Es stimmt einfach alles

Der FC Liverpool gewinnt zum zweiten Mal den Pape-Cup der U-15-Fußball-Junioren. Rekordkulisse in der Getec-Arena. Haldensleber machen die meiste Stimmung.

 

Von Rudi Bartlitz

Der Jubel bei den FCM-Junioren über Platz drei war riesengroß. Foto: Peter Gercke

„You will never walk alone“, jener legendäre Song des weltweiten Fußballs, er könnte zu so etwas wie der Titelmelodie des Pape-Cups werden. Bereits zum zweiten Mal innerhalb der letzten drei Jahre hallte der Klassiker am Sonntagabend durch die Magdeburger Getec-Arena. Zu Ehren jenes Vereins, in dessen Stadion das Lied einst zur Soccer-Hymne schlechthin aufgestiegen war: des FC Liverpool. Die Jungs von der Anfield Road, dem Verein des deutschen Ex-Trainers Jürgen Klopp, nahmen nach 2023 zum zweiten Mal einen der begehrtesten europäischen Pokale für U-15-Fußballjunioren mit auf die Insel. Und wie!


Im Finale gegen den 1. FC Union Berlin setzten sich die „Reds“, die – neben den Gastgebern natürlich – schnell zu Publikumslieblingen geworden waren, am Ende knapp durch. Es spricht für die Dramatik des gesamten Wettbewerbs und die Ausgeglichenheit der Teams, dass die Entscheidung erst im Schießen vom Neun-Meter-Punkt (6:4) fiel. Und es zeigt, auf andere Weise freilich, den Willen der Engländer, unbedingt in Magdeburg aufzulaufen. Denn als die Reise auf dem Flughafen von Manchester losgehen sollte, ließ ein in diesen Breiten ungewöhnlicher Schneesturm keinen Start zu. Die kurze Überlegung, die Turnier-Teilnahme abzusagen, wurde nach kurzer Diskussion verworfen. Der Pape-Cup lockte zu sehr. Also nahm man stundenlange Verzögerungen in Kauf.


Und wurde am Ende belohnt. Nicht nur mit dem Pokal, sondern der Teilnahme an einem der renommiertesten Wettbewerbe seiner Art auf dem Kontinent. Am Ende stimmte in Magdeburg nahezu alles: die hochkarätige Konkurrenz, die blendende Organisation und ein begeisterungsfähiges Publikum. Mit (offiziell) 8.700 Zuschauern verbuchte die Veranstaltung einen neuen Rekordbesuch. „Für mich waren es gefühlt 10.000“, freute sich Lutz Pape. Der Cheforganisator der zweitätigen Veranstaltung sah sich in seinem Credo bestätigt: „Ja, es lohnt sich tatsächlich, den Nachwuchs zu fördern, ihm Möglichkeiten zu geben, sich zu präsentieren. Davon haben wir uns stets leiten lassen.“


Hans-Georg Moldenhauer, der alte Fahrensmann des Magdeburger Fußballs, war begeistert. Er brachte die Traditionsveranstaltung, die bereits ihre 22. Auflage erlebte, gegenüber Kompakt auf eine schlüssige Formel: „Ich sehe drei Dinge“, sagte der Ex-FCM-Keeper und Vizepräsident des Deutschen Fußball Bundes (DFB): „Das hier ist die Champions League des Jugendfußball, bei Organisation ist es wie bei einer Weltmeisterschaft und die Stimmung ist vergleichbar mit einem Pokalfinale.“ FCM-Präsident Jörg Biastoch beschreibt es ähnlich: „Für mich ist es nicht nur eine inoffizielle deutsche U-15-Meis-terschaft, mit Liverpool, dem FC Bayern und Ajax Amsterdam sind zudem Top-Teams am Start.“


In diesem Feld schlugen sich die FCM-Jungen bravourös. „Wir wollen jedes Spiel als Chance nehmen“, hatte Trainer Florian Schröder die Aufgabe umrissen, „jeden Gegner herausfordern und gleichzeitig die Halle begeistern.“ Das bekam im Viertelfinale ausgerechnet ein Verein zu spüren, der international nachgerade als das Nonplusultra des Nachwuchsfußballs gilt: Ajax Amsterdam. Seine Jugend-Akademie ist weltberühmt und gilt als beste Ausbildungsstätte ihrer Art. Namen wie Johan Cruijff, Marco van Basten, Frank Rijkaard, Dennis Bergkamp und Patrick Kluivert sprechen dafür – alle haben die Akademie absolviert. Vor allem für die Förderung junger Spieler galt Ajax lange als der Maßstab schlechthin, an dem sich noch heute viele Vereine und Trainer orientieren.


Unter anderem deswegen hatte Pape nichts unversucht gelassen, Ajax erstmals nach Magdeburg zu verpflichten. Dass es dann ausgerechnet „seine“ Blau-Weißen sein sollten, die den „fliegenden“ Holländern den Wind aus den Segeln nahmen, konnte selbst er nicht voraussehen. Aber als es nach einem 1:1 in der regulären Zehn-Minuten-Spielzeit ins Neun-Meter-Schießen ging, stieg die Hoffnung. Es war letztlich Torhüter Kolja Draba, der mit zwei gehaltenen Schüssen von der Linie die Halle jubilieren ließ und entscheidend zum 4:3-Erfolg beitrug. Und die Stimmung erreichte noch einmal höchstes Level, als sich die Schröder-Schützlinge – nach einem 0:2 im Halbfinale gegen Union – in der Begegnung um Platz drei wiederum im Neun-Meter-Schießen mit 6:5 durchsetzten. Wieder hielt Draba einen der Strafstöße.


Aber nicht nur oben ging es hoch her. Für die meiste Stimmung in der Halle sorgte am ersten Tag ausgerechnet die Anhängerschaft eines Außenseiters, des Haldensleber SC. Sie hatten einen ganzen Block nicht nur mit gelb-blauen Luftballons und Girlanden geschmückt, sondern bejubelten jede Aktion der Ihren lautstark. Insbesondere den überraschenden 3:2-Vorrundenerfolg über den Bundesligisten VfL Wolfsburg. „Wir sind Tage vor dem Event im Ort unterwegs gewesen, haben Freunde und Bekannte angesprochen, nach Magdeburg zu kommen und uns zu unterstützen“, verriet Kapitän Jona Duckstein. Trainer Fabian Mollenhauer ergänzte: „Es war schon ein Erfolg für uns, dass wir uns als einer der drei regionalen Qualifikanten durchsetzen konnten. Wir haben gesehen, dass wir uns fußballerisch gegen große Gegner nicht verstecken müssen. Vor allem habe ich ihnen mit auf den Weg gegeben: Habt Spaß.“ Das hatten, es war unüberhörbar, auf jeden Fall ihre Fans auf der Tribüne.

Nr. 271 vom 14. Januar 2025, Seite 24

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