Die Macht des Geldes

Wie die beiden Magdeburger Vorzeigeklubs FCM und SCM die Kassen in Stadt und Region füllen helfen. Über 100 Millionen Euro kommen da jährlich zusammen. | Von Rudi Bartlitz

 

Sport kostet doch eh nur Geld und bringt am Ende herzlich wenig. Ein Ausspruch, der gerade in diesen Zeiten äußerst knapper Kassen gar nicht  so selten zu hören ist. Natürlich wäre er mit Pro-Sport-Argumenten wie Gesundheit und Fitness, Wertevermittlung (Stichworte: Teamgeist, Toleranz), Vereinsleben, Schaffung sozialer Kontakte (und so weiter) ziemlich leicht zu entkräften.

 

Doch bei diesen – zugleich schwer messbaren – sogenannten „soft skills“ (weichen Faktoren), wie es in der Wissenschaft heißt, wollen es die führenden Klubs der Landeshauptstadt, 1. FC Magdeburg und SC Magdeburg, nicht mehr bewenden lassen. Es soll  nicht nur aus reinem Bauchgefühl heraus geurteilt werden. Beide wollen zeigen (und  mit überprüfbaren Zahlen belegen), welch bedeutender Wirtschaftsfaktor die Traditionsvereine für Stadt und Region bereits heute  sind.

 

Also beauftragten sie das renommierte Nürnberger Beratungsunternehmen SLC damit, die ökonomische Bedeutung von FCM und SCM einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Und siehe da, das Ergebnis überraschte nicht nur Experten, sondern die Betroffenen selbst ein wenig. Mehr als 104 Millionen Euro generieren beide Klubs pro Jahr für Stadt und Region. Über eine solche (durchaus schlagkräftige) Zahl verfügte bis dato niemand. Und sie war in dieser Höhe auch so kaum zu erwarten gewesen. 82,2 Millionen Euro entfallen dabei auf die Fußballer, 22 Millionen auf die Handballer. Beim SCM dürfte die Summe, vor allem auf Grund nicht quantifizierbarer Effekte aus dem internationalen Auftreten, noch um „mehrere Millionen“ (SLC) höher ausfallen.

 

All diese Fakten nannte SLC-Direktor Jens Jaschinski („die Zahlen sind safe“), als er die Studie „Regionalökonomische Effekte“ jetzt in Magdeburg vorstellte. Dazu gehören unter anderem Effekte aus Gastronomie, Hotels, Steuern, Image und Beschäftigten. Herangezogen wurden zur Analyse nicht nur Markt- und Meinungsforschungsdaten, sondern ebenso mehrere repräsentative SLC-Umfragen unter Fans und Gästen.

 

Schaut man sich die Aussagen der Studie (Kosten dafür im mittleren fünfstelligen Euro-Bereich) einmal etwas näher an, steht bei beiden Vereinen der Bekanntheits- und Imageeffekt jeweils an erster Stelle. Er beziffert jenen Wert, den die Stadt bei gleichwertigen Werbemaßnahmen bezahlen müsste. Er beläuft sich beim FCM auf 32,8 Millionen Euro, beim SCM auf 7,9 Millionen Euro. Allen  Beteiligten ist dabei natürlich klar, dass sich die Kommune derartige Summen gar nicht leisten könnte. In einer deutschlandweiten Untersuchung wurde ferner unter anderem abgefragt, was die Menschen mit der Stadt verbindet. Und da kamen ebenso interessante wie erstaunliche Resultate zustande. Einsam an der Spitze der Top-Nennungen steht der 1. FC Magdeburg. Ihn assoziieren 64,1 Prozent der Befragten zuallererst mit der Elbestadt. Der SC Magdeburg folgt auf Rang vier (21.9 Prozent). Dazwischen liegen „Hauptstadt von Sachsen-Anhalt“ (28,3 Prozent) und „Magdeburger Dom“ (24.8 Prozent). Nur am Rande: Ex-SCM-Star Stefan Kretzschmar landete mit 20,4 Prozent auf Rang fünf.

 

„Durch die Berichterstattung über den 1. FC Magdeburg als Fußball-Zweitligist erfährt die Stadt durch die Namensgebung und die geografische Lage eine immense öffentliche Reichweite“, heißt es in der Studie. „Der Verein fungiert somit als kulturelles Aushängeschild und Markenbotschafter für Magdeburg.“ Zum SCM wird angemerkt, durch dessen Teilnahme an nationalen und internationalen Wettbewerben erfahre die Stadt eine immense Reichweite über die Landesgrenzen hinaus. Der Club fungiere als „Leuchtturm für die Region“,

 

Dass die Studien-Ergebnisse direkten Einfluss auf seine Mannschaft (etwa Stärkung des Selbstwertgefühls) haben könnte, daran glaubt FCM-Trainer Christian Titz zwar nicht, er sieht jedoch etwas anderes Positives: „Ich finde es gut, dass auch einmal die positiven Argumente für die Stadt zum Ausdruck kommen“, sagte er KOMPAKT.  Dass man einmal sehe, „wie eine Wirtschaftskette“ aus Verein, Stadt und Unternehmen aussehe.

 

Ein Teil der Analyse war auch die Untersuchung des Beschäftigungseffekts. Laut Jaschinski sind in beiden Klubs zusammen rund 1.300 Menschen direkt oder indirekt beschäftigt – beim FCM etwa 1.000 (davon 289 direkt angestellt), beim SCM etwa 300 (davon 47 direkt). Bei den Blau-Weißen beläuft sich der Beschäftigungseffekt auf 13,5 Millionen Euro pro Jahr, bei den Grün-Roten auf 3,9 Millionen Euro.

 

Beide Vereine, so unterstrichen deren Geschäftsführer Martin Geisthardt und Marc Schmedt bei der Präsentation, wollen die Studie vor allem nutzen, um ihre Strahlkraft in Zukunft noch weiter auszubauen und sie gezielt bei der Gewinnung neuer Sponsoren und Förderer einzusetzen. Etwa nach dem Geisthardt-Motto: „Ein Engagement beim FCM lohnt sich.“ Schmedt: „Die Region gibt noch viel mehr her.“ Geisthardt verwies zugleich darauf, sein Verein werde sich künftig bei der Suche nach Sponsoren „auch außerhalb Sachsen-Anhalts umschauen“.

 

„Wir sind schon eine Sportstadt, die in meinen Augen einmalig ist in Deutschland“, betont FCM-Präsident Jörg Biastoch, der mit seinem Unternehmen Humanas beide Klubs sponsert. Zur Sportstadt zählten neben Fuß- und Handballer auch andere SCM-Abteilungen wie die Schwimmer, die SES-Boxer oder die Bobfahrer des MSC. Es gehe jetzt darum, den Standort nachhaltig zu stärken. Dazu zählten unter anderem Investitionen in Stadion, Trainingsplätze und VIP-Bereiche.

 

Und noch etwas fiel an diesem Tag auf: Wenn die Erinnerungen aus der jüngeren Geschichte nicht ganz trügen, fanden beide Vorzeigevereine der Stadt erstmals gemeinsam zu einer Pressekonferenz zusammen. Ob`s nur am Thema Geld lag?

Nr. 274 vom 26. Februar 2025, Seite 26

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