Ein Mann, ein Hobby:
Vom Keller in die villa p.
Zahlreiche Plakate und andere Drucksachen sowie Puppen und Figurentheaterobjekte hat Johannes Richter dem Puppentheater Magdeburg übergeben. In der villa p. wird es ab 5. Dezember 2024 eine Ausstellung zu ihm und seinem Puppentheaterarchiv geben.
Von Tina Beddies-Heinz
Vom „Puppenkeller“ spricht Johannes Richter, wenn er von seinem Hobby, das er viele Jahrzehnte pflegte, berichtet. Er lacht dabei etwas schelmisch und setzt im nächsten Atemzug wieder eine ernste Miene auf. „Inzwischen gibt es dort kaum noch etwas“, sagt der 81-Jährige ein wenig wehmütig, „aber ich bin froh, dass nun alles in guten Händen ist.“
In guten Händen – damit meint Johannes Richter das Puppentheater Magdeburg. Schließlich hat der gebürtige Zwickauer seit seiner Kindheit großes Interesse am Figurenspiel. Zwar schlug er beruflich einen anderen Weg ein, doch in seiner Freizeit sammelte er alles, was Bezug zum Puppentheater hatte: Plakate, Theaterzettel, Fotos, Veröffentlichungen, Dokumente, Briefmarken, Sammelbilder und natürlich Figuren und Puppen – hauptsächlich aus Magdeburg, aber auch aus Sachsen-Anhalt und Deutschland.
Wenn er sich so sehr für diese Form des Theaters interessiert, warum hat er dies nie beruflich umgesetzt? „Das war damals keine Option“, erklärt Johannes Richter. „Nach dem Schulabschluss in Zwickau bin ich nach Magdeburg gekommen, um an der Fachhochschule für Chemie zu studieren. Hier habe ich übrigens auch meine Frau kennengelernt. Und mit einem beruflichen Zwischenstopp in Senftenberg haben wir unser Leben in Magdeburg verbracht.“ Gearbeitet hat der 81-Jährige als Diplom-Ingenieur für Energietechnik. „Meine letzte Station war das Umweltministerium.“
Früher habe er mit einem Kameraden in Zwickau hin und wieder für die Kinder im Haus Puppentheater gespielt – mit einem einfachen Handpuppensatz. Auch später bei Betriebsfeiern seien die Handpuppen zum Einsatz gekommen. „Ansonsten drückte sich meine Begeisterung vor allem durch das Zuschauen aus“, meint Johannes Richter, der 1978 dem Förderverein des Puppentheaters beigetreten war, und fügt an: „Nachdem ich nach Magdeburg gezogen war, bin ich hier regelmäßig ins Puppentheater gegangen. Selbst Vorstellungen für Kinder habe ich mir angesehen.“ Dieser Enthusiasmus fiel irgendwann auf. „Olaf Bernstengel, der damals für die Öffentlichkeitsarbeit am Puppentheater Magdeburg zuständig war, kam auf mich zu und fragte, ob ich mir nicht vorstellen könne, mich mit der Geschichte des Puppentheaters zu beschäftigen.“
Und so begann Johannes Richter zu recherchieren und seine Sammlung auszubauen, alles Material, das er finden konnte, auszuwerten und zusammenzufassen und schließlich der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Zahlreiche Dokumentationen und Veröffentlichungen sind so seit den 70er Jahren entstanden – beispielsweise über „Figurentheater und andere Schaustellungen“ zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Magdeburg, über „Faust“ auf der Puppenbühne und natürlich über die Familie Schichtl sowie über Jutta Balk. Neben circa 800 Titeln Fachliteratur, Plakaten und anderen Drucksachen vereinigte der 81-Jährige etwa 400 Puppen und Figurentheaterobjekte, darunter auch asiatische Puppentheaterfiguren aus der Sammlung Schnorr.
Seinen „Puppenkeller“ habe er inzwischen leergeräumt. „Bernd Frommhagen vom Puppentheater Magdeburg war dabei eine große Unterstützung“, erzählt Johannes Richter und lässt die Schultern sinken. „Ich bin froh, dass es so gekommen ist. Es wäre sehr schade gewesen, wenn am Ende alles in einem Container gelandet wäre, denn meinen Kindern konnte ich diese Begeisterung fürs Puppentheater leider nicht mit auf den Weg geben“, sagt er, ohne dabei vorwurfsvoll zu klingen.
Um Johannes Richters Verdienste um das Puppenspiel zu würdigen, bereitet das Team des Puppentheaters Magdeburg derzeit eine Ausstellung vor, die ab 5. Dezember in der villa p. zu sehen sein wird. „Einen Raum möchten wir Johannes Richter widmen, seiner Lebensgeschichte, seiner Leidenschaft und der Frage, warum jemand einem solchen Hobby nachgeht. Dazu soll es auch einen kurzen Film über ihn geben“, schildert Miriam Locker, die die Ausstellung mit Bernd Frommhagen kuratiert. „In einem anderen Raum wollen wir alle möglichen Puppen und Objekte zeigen und das ganze wie eine überfüllte Abteilung im Centrum Warenhaus aussehen lassen.“ Den Wayang-Puppen aus Indonesien möchte Miriam Locker ebenfalls Raum geben. „Weil sie bei uns unbekannt und deshalb sehr interessant sind. Aber dazu müssen wir im Vorfeld noch ein wenig recherchieren und das eine oder andere Detail he-rausfinden. Es gibt also noch viel zu tun …“
Johannes Richter lächelt. „Das liegt nun nicht mehr in meinen Händen. Aber ich bin schon sehr auf das Ergebnis gespannt.“
Nr. 268 vom 19. November 2024, Seite 15
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