Uwe Jahn – ein Beispiel für Lebensfreude und Toleranz

Uwe Jahn wandelte in zwei Welten: Ein Lebensmittelpunkt war das bedeutendste Bauwerk Magdeburgs, der Dom, der andere die Welt der Musik. Erst vor einem guten halben Jahr, am 23. Juni 2024, wurde der mit 44 Dienstjahren am längsten tätige Küster im Dom bei einem feierlichen Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet. Nun versammelten sich erneut fast 800 Menschen in der Kathedrale, um Uwe Jahn bei einem Trauergottesdienst die letzte Ehre zu erweisen. Am 17. Januar hörte sein Herz plötzlich auf zu schlagen.
Uwe Jahn war ein Mensch, der in jeder Situation Frohsinn versprühen konnte. Als Neunjähriger kam er an der Seite seines Vaters in den Magdeburger Dom. Das Aufwachsen unter dem Dach der Kirche legte den Grundstein, in die Fußstapfen seines Vaters zu steigen. Und es bleibt: Niemand kannte den Dom und dessen Ecken und verborgenen Winkel besser als er. Uwe Jahn kannte aber ebenso die Geschichte des Bauwerks, die Überlieferungen zu baulichen Ornamenten und er konnte über jede Grabplatte und das Andenken an die damit verbundenen Menschen berichten. All sein Wissen gab er an Besucher des Doms weiter. Wie oft er allein oder als Begleiter von Gästen die 433 Stufen bis zur Aussichtsplattform in 81,5 Meter hinauf- und wieder hinabgestiegen ist, lässt sich nicht beziffern. Auf jeden Fall ist die Kathedrale in ihn hineingewachsen. Sie prägte sein Dasein und war zugleich Bestimmung für seine Wege. Sogar eine Bank im Domgarten – sein Pausen- und Plauderplatz – trägt seinen Namen (Foto). Tausende Gottesdienste hat Uwe Jahn vorbereitet und mit seinen Küsterpflichten begleitet. Die Weihnachtsbäume, die alljährlich zum Advent im Dom standen, hat er besorgt, geschmückt und nach ihrem Abbau zu einem Osterfeuer werden lassen. Und ein besonderes Handwerkerhändchen besaß er für das mechanische Werk der Domuhr. Die Ungenauigkeit der Zeiger richtete Uwe Jahn und viele Reparaturen sowie die Wartung waren ihm eine Passion. Zweimal im Jahr passte er den Gang der Zeiger an die Zeitumstellung an, und das Foto, bei der er aus der Luke der Domuhr herausschaute, schaffte es bis in die Tagesschau.
Aber ebenso leidenschaftlich ging Uwe Jahr in seiner zweiten Welt, die der Musik, auf. Er lernte Bassgitarre zu spielen und prägte mit den tiefen Tönen und am Gesangsmikrofon fast 40 Jahre lang die Magdeburger Band „Charlies Crew“ mit. Bereits in den 1980er Jahren hatte er bereits bei der Orakel-BluesBand und in der Band „Die Brüder“ musiziert. Auch das war ein Platz, bei dem er seinen Frohsinn weitergeben konnte.
Doch Uwe Jahn war viel mehr als der Mensch im Dom oder der auf der Bühne. Er war Vater, Ehemann, Freund, Lebenspartner, einfühlsamer Zuhörer, Ratgeber und stets ein Mensch mit offenem Herzen. Wenn jemand für Toleranz stehen kann, dann ist es ein Uwe Jahn gewesen. Niemals kam ein diffamierendes Wort über seine Lippen, niemals hat er andere für andere Meinungen verurteilt. Er teilte nicht jede Ansicht, aber er respektierte die andere Sicht und heftete Menschen keine Etiketten an. Dafür darf er als ein echtes Vorbild gelten. Gerade in einer Zeit, in der sich Respekt vor abweichenden Meinungen aufzulösen scheint. Seit der Corona-Pandemie mit ihren zahlreichen Einschränkungen lag bei Uwe Jahn unter der Windschutzscheibe seines Autos immer sichtbar das Grundgesetz. Niemals ließ sich Uwe Jahn von irgendeinem Fanatismus anstecken. Infiziert war er einzig von seinem Glauben. Und für ihn waren letztlich alle Gläubige, selbst solche, die sich als Ungläubige bezeichnen würden. Schließlich ist dies auch nur eine Art Glaubensbekenntnis.
Uwe Jahn – das war eine Persönlichkeit der Zeit und eine für manche Zeitzeugenschaft. Die Montagsgebete und Demonstrationen, die zum Untergang der DDR führten, begleitete er. Freundschaften pflegte er zu jedermann. An seiner Seite fühlten sich Künstler, Handwerker, Arbeiter, Akademiker – Menschen egal welcher Bildung oder welchen Standes – wohl. Deshalb nahmen zum Trauergottesdienst im Dom an seinem aufgebarten Sarg so viele Abschied. Die verbliebenen Mitglieder der Band „Charlies Crew“ spielten auf, ebenso die Dombläser. Stephen Gerhard Stehli, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates der evangelischen Domgemeinde (u.v.a.) hielt eine Laudatio für Uwe und stellte fest, dass kaum ein Bischof in der Kathedrale so festlich verabschiedet wurde. Die beiden Domprediger, die Uwe Jahns Leben begleiteten, Giselher Quast sprach die Fürbitte und Jörg Uhle-Wettler die Predigt sowie das Abschiedsgebet.
Uwe Jahn hinterlässt eine große Familie, Kinder, Geschwister, Enkel und seine Ehefrau Walentina. Aber im Herzen von so vielen Menschen aus nah und fern, hinterlässt er eine gewaltige Lücke Menschlichkeit. Die Spende von Freude, die er selbst nach einer Tumordiagnose und mehreren Operationen nie verloren hatte, werden alle, die ihn kannten, vermissen. Der feierliche Abschied im Dom war ein besonders berührendes Ereignis und kann dennoch nicht ersetzen, was durch sein Gehen verloren gegangen ist.
Thomas Wischnewski
Nr. 272 vom 29. Januar 2025, Seite 8
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