Gedanken- & Spaziergänge im Park: Mord und Totschlag

Gerd kam mir aufgeregt entgegen: „Stell dir vor, in unserem Haus haben sie am 2. Weihnachtstag am hellichten Mittag in einer Wohnung eingebrochen! Die Leute waren nur drei Stunden weg. Schränke und Nachttische durchwühlt und alles, was Gold war, mitgenommen. Wir wohnen in keinem Problemviertel, im Gegenteil. Man traut sich kaum noch aus dem Haus zu gehen, weil man nicht weiß, was man vorfindet, wenn man zurückkehrt. Der von der Kripo sagte, dass das nicht der erste an diesem Tag gewesen wäre. In unserer Tageszeitung wird fast täglich von mindestens einem Einbruch berichtet. Ich will dir was sagen: Deutschland verwahrlost!“ „Übertreibst du nicht ein wenig?“, fragte ich. „Nein, es sind ja nicht nur die Einbrüche. Genauso häufig kannst du davon lesen, dass irgendwelche Gruppen einzelne Passanten überfallen und ihnen Geld und Handys wegnehmen. Oft gibt es dabei Verletzungen. Erinnere dich an die Zeit vor 40 Jahren: Wie oft sind wir nachts vom Weinstudio durch das Glacis nach Hause gegangen und hatten nicht die geringste Angst, dass uns da irgendwas passieren könnte. Heute würde ich das nicht mehr tun.“ „Ja, das stimmt leider. Vielleicht hast du recht mit der Verwahrlosung. Man sieht es jeden Tag, wenn man durch die Straßen geht. Ich denke an die Sternstraße. Als die Gründerzeitbauten alle schön renoviert waren – wie gerne habe ich Besucher durch diese Straße mit ihren Stuckfassaden und Kneipen geführt. Von denen ist kaum noch etwas übrig und heute schäme ich mich Gäste durch die Straße zu führen, deren Fassaden teils beschmutzt und beschmiert sind.“ „Das höre ich auch von einem Berliner Freund, der gerne reist. Nachdem er in den vergangenen Jahren in Prag, Krakau, Budapest und Wien war, bemerkte er, dass es Städte gibt, in denen Wände nicht besprayt oder Masten mit dämlichen Parolen beklebt sind. Da fiel ihm erst auf wie schmutzig Berlin ist. So ist es fast überall in Deutschlands großen Städten. Man muss aufs Land und in kleine Orte gehen, um einen besseren Eindruck zu haben.“ „Das wäre doch eine nützliche Aufgabe für die Hasselbachplatzmanagerin, Anwohner und Wirte anzuspornen, ihre Gäste zur Sauberkeit zu ermahnen.“ „Wenn sie das täte, dann wüsste ich wenigstens, wofür sie eigentlich da ist.“ „Es ist aber schwer einen Sprayer zu erwischen. Aber an manchen Sommerabenden sind die verbliebenen Kneipen auf dem Bürgersteig besetzt und garantiert sehen manche zu, wie irgendein Schmierfink an der Hauswand seine Spur hinterlässt. Warum greift da keiner ein? Eher kliert einer noch was dazu!“ „Und im Großen sieht es doch auch schlimm aus. Ich sage nur: Die deutsche Bahn! Symbol für den Zustand des Verkehrswesens.“
Ordnung, Sauberkeit, Disziplin
„Das stimmt! Es könnte aber sein, dass das wahre Problem eigentlich viel tiefer liegt. Es gab Zeiten, in denen für Deutschland Ordnung, Sauberkeit und Disziplin selbstverständliche Tugenden waren. Ja, auch Disziplin! Als ich 1945 eingeschult wurde, waren wir über 30 Schüler in der Klasse und das für mehrere Jahre. Die Zusammensetzung war äußerst inhomogen, da durch die Flüchtlingskinder auch zwei bis drei Jahre ältere in die Klassen kamen. Aber im Unterricht herrschte Ruhe. Wenn ich dagegen heute Berichte über schlimme Disziplinverstöße in Schulen mit deutlich kleineren Klassen in Berlin und anderen Städten höre, dann gibt mir das zu denken, ob für unsere Kinder die neue Pädagogik wirklich besser ist? Ich glaube, dass mit Beginn der Achtundsechziger-Bewegung diese Tugenden diskreditiert und verteufelt wurden. Heute gelten Ordnung, Sauberkeit und Disziplin bei manchen anscheinend als reaktionär, autoritär, rechts oder gar völkisch. Was für ein Unsinn. Sind nicht gerade diese alten Tugenden der Mörtel, der den Bau einer Gesellschaft zusammenhält, ein gesellschaftliches Zusammenleben erst möglich macht?“ „Im Prinzip gebe ich dir recht,“ erwiderte ich, „aber wenn ich das meinen Kindern so sagen würde, schüttelten sie vermutlich den Kopf und sagten: der Alte spinnt. Vielleicht gäbe es sogar Streit.“ Gerd lachte: „Das ginge mir mit meinen Kindern ebenso. Vielleicht sind wir Relikte einer vergangenen Zeit. Aber haben wir über unsere Eltern nicht manchmal auch den Kopf geschüttelt?“ „Ja, das stimmt. Aber bei manchen Themen würde ich heute meinen Vater um Verzeihung bitten, leider ist es dazu zu spät.“
Viele Ungereimtheiten
Wir kamen auf das schreckliche Magdeburger Attentat zu sprechen. Bei dem Täter ist vieles unklar und manches passt nicht zusammen. Er bezeichnet sich als Antiislamist, aber warum mähte er dann in mörderischer Absicht in wenigen Minuten weit über 200 Nichtmuslime um? Auch die Art seines Vorgehens, möglichst viele Menschen zu töten und den Verlust des eigenen Lebens in Kauf zu nehmen, ist typisch für islamistische Anschläge, wie sie in aller Welt geschahen. Er wird nun auf seinen geistigen Zustand hin untersucht und vielleicht findet man bei ihm gewisse Abnormitäten, vermutlich auch eine fanatische Besessenheit, die solche Selbstmordattentäter auszeichnet. Seinen Anschlag muss er bei klarem Verstand geplant haben. Er hat die Örtlichkeit sicher Tage vorher sondiert und er hat vermutlich das Mietauto, das er Tage vorher hatte, manipuliert. Denn alle neueren Autos machen eine Notbremsung, wenn einem Barrieren zu nah sind und die Airbags werden beim Auftreffen ausgelöst. Beides fand nicht statt. Diese Mechanismen wurden offenbar blockiert. „Darüber wissen wir noch nicht genug, da fehlen die Informationen“, sagte ich. „Das stimmt“, erwiderte Gerd. „Aber ich lese in diesem Zusammenhang von Geschehnissen, die mir widersinnig erscheinen. Dieser Attentäter war offenbar seit Jahren verdächtig, es wurden mehrfach Meldungen über ihn gemacht. Er war im Internet auffällig und erhielt kürzlich sogar eine Gefährderansprache. Dennoch durchsuchte man seine Wohnung nicht, beschlagnahmte nicht seine Computer oder seine Handys. Es geschah nichts. Wenn du dann liest, dass ein Rentner, der eine behinderte Tochter hat, früh um sechs von der Polizei aufgesucht wird, seine Wohnung durchsucht und sein Tablet mitgenommen wird, nur weil er einen albernen Internetpost über Habeck losgelassen hat – dann frage ich mich, mit welchen unterschiedlichen Maßen gemessen wird. Das ist das eine, was mich stört. Das zweite ist, dass in den Nachrichten des ZDF am 10. Januar darüber berichtet wurde, dass in Magdeburg nach dem Attentat arabisch aussehende Menschen angepöbelt und vereinzelt angegriffen wurden. Gleiches berichtete der MDR einen Tag vorher, auch in der Zeitung stand es. Natürlich stand es einen Tag später in der Frankfurter Rundschau. Ein Vertreter der Migranten der Stadt sprach von neun Vorfällen in den 16 Tagen nach dem Attentat. In diesen Tagen erfolgten dagegen aber keine Berichte über das, was mehr als 200 Verletzte und ihre Angehörigen alles durchmachten und wie viele Lebenspläne dabei zerstört wurden! Ja, es stimmt, diese Anpöbeleien von Unschuldigen sind bösartig. Aber die Berichterstattung über diese beiden Gruppen ist nicht verhältnismäßig. Mir kam es so vor, als wären die Bösartigkeiten und Handgreiflichkeiten an Migranten für die Presse wichtiger als die furchtbaren Leiden der Attentatsopfer.“
„Mir fällt auch auf“, ergänzte ich, „dass sehr viel über angebliche Fehler der Polizei und mögliche Nachlässigkeiten bei den Sicherheitsvorkehrungen geschrieben wird. Aber ist es nicht eigentlich ein Versagen der Politik, das mit der ungeregelten Einwanderung 2015 begonnen hat? Es kam In Köln zu Silvester 2015 erstmalig dazu, dass mehr als 600 Frauen Opfer sexueller Straftaten wurden. Vor Weihnachten 2016 steuerte ein islamistischer Terrorist am 19. Dezember einen Sattelzug in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz, wobei insgesamt 13 Personen starben und mindestens 67 weitere Besucher schwer verletzt wurden. Seitdem gelten Weihnachtsmärkte gewissermaßen als Risikozonen und werden durch Poller geschützt! Kannst du dich daran erinnern, dass vor 2015 Weihnachtsmärkte besonders geschützt werden mussten? Nein, natürlich nicht.“
Familie über Grundgesetz?
„Berlin zu Silvester war auch nicht ohne“, meinte Gerd. „In Neukölln sollte man wohl eher von einem Häuser- oder Straßenkampf sprechen, statt von einem Feuerwerk. Es gab Verletzte und Wohnungsbrände. Viele aus dem migrantischen Milieu waren daran beteiligt. Die Polizei wollte die Vornamen der von ihr Erfassten nicht herausgeben, aber die Liste wurde heimlich doch weitergereicht und so zeigte sich, dass 65 Prozent der Täter zwar deutschen Pass, aber arabische Vornamen haben.“ „Ein Standardfehler, diese Namen zu verheimlichen“, bemerkte ich dazu. „Denn wenn es geheim gehalten wird, denken sehr viele, dass alle zu dieser Sorte Täter gehören und nicht nur 65 Prozent. Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gelungen!“ „Ja, aber wir sollten nicht pauschalieren. Ich sehe das Problem auch psychologisch: Islamische Staaten werden so gut wie alle autoritär regiert und in vielen islamischen Familien herrscht oft ein patriarchalisch-autoritärer Erziehungsstil. Das prägt die jungen Männer. Denk nur mal an die Demos für ein Kalifat hierzulande. Das ist doch die Forderung nach dem Ende der Demokratie! Sie erleben aber hier eine Gesellschaft, die das und vieles andere toleriert und nur mal ermahnt, statt zu strafen. Die nehmen sie dann natürlich nicht ernst. Sie stellt keine Autorität für sie da. Das trifft überhaupt nicht auf alle zu, aber auf die, die in einer türkisch-arabischen Blase leben. Da haben die Ehre und das Gesetz der Familie einen höheren Stellenwert als das Grundgesetz.“ Nachdenklich schieden wir voneinander.
Paul F. Gaudi
Die Kolumnen von Paul F. Gaudi sind als Buch unter dem Titel „Der Spaziergänger“ Teil I (Nr. 1 bis 54) und Teil II (Nr. 55 bis 100) erhältlich. Erschienen ist inzwischen Teil III. Die Bücher können im KOMPAKT Medienzentrum erworben oder online unter www.kompakt.media bestellt werden.
Nr. 271 vom 14. Januar 2025, Seite 7
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