Eine Never Ending Story?
Der FCM ist Tabellendritter – dennoch dauert der Heimfluch nun fast schon ein Jahr an. Warum Spannung in der 2. Liga nur wenig mit Klasse zu tun hat. | Von Rudi Bartlitz

Ob sie beim FCM schon im Stil der Ghostbusters nach den Verursachern des Heimfluchs im Stadion gefahndet haben, ist nicht überliefert. Sicher überliefert ist hingegen, der ominöse Fluch scheint wirklich zu existieren – die Geister-Jäger jedenfalls konnten bisher keinen Abschuss melden. Es scheint sich um eine unendliche Geschichte zu handeln. Ein Schelm regte nun sogar an, einen Exorzisten anzuheuern …
Doch Spaß beiseite: Auch im (saisonübergreifend) 14. Zweitliga-Heimspiel nacheinander gelang es dem 1. FC Magdeburg nicht, einen Sieg einzufahren. Bald elf Monate liegt der 24. Februar 2024 inzwischen zurück – jener Tag, an dem die Blau-Weißen letztmals einen Sieg vor heimischem Publikum bejubeln konnten. Nach dem Remis (1:1) am Wochenende gegen Eintracht Braunschweig herrschten jedenfalls, mehr schlecht und recht unter Fußballer-Floskeln verborgen, Ratlosigkeit und Enttäuschung.
Und auch die große Anhängerschaft hatte – nicht nur heimlich – davon geträumt, bei einem Sieg gegen den Vorletzten (und gleichzeitiger Niederlage des HSV) erstmals überhaupt in der Clubgeschichte an die Tabellenspitze der 2. Liga springen zu können. Aber die Hoffnungen schmolzen dahin, zuvor die letzten Reste der wenigen Schneemänner in der Stadt. An diesem Freitagabend zerstoben die Hoffnungen, wenigstens einmal ganz oben zu stehen. Und sei es nur für eine Woche. Aber: Erhabenheit und Vergänglichkeit, Schönheit und Schmelze liegen eben dicht beieinander. Nicht nur in der hehren Welt der Kunst, sondern ebenso im eher schnöden Fußball.
„Unfassbar, einfach unfassbar“, stöhnte Sturm-Star Baris Atik kurz nach Spielende. „Ich bin fassungslos, wie wir hier nur einen Punkt holen konnten. Das nagt, das stört mich.“ Auf die eigentlich seit Monaten gestellte Frage, wo denn die Ursachen für die Negativserie zu suchen sind, wusste er ebenso wenig eine Antwort wie seine Teamkameraden. Selbst Cheftrainer Christian Titz („Wir sind an der Niederlage selbst schuld.“) scheint den Schlüssel zur Lösung dieses Problems nicht in der Hand zu halten. Ist es etwa die Angst vor dem Scheitern vor den eigenen Fans? Will man es daheim besonders gut machen? Alles eine Kopfsache also? Man weiß es offenbar nicht.
Was man hingegen wissen sollte, ist: Diese Sache muss der FCM unbedingt in den Griff bekommen. Und zwar schnell. Das legt schon ein Blick auf die Tabelle nahe, wo das Team trotz der Heimmisere derzeit auf Relegationsrang drei zu finden ist. Mit nur zwei Punkten Rückstand auf die direkten Aufstiegsränge. So gut waren die Magdeburger zu diesem Zeitpunkt der Saison noch nie. Atik: „Wir sind immer noch in einer super Ausgangslage.“
Diese Ausgangslage, das gehört ebenso zur Wahrheit, ist nur möglich, weil wir es in dieser Spielzeit mit einer 2. Liga zu tun haben, die an Unberechenbarkeit alle bisherigen Rekorde bricht. Wie oft haben wir in den zurückliegenden Monaten den Satz gehört, diese Liga sei so gut, dass jeder jeden schlagen kann? Das stimmt zwar. Die Ausgeglichenheit ist kaum zu toppen, den Ersten trennen vom Neunten ganze sechs Punkte. Enge Entscheidungen um Aufstieg und Abstieg sind zu erwarten. Das hat aber nichts mit Klasse zu tun. Im Gegenteil: Die Spannung resultiert vor allem aus dem geringen Gesamtniveau, wie Daten zeigen. Nur ein Beispiel: Mitte Dezember war es tatsächlich möglich, dass gleich acht Mannschaften vor dem 16. Spieltag die Chance besaßen, sich an die Spitze zu setzen.
Es bleibt also zu fragen: Ausgeglichenheit, aber auf welchem Niveau? Denn bislang hat keine Mannschaft irgendeine Art von Dominanz ausgestrahlt. Zwei Siege (oder zwei Niederlagen) können einen Unterschied von sieben, acht Plätzen ausmachen. Es ist eine extrem „verdichtete” Tabelle. Die Spannweite zwischen dem Ersten HSV (34 Punkte) und dem Vorletzten Braunschweig (15) ist gering. Allein sieben Spitzenreiter gab es bisher. „Konstanz?“, fragt „Sport Bild“ und antwortete: „Findet man in der ganzen Liga nicht.“ Die Hamburger führen derzeit das Feld mit einem Schnitt von 1,71 Punkten an. In ganz Europa (!) gibt es nur in der Schweiz mit dem FC Lugano (1,6 Zähler pro Spiel) einen schwächeren Spitzenreiter.
Klar, Spektakel gibt es derzeit im Unterhaus zuhauf. Das soll nicht übersehen werden. In keiner der europäischen Top-Ligen fallen so viele Tore (knapp 3,2 pro Begegnung). Noch nie kamen so viele Fans ins Stadion. Im Schnitt strömten am Wochenende 35.830 Zuschauer in die Arenen – neuer Rekord. Zu verdanken sind diese Zahlen vor allem den vielen Traditionsklubs, die sich derzeit in Liga zwei tummeln. „Sport Bild“ schränkt zu Recht ein: „Große Vereine, kleine Leistungen.“
Die Daten, die das Global Soccer Network (GSN) – eine der führenden Datenscouting-Agenturen Europas – jetzt vorlegte, sprechen mit Blick auf die Qualität des Wettbewerbs eine eindeutige Sprache. Demnach ist es die zweitschwächste Zweitliga-Hinrunde der vergangenen elf Jahre. Die Liga sei „geprägt von schwachen Leistungen in allen Tabellenbereichen. Es fehlte eine dominante Spitze, ein stabiles Mittelfeld und auch die Kellerteams konnten nicht überzeugen.” Sowohl die „Spitzenteams auf den Plätzen 1-3 als auch die Kellerteams (Plätze 16-18) schnitten im Vergleich zu anderen Saisons unterdurchschnittlich ab”, heißt es in der Analyse.
Die 29,33 Punkte, die die ersten drei Teams an den Weihnachtstagen im Schnitt auf den Gabentisch legten, sind in den vergangenen elf Jahren der schlechteste Wert der drei Bestplatzierten. Mit Abstand. Zum Vergleich: In der Saison 2018/2019 kamen die drei Spitzenteams im Schnitt auf fast 35 Punkte. Bedeutet im Umkehrschluss: Kein Team war in der Lage, sich von der Konkurrenz abzusetzen. Das Urteil der GSN-Analyse fällt entsprechend aus: „Die fehlende Dominanz der Spitzengruppe führte dazu, dass der Wettbewerb um die vorderen Plätze offener blieb” in der Hinrunde. „Dies mag kurzfristig spannend wirken, ist jedoch ein Zeichen für die schwache Qualität der Liga.” Das Remis des Vorletzten Braunschweig beim bis dato Zweiten Magdeburg passt dazu wie die Faust aufs Auge.
Nr. 272 vom 29. Januar 2025, Seite 23
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