Märchenzeit am Theater:
„In einem tiefen, dunklen Wald“

Swaantje Lena Kleff inszeniert am Theater Magdeburg Paul Maars “In einem tiefen, dunklen Wald” und läutet damit die vorweihnachtliche Märchenzeit ein.

 

Von Tina Beddies-Heinz

Swaantje Lena Kleff, Hausregisseurin am Deutschen Nationaltheater Weimar, inszeniert erstmals am Theater Magdeburg. Foto: Kerstin Schomburg

In einem flauschig aussehenden Kostüm klettert Schauspieler Anton Andreew die Leiter zur kleinen Burg hinauf, trötet seine Fanfare und verkündet die Botschaft vom Verschwinden der Prinzessin Simplinella – zum inzwischen zweiten Mal. Dass er das in diesem Outfit macht, liegt daran, dass die Proben zu Paul Maars „In einem tiefen dunklen Wald“ am Theater Magdeburg laufen und er in der Inszenierung mehrere Rollen spielt. Dass er die Botschaft mehrmals verliest, ist Swaantje Lena Kleffs Einwürfen geschuldet. Die Theaterregisseurin läuft während der Proben ständig zwischen Parkett und Bühne hin und her, lässt die Szenen auf sich wirken, um sich anschließend mit allen Beteiligten abzustimmen. „Wenn du mein Bote wärst, hätte ich dich schon längst gefeuert“, sagt Swaantje, lacht und schiebt dann hinterher: „Könntest du das etwas bündiger machen?“ Also – noch einmal die Botschaft, zufriedene Zustimmung und weiter zur nächsten Szene, in der das flauschige Kostüm benötigt wird.


„Es macht Spaß, mit dem Team hier am Theater Magdeburg zu arbeiten“, sagt Swaantje Lena Kleff nach der Probe. „Sie haben Bock, werfen sich richtig rein und es läuft alles sehr humorvoll und harmonisch ab.“ Die gebürtige Hannoveranerin inszeniert zum ersten Mal in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts. Mehrere Jahre als freie Regisseurin tätig, arbeitet sie seit der Spielzeit 2021/22 am Deutschen Nationaltheater Weimar als Hausregisseurin. „Diese Anstellung bringt eine gewisse Kontinuität mit sich, aber es hat auch seinen Reiz, als Freie an andere Häuser zu kommen, sich auf die Menschen vor Ort einzulassen und gemeinsam mit ihnen etwas auf die Beine zu stellen.“


Dass sie sich für das Weihnachtsmärchen am Theater Magdeburg ein Kinderbuch von Paul Maar aussuchte, hat mehrere Gründe: „Zum einen kennen viele Menschen von ihm nur ‚Das Sams‘. Zum anderen mag ich den Humor, den er in seinen Werken transportiert. Und ich liebe Geschichten, bei denen starke, komplexe Frauenfiguren im Zentrum stehen.“ „In einem tiefen, dunklen Wald“ ist eine humorvolle und ironische Neuinterpretation klassischer Märchenelemente, die die gängigen Rollenbilder hinterfragt. Die Geschichte dreht sich um die selbstbewusste Prinzessin Henriette-Rosalinde-Audora, die zwar von ihren königlichen Eltern alles erhält, was sie möchte, bei der Wahl eines Bräutigams jedoch nicht auf einen Nenner mit ihnen kommt. Also plant sie, sich von einem „Untier“ entführen zu lassen, in der Hoffnung, dass sich nur die tapfersten Prinzen auf die Rettung einlassen. Auch Simplinella aus dem kleinen Königreich Lützelburgen zieht los – ihr ist es egal, dass ein männlicher Retter gesucht wird, schließlich fühlt sie sich mutig genug, gegen Ungeheuer zu kämpfen!


„Dieser Stoff ist perfekt, um Märchenklischees – wie die verzogene Prinzessin oder den mutigen Prinzen – zu nehmen, zu bedienen und dann zu brechen“, sagt die Regisseurin, deren Familie väterlicherseits aus Magdeburg stammt und für die das Arbeiten in der Landeshauptstadt viele Erinnerungen an die Kindheit hervorgerufen hat. Das Publikum zum Zuhören anzuregen, Empathie zu fördern und zu zeigen, dass die Welt nicht nur schwarz und weiß ist, sei ihr dabei ein wichtiges Anliegen. Egal, ob sie für Kinder oder Erwachsene oder für beide gleichzeitig inszeniert.


Das Stück für Menschen ab 6 Jahren feiert am 23. November im Opernhaus Premiere. Das Publikum kann sich nicht nur auf eine humorvolle Inszenierung, farbenfrohe Kostüme und ein fantasievolles, gut durchdachtes Bühnenbild, sondern auch auf einen stimmungsvollen Sound freuen.   

 

Infos und Tickets unter: www.theater-magdeburg.de

Nr. 268 vom 19. November 2024, Seite 19

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