Romeo und Julia: Liebe kennt alle Spielarten

Emile Renard (Romeo) und Rosha Fitzhowle (Giulietta) im Vorgespräch. (Foto: Peter Gercke)

Romeo und Julia – das ist der wohl häufigste Stoff über die Dramatik einer Liebe, die für die Bühne inszeniert wurde. Die Sprösslinge zweier verfeindeter Familien in Verona kämpfen um ihre Liebe und scheitern. Der Librettist Felice Romani ließ sich von Shakespeares Tragödie inspirieren und eröffnete eine neue Sichtweise auf den Stoff. So tobt, wenn sich der Vorhang hebt, bereits ein Krieg, dessen Ursprünge längst vergessen sind, wodurch der verzweifelte Konflikt zwischen familiärem Pflichtgefühl und bedingungsloser Liebe umso stärker in den Vordergrund tritt. Vincenzo Bellini komponierte das Stück als Mezzo-Partie.  Die vielfach ausgezeichnete Regisseurin Pinar Karabulut inszenierte das Stück mit Aspekten über Geschlechterrollen und Herrschaftsverhältnisse im Magdeburger Opernhaus (am 25. Januar hatte die Aufführung Premiere).
Zwei britische Darstellerinnen verkörpern die Hauptfiguren. Rosha Fitzhowle verkörpert als Sopran die Julia und Emilie Renard als Mezzosopran die Figur des Romeo. Die beiden Frauen zeigen schon im Vorgespräch vor der Premiere einen emotionalen Magnetismus für ihre Figuren. Als würden sie nicht nur einfach in eine Rolle schlüpfen, sondern die Rolle in sie hineingewachsen sein, geben sie den tiefen Gefühlen der tragischen Liebe zwischen Romeo und Julia jenseits der Bühne eine unheimliche Glaubhaftigkeit.


Und dennoch blitzt dabei stets Professionalität auf. Für Emilie Renard sei es nichts Neues, eine Männerfigur zu verkörpern. Schließlich würde sie bisher zu 70 Prozent Männerrollen gesungen haben. „Mir ist der Perspektivwechsel in meiner Arbeit vertraut“, sagt die gebürtige Schottin. Sie absolviert inzwischen ihre siebte Spielzeit in Magdeburg. Auch Rosha Fitzhowle als Julia sieht keine große Herausforderung darin, das große Herz einer Julia auf der Bühne glänzen zu lassen. Dass die Regisseurin Pinar Karabulut ihre Inszenierung mit zwei Frauen in den Hauptrollen versehen hat, ist für beide Darstellerinnen ein spannender Blick mit Gegenwartsaspekten. Liebe kennt eben alle Spielarten. Erstmals wurde die Karabulut-Inszenierung von Romeo und Julia im Juni 2024 an der „Opéra national de Lorraine“ in Nancy gezeigt. Daraus entstand die Koproduktion mit dem Theater Magdeburg sowie eine mit dem Theater St. Gallen und der Opera Ballet Vlaanderen. Für das Publikum eröffnet die Inszenierung Interpretations- und Empfindungsspielräume.
Die nächsten Aufführungen finden am 1. und 9. Februar statt. Den gesamten Spielplan gibt es unter www.theater-magdeburg.de. (tw)

 

I Capuleti e i Montecchi – Romeo und Julia
Oper in zwei Akten von Vincenzo Bellini
Libretto von Felice Romani nach Matteo Bandello, in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Sebastiano Rolli/Davide Rinaldi; Regie: Pinar Karabulut; Szenische Einstudierung: Clara Freitag; Bühne: Michela Flück; Kostüm: Teresa Vergho; Dramaturgie: Esther Beisecker; Choreinstudierung: Martin Wagner

Nr. 272 vom 29. Januar 2025, Seite 11

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