25 Jahre lang Vollgas
Warum Dominique Schaak, Magdeburgs einziger professioneller Automobil-Rennfahrer, ein wichtiges Datum fast vergessen hätte. | Von Rudi Bartlitz

Es gibt Jubiläen im Sport, da stutzt man zunächst und fragt: Upps, kann das denn stimmen? Und beginnt nachzuzählen. So geschehen dieser Tage beim Kompakt-Gespräch mit Dominique Schaak, Magdeburgs einzigem professionellem Automobil-Rennfahrer. Als nämlich die Rede auf die Vorbereitungen fürs bevorstehende Wettkampfjahr kommt und der 34-Jährige en passant seinen neuen Helm erwähnt, auf dem eine große „25“ aufgedruckt sei. Die Anmerkung, was es denn mit dieser Zahl für eine Bewandtnis habe, kommentiert er so: „Sie soll einfach sagen, dass ich jetzt Vierteljahrhundert im Rennsport dabei bin.“ Er kann sich ein Lächeln nicht verkneifen: „Mir war das Datum selbst gar nicht bewusst, und ich wollte es zunächst nicht so recht glauben.“ Doch Fakten lügen nicht: Mit neun bestritt Klein-Dominique sein erstes Rennen auf einer Kartbahn.
In die Wiege gelegt wurde Schaak die Liebe zum Automobilsport allerdings keineswegs: „In unserer Familie gab es vor mir keinen Motorsportler.“ Es war also reiner Zufall, dass ihn Vater Andreas einmal mit auf eine Kartbahn nahm. Kaum spürte der Junge die Kraft des Motors und die vier Räder unter sich, war er nicht mehr zu halten. Plötzlich fuhr das Bürschlein Rundenrekorde. Dies und sein offensichtliches Talent für den Motorsport blieben dem Kartbahn-Besitzer in Halle-Wettin seinerzeit nicht verborgen und er empfahl Vater Schaak, dies zu fördern. Gesagt, getan. Die ersten Erfolge, eingefahren dann für den MSC Oschersleben, ließen nicht lange auf sich warten.
Fünf Jahre fuhr Schaak im Kart. Es war auch für ihn jene Schule, die fast alle späteren großen Automobil-Rennfahrer durchliefen. Und da Erfolge nicht ausblieben, erhielt er die Chance, 2005 als erst 15-Jähriger in den Formelsport zu wechseln. In die Formel Renault, genauer gesagt. Schaak: „Die Autos dort sind eigentlich wie Formel-1-Wagen konstruiert, nur verfügen sie über weniger Leistung.“
Es war jene Zeit, als er erstmals am eigenen Leib spürte, dass Motorsport kein Zuckerschlecken ist, sah, was sich tatsächlich hinter der bunten Welt des Glitzers und der Show verbirgt. Nämlich, dass hier nach knallharten wirtschaftlichen Regeln gespielt wird. Und die hießen eben: Wenn du in den Formelsport (für Laien: in die richtigen Rennwagen) willst, musst du erst einmal eine Menge Geld mitbringen. „Das sind utopische Summen.“ Entweder von Sponsoren oder von reichen Eltern. Der Junge aus der Börde verfügte weder über das eine noch das andere. „Irgendwie fehlte immer eine Million“, zuckt er lässig nur mit den Schultern. Aber einfach aufhören, alles hinwerfen – das war für den motorsportverrückten Sachsen-Anhalter erst recht keine Perspektive. Also hieß die Alternative: Tourenwagensport. Der war kostengünstiger.
„Ich habe, glaube ich, in meiner Karriere alle Klassen durchlaufen, die möglich waren“, blickt er heute zurück. Die wohl letzte Kategorie, die ihm – von der Formel 1 und ihren Unterklassen einmal abgesehen – noch fehlte, waren die Nascars. Jene legendäre, in den USA beheimatet Rennserie, von der Schaak schon immer geträumt hatte. Seit dem vergangenen Jahr hat er sich nun auch diesen Wunsch erfüllt. Er sitzt in einem dieser überdimensionalen, fast sechs Meter langen Geschosse. Für das Frankfurter Bremotion-Team steuert er seit 2024 einen wuchtigen Chevrolet Camaro.
Ein ehrliches Fazit nach der Premierensaison vorweg. Sie hat, so Bremotion-Geschäftsführer Patrick Brenndörfer, „nicht unseren Erwartungen entsprochen“. Ein wenig ausgenommen von der Kritik des Teamchefs ist Schaak. „Dominique konnte sich kontinuierlich steigern“, erkennt er an, „und zwei Podienplätze feiern“. Und auch der Magdeburger selbst zeigt sich im Kompakt-Gespräch durchaus angetan von seinen Auftritten. Vor allem in der zweiten Saisonhälfte kam er immer besser zurecht. „Ich bin in jedem Rennen schneller geworden“, resümiert er. „Bei den Rundenzeiten konnte ich mit den Top Ten mithalten.“
Und wo konnte er (noch) nicht mithalten? „Das ist eindeutig das Qualifying.“ Ausgerechnet jene „Teildisziplin“, in der die Weichen für die wichtige Startaufstellung in Rennen gestellt werden. Wer da zuweilen zwei Dutzend Wagen vor sich hat, der hat es am Ende eben schwer, in eine der ersten Startreihen zu gelangen. Deshalb hat sich Schaak im Winter viele Gedanken macht, woran seine Quali-Schwäche liegt: „Es ist eindeutig eine Kopfsache“, glaubt er erkannt zu haben: „Du musst, um eine sehr gute Zeit zu erreichen, genau das Fenster treffen, in dem die Reifen optimal funktionieren. Und das ist in kaum mehr als zwei Runden der Fall.“
Trotzdem sagt er: „Am Ende wurde es in der Gesamtwertung Platz 17 von 34 Startern. Darauf kann man aufbauen.“ Aufbauen heißt: Auch 2025 wird der 34-Jährige sich wieder in seinen „Chevy“ mit der Startnummer 99 schwingen. Eine Zahl übrigens, an der er gern festhalten wolle. „Sie gefällt mir einfach, könnte so etwas wie meine Glückszahl werden.“
Doch auf Glück allein zu setzen, das weiß Schaak aus nun 25-jähriger Rennerfahrung, das reicht kaum, um in seinem oft rabiaten Sport erfolgreich mitzuhalten. Also absolviert er in der wettkampffreien Zeit zwischen Oktober und März ein durchaus anspruchsvolles Trainingsprogramm. Dazu gehören regelmäßige Besuche im Fitness-Studie („die schweren Nascar-Autos beanspruchen vor allem die Nackenmuskulatur“), Training mit einem Privat-Coach und viel Jogging.
Nur sonntags gönnt sich der zweifache Familienvater (Tochter Mia: zwei Jahre, Sohn Mika: vier Monate) einen freien Tag. Zudem hat er seine Ernährung weiter umgestellt („Wasser statt Cola“, „kaum noch Naschereien“). Der neu eingeführte rigorose tägliche Speiseplan sieht nur noch zwei Mahlzeiten vor – „die letzte spätestens 18 Uhr.“ Mag auf der Piste zuweilen einiges vom Faktor Glück abhängen, was die körperliche Fitness betrifft, überlässt Schaak da möglichst wenig dem freien Spiel der Kräfte. Beim Saisonauftakt Anfang April im spanischen Valencia will sich der 1,74 Meter große Magdeburger dann in Top-Form präsentieren – mit dem Idealgewicht von 70 Kilo.
Nr. 273 vom 12. Februar 2025, Seite 21
Veranstaltungen im mach|werk
Quotime
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Wie gestaltet sich die Zukunft der Magdeburger Innenstadt?
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
What a Wonderful World – Als Louis Armstrong durch den Osten tourte
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Rotpeter: Ein Affe im Gespräch mit Axel Römer
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Susanna Reed – Country und Western LIVE
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
be-swingt trifft auf Market Place
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Kaffeekränzchen mit Helga Hahnemann Show
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Kopf & Kragen mit Silke Schröder
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Kompakt Salon
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Cosplay Contest Magdeburg
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Hayek Club | Prof. Homburg
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Stephan Michme Nackt!
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg