Von Magdeburg nahm das Frühlicht seinen Lauf

Vor mehr als 100 Jahren breitete sich wie ein Initialfunke ein neues Denken für Design und Moderne aus dem Bauhaus aus und schaffte eine Formsprache, die sich seit dieser Zeit wie ein roter Faden durch unsere Welt zieht. Die Welt neu denken – das Bauhaus gehört heute der ganzen Welt, aber es kommt aus Deutschland und ist der wohl erfolgreichste kulturelle Exportartikel Deutschlands im 20. Jahrhundert. In nur 14 Jahren schuf das Bauhaus wirkmächtige Ideen in den Bereichen Kunst, Design und Architektur. Besonders in der Architektur zählt die Elbestadt zu den erfolgreichen Wirkungskreisen des Bauhauses. Von Magdeburg nahm ein Frühlicht seinen Lauf: Bruno Taut, Carl Krayl, Maximilian Worm, Fritz Maenicke, Johannes Göderitz – sie haben in der Stadt ihre Spuren hinterlassen. Zu finden sind sie in der ersten großen Siedlung des „Neuen Bauens” an der Großen Diesdorfer Straße, der Beimssiedlung, die von 1925 bis 1929 erbaut wurde.
Als am 1. April 1912 mit Aufhebung der Festungskommandantur das von vielen Magdeburgern ersehnte Ende der Festungszeit kam, erfasste sofort eine allgemeine Aufbruchstimmung die Elbestädter: Magdeburg wollte sein Image als graue Industriestadt und martialische Festung abschütteln. Doch die wirtschaftliche Situation nach dem Ersten Weltkrieg beschränkte die Bautätigkeit trotz aller Bedürftigkeit vorerst. So entstanden in erster Linie Notbehausungen. Auch versuchte man durch Umnutzung von Gebäuden Wohnraum zu schaffen. Das soziale Elend durch Massenarbeitslosigkeit und Inflation ließ sich dadurch nicht beseitigen: Wilde Wohnlaubengebiete und Wohnwagenlager entstanden.
Dass der „Neue Bauwille” in Magdeburg seine bis heute sichtbare Gestalt annehmen konnte, hatte somit seinen Grund in der Wohnungsnot. Zwar hatte die Stadterweiterung bereits ab 1870 nach und nach das Bild im Süden und an der Nordfront verändert. Für einen Großteil der Bevölkerung herrschten jedoch immer noch baulich wie hygienisch unzumutbare Wohnbedingungen. Die Anzahl der Einwohner hatte sich von 151.000 im Jahr 1886 auf 290.000 im Jahr 1925 fast verdoppelt. Die wirtschaftliche Situation nach dem Ersten Weltkrieg beschränkte die Bautätigkeit jedoch trotz aller Bedürftigkeit vorerst. In erster Linie entstanden Notunterkünfte. Außerdem versuchte die Stadt, durch Umnutzung von Gebäuden Wohnraum zu schaffen.
Eben noch durch den Festungsgürtel in eine unbewegliche Position gezwängt, sollte sich Magdeburg bald als „Stadt des Neuen Bauwillens” präsentieren. Im neuen Stil entstanden gleichermaßen Wohnhäuser wie Kulturbauten, Verwaltungs- und Gewerbegebäude. Der damalige Oberbürgermeister und Sozialdemokrat Hermann Beims kümmerte sich ab seiner Wahl 1919 um das, was am dringendsten gebraucht wurde: Wohnraum für alle. Aber nicht um irgendwelchen, sondern mit einem gewissen Anspruch „auf Gesundheit, auf Wohlbefinden, auf Sonne, auf gute Luft, auf gute Kinderspielplätze und Grünanlagen…“.
Zunächst offiziell als „Siedlung an der Großen Diesdorfer Straße“ bezeichnet, gilt die 1931 nach dem Oberbürgermeister Hermann Beims benannte Siedlung als größte und bekannteste Siedlung im Bereich des sozialen Wohnungsbaus der 1920er Jahre. Der Großteil der circa 2.000 Wohnungen wurde zwischen 1925 und 1929 errichtet. Grundlage dafür war der damals als Neuheit in ganz Deutschland geltende, von Bruno Taut erarbeitete Generalsiedlungsplan. Die Planung hatte das von Johannes Göderitz geleitete Stadterweiterungsamt übernommen. Auftraggeber waren hauptsächlich der Verein für Kleinwohnungswesen und die Magdeburger Gemeinnützigen Heimstätten A.G.
Die Beimssiedlung leistete in den 1920er Jahren einen großen Beitrag zur Beseitigung der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg in Magdeburg. Ziel war es, einem größeren Teil der Bevölkerung gesunde Wohnungsverhältnisse zu günstigen Preisen zur Verfügung zu stellen. Dazu zählte das Novum, dass die größeren Wohnungen mit Bad und Toilette ausgestattet waren. In der Siedlung wurden dreigeschossige mit Flachdächern bedeckte Häuser errichtet, die beinahe ausschließlich parallel zueinander in nordsüdlicher Richtung angeordnet wurden. Dadurch war es möglich, die Wohnungen mit Fenstern in östlicher und westlicher Richtung zu versehen. Die hellen Räume, die sich somit auch gut belüften ließen, waren in der damaligen Zeit ebenfalls eine Neuheit. Und auch die großen begrünten Innenhöfe sowie der in Ost-West-Ausrichtung angelegte Grünzug mit seinen Pappelalleen waren damals keine Selbstverständlichkeit.
Seit Gründung der WOBAU im Jahr 1992 befindet sich die Beimssiedlung, die im Zweiten Weltkrieg größtenteils von der Zerstörung verschont blieb, im Eigentum der städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Bereits zuvor wurde die Siedlung im Jahr 1980 als Denkmal des Städtebaus unter Schutz gestellt. Aufgrund des fortschreitenden Alters der Bausubstanz waren komplexe Sanierungsmaßnahmen nötig, die nach und nach entsprechend der heutigen Wohnraumbedürfnisse umgesetzt werden. Die Grundrisse werden verändert, Fassaden saniert und Balkone angebaut. Die Beimssiedlung mit ihren historischen Fassaden aber modernem Inneren zählt zu den beliebtesten Wohnlagen Magdeburgs. Wer sich für das Aussehen eines Domizils in den 1920er Jahren interessiert, kann sich die Museumswohnung im Haus der Beimsstraße 5 anschauen. Die WOBAU hat dort eine Drei-Zimmer-Wohnung im Stil des Neuen Bauens so eingerichtet, wie sie den Erstmietern damals übergeben wurde. Das Hundertjährige Jubiläum der Beimssiedlung soll in diesem Jahr von der WOBAU noch würdig gefeiert werden. Geplant sind zahlreiche Aktionen und Feste, die ab Mai 2025 ihren Fokus in der Siedlung haben.
R. Floum
Nr. 274 vom 26. Februar 2025, Seite 9
Veranstaltungen im mach|werk
KOMPAKT Salon: „25 Jahre SES – Die Fäuste aus dem Osten“
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Stephan Michme Nackt!
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Stephan Michme Nackt!
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
be-swingt trifft auf Thomas Hopf
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Unbeschwert feat. Uli Haase
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Kaffeekränzchen zum Muttertag
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Kopf & Kragen mit Vince Ebert
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Mazze Wiesner auf „Nackte Saiten Tour“
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Virtueller Spaziergang durch den Klosterbergegarten
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Mr. Police
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Kellergeister
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg
Amy Belle
mach|werk - KOMPAKT Medienzentrum
Breiter Weg 114a, 39104 Magdeburg