ständig gepredigt wird. Gehen wir einmal weit in der Erdgeschichte zurück. Vor gut 200 Millionen Jahren soll der CO2-Anteil in der Atmosphäre zehnfach höher gewesen sein, etwa 0,4 Prozent. Es war damals wesentlich wärmer, Arktis und Antarktis waren eisfrei und es herrschte überall eine üppige Vegetation. Und da darfst du sicher sein, diese Erderwärmung war nicht menschengemacht, wie man von dem jetzigen Klimawandel behauptet.  Dinosaurier lebten zu dieser Zeit auf der Erde – auch hier. Sie waren ein Erfolgsmodell der Evolution und überlebten 170 Millionen Jahre lang, bis sie nach einem Meteoriteneinschlag ausstarben. Nicht wegen der Wärme oder Erderhitzung, wie man im heutigen Katastrophendeutsch gerne sagt.“ „Du brauchst nicht unbedingt so weit zurückzugehen. Auch die Menschheitsgeschichte zeigt eindeutig, dass es in den Warmzeiten den Menschen besser ging. Kaltzeiten brachten dagegen immer Hunger und Not und eine deutlich erhöhte Sterblichkeit. Ist ja auch einleuchtend. Die letzte Eiszeit dauerte etwa von 100.000 bis 11.000 vor unserer Zeitrechnung, Mehrere hundert Meter dicke Eismassen bedeckten ganz Nordeuropa, bis zur Elbe und auch die Alpen. Die damals hier existierenden Menschen haben es kaum überlebt.“ „Ja, die hätten gewiss nichts gegen eine Erderwärmung gehabt!“


Interessant ist, dass der Klimaforscher Mojib Latif vor einigen Tagen der Weltpolitik angesichts der Bekenntnisse zum 1,5-Grad-Ziel Realitätsverweigerung vorwarf. Dieses Ziel sei de facto längst gerissen. Latif meinte, dass die Welt gegenwärtig auf eine Erwärmung um etwa drei Grad zusteuere. „An dem Nutzen der seit 1995 jährlich stattfindenden Klimakonferenzen, die 29. fand in diesem Jahr in Baku statt, kann man auch zweifeln,“ sagte ich. „Da kommen tausende von Wissenschaftlern, NGO-Funktionären, Minister und hohe Beamte sowie Journalisten zusammen und erreichen nicht viel mehr als die Aufmerksamkeit der Medien. Bindende Beschlüsse mit praktischen Auswirkungen können kaum gefasst werden.“ „Ich frage mich, ob bei einer Teilnahme von rund 90.000 angemeldeten Teilnehmern wie in Dubai diese Herrschaften auch über ihren Beitrag zum CO2-Ausstoß reflektieren. Schließlich reisten die meisten in Flugzeugen an und die Höhergestellten sicher nicht in vollbesetzten Linienflügen.“ „Nun, auch heute gilt noch der alte römische Spruch: Quod licet Jovi, non licet bovi, auf Deutsch: Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht erlaubt“ „Aber mal was anderes: Ist es nicht vermessen zu glauben, dass wir Menschen das Klima nach unseren Wünschen beeinflussen könnten? Die großen Klimawandlungen gibt es auf der Erde seit Bestehen der Atmosphäre, lange vor der Entstehung des Lebens und vor den ersten Menschen. Ein ständiger Wandel von Wärme- und Kälteperioden, warum auch immer. Ich glaube nicht, dass die Menschheit daran etwas ändern kann. Aber wir können uns vielleicht darauf vorbereiten. Ein Beispiel: Wenn eine Lawine erst ins Rutschen gekommen ist, ist es irrsinnig zu glauben, dass man sie aufhalten oder gar wieder bergauf schieben könnte! Nein, aber man kann sich auf solche Ereignisse vorbereiten, indem man z. B. Schutzwälder anpflanzt, die im Falle eines Falles die Lawine stoppen können.“

 

Soll das Fortschritt sein?

 

Nach einer kurzen Pause beschäftigte uns unsere Regierung. Wenn man bedenkt, mit welchen Sprüchen sie angetreten war und was heute daraus geworden ist? Als Fortschrittskoalition bezeichneten sich SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag. Große Worte und nichts dahinter, denn aus dem Fortschritt ist Rückschritt geworden. Deutschland befindet sich in einer Rezession wie seit Jahren nicht. Betriebe schließen oder verlagern ihre Produktion ganz oder teilweise in das Ausland, andere werden insolvent. Krankenhäuser sind verschuldet und schließen oder werden demnächst infolge einer schwer verstehbaren Krankenhausreform geschlossen. Kranken- und Pflegeversicherungen werden teurer infolge gestiegener Kosten. Die Inflation frisst Ersparnisse auf und trotz immenser Zuwanderung fehlen qualifizierte Arbeitskräfte. Gewalt auf Straßen und sogar in den Schulen nimmt zu. Soll das Fortschritt sein?


Um die steigenden Energiekosten zu dämpfen, versprach Kanzler Scholz einen Doppelwumms, was immer dieser infantile Ausdruck bedeuten sollte. Offensichtlich war der Wumms ein Rohrkrepierer, denn die Wirtschaft und damit die Bevölkerung leiden nach wie vor unter übersteigerten Energiekosten, die eine Folge der von Ideologie statt von Vernunft geleiteten Energiepolitik der Grünen sind. „Die Regierenden, besonders unser Wirtschaftsminister, glauben anscheinend immer noch daran, dass sie allmächtig sind und den Klimawandel rückgängig machen könnten“, meinte Gerd dazu. „Aber selbst der Klimaforscher Mojib Latif sagt, dass Deutschlands Rolle mit etwa 2 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes nur marginal sei.“ „Scholz sagte auch einmal, dass, wer Führung bestelle, sie auch von ihm bekomme. Danach sieht es zurzeit ja überhaupt nicht aus. Im Gegenteil: Scholz und Lindner führten am gleichen Tag zwei getrennte Wirtschaftsgipfel durch und Herr Habeck als Wirtschaftsminister schweigt dazu und ist bei beiden nicht eingeladen. Eine größere Kakophonie ist in einer Koalition kaum vorstellbar“, sagte ich. „Und die CDU meint, dass das von Lindner vorgelegte Wirtschaftsprogramm so etwas wie eine Scheidungsurkunde wäre. Meinst du, dass die Koalition sich noch vor der nächsten Wahl 2025 auflöst?“ „So wie der gegenwärtige Stand ist, wäre das die beste Lösung. Aber ich glaube es nicht.“ „Warum nicht,“ fragte ich Gerd. „Nun nach allen Umfragen bekämen die Ampelparteien zusammen nur noch 30 Prozent und die FDP wäre dann vielleicht gar nicht mehr im Bundestag vertreten. Da könnte ich mir vorstellen, dass man doch lieber bis zum bitteren Ende noch die Ministerposten und die Diäten der Abgeordneten erhalten möchte, statt darauf verzichten zu müssen. Obwohl es andererseits vielleicht möglich wäre, dass die FDP wieder in den Bundestag käme, wenn sie diesen mutigen Schritt gehen würde. Aber sicher ist das nicht.“

 

Tollkirschen-Koalition

 

In den drei Bundesländern Sachsen, Thüringen und Brandenburg scheint die Regierungsbildung schwierig zu sein. Sahra Wagenknecht hängt die Würstchen immer höher, nach denen die potenziellen Koalitionspartner CDU und SPD schnappen wollen. Dazu kommt noch, dass die CDU sich durch die Brandmauer selbst eine Hürde auferlegt hat, die ihre Bewegungsfähigkeit lähmt. Wie einfach hätte sie es, wenn sie mit einer Alternative drohen könnte. Aber das traut sie sich nicht. So zieht sich die Bildung der etwas schönfärberisch genannten Brombeer-Koalition in die Länge. „In dem Blog Achgut von Henryk Broder wird die Brombeer-Koalition lieber Tollkirschen-Koalition genannt, da sie für die Länder vielleicht nicht so gesund ist.“ „Es könnte auch sein, dass Frau Wagenknecht eigentlich gar keine Koalition auf Landesebene möchte,“ sagte Gerd. „Ich glaube, sie hat den Blick schon auf die Bundestagswahl 2025 gerichtet. Wenn das BSW jetzt auf Landesebene mitregieren würde, dann bestünde die Gefahr, dass es sozusagen entzaubert würde, wie es oft Oppositionsparteien widerfährt, wenn sie auf einmal reale Politik betreiben müssen, statt irgendwelche Wahlkampfparolen zu verbreiten. Und das könnte bedeuten, dass dann für das BSW die Ergebnisse bei der Bundestagswahl schlechter ausfallen würden.“ „Meinst du nicht, dass es der AfD ebenso ginge, wenn sie in einer Regierungskoalition wäre?“ „Natürlich. Einige skandinavische Länder haben das schon gezeigt und deshalb glaube ich, dass die Brandmauer der AfD nützt und der CDU schadet.“               


Paul F. Gaudi

 

Buch-Tipp: Die Kolumnen von Paul F. Gaudi sind als Buch unter dem Titel „Der Spaziergänger“ Teil I (Nr. 1 bis 54) und Teil II (Nr. 55 bis 100) erhältlich. Frisch erschienen ist jetzt Teil III. Die Bücher können im KOMPAKT Medienzentrum erworben oder online unter www.kompakt.media bestellt werden.

Nr. 267 vom 5. November 2024, Seite 7

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