Kaffeeklatsch: Kaffeeduft macht gelassen

Geht Ihnen das auch so? Wohin man hört, erregen sich Menschen über alles, was auf der Welt geschieht. Kriegsangst, Schuldenfalle, Extremismus – die Welt ertrinkt im Debattenschaum. Gut, dass es bei uns im Café nur Milchschaum gibt. Darin kann man nicht ertrinken, und so oben auf der heißen Bohnenbrühe schwimmend, schmeckt er noch lecker dazu.
Manches Mal habe ich Bedenken, dass Debattenschwaden über die Unfassbarkeit im Weltgeschehen und der Kauderwelsche politischer Phrasendrescherei den Kaffeeduft aus dem Café verdrängt. Doch dann merke ich, dass die aufsteigenden Aromen aus den Tassen den Dunst der Gespräche einfach wegduften. Und ich sage Ihnen, nach dem ersten Bissen am selbstgemachten Kuchen ist der letzte Angstschrecken über die Welt am Geschmack erstickt. Mal die Hand aufs Herz, da sitzt man im gemütlichsten Kaffeehaus der Grünen Zitadelle und regt sich über Sachen auf, die aus elektronischer Nachrichtenübertragung kommen. Das ist wie im Sommer am Ostseestrand zu liegen und über harte sibirische Winter nachzudenken. Wir Menschen sind schon komische Kreaturen. Gelassenheit steht zwar nicht auf unserer Speisekarte – muss auch nicht, denn die gibt es hier gratis dazu bzw. sie erzeugt sich beim genüsslichen Schluck aus dem Porzellan und dem Gebäckstückchen auf der Gabel.
Wer dann immer noch nicht zur Ruhe kommt, sollte mal eins auf die Flunder bekommen. Das ist natürlich im übertragenen Sinne gemeint. Flunder ist ja ein stadtbekannter Gitarrenbarde, der am 29. März, um 20 Uhr zum 17. Weinstudio Grün-Rot aufspielt. Wem der Kaffee das Herz nicht erwärmt, der erlebt es eben bei einem guten Glas Wein und schönen Saitentönen.
Falls Sie jemanden kennen, dessen Blutdruck vor dem TV-Bildschirm Herzrasen und Gedankenstürme produziert, dem sollten Sie mal einen Gang ins Café Alt Magdeburg empfehlen. Und glauben Sie mir, wenn ich die Bestellung aufnehme, verfliegen die trüben Gedanken ins Nirwana. Wenn’s in der Welt ungemütlich zu werden scheint, braucht es ein Kaffeehaus, in dem man den Gedanken freien Lauf und dem Gaumen ein paar Freuden schenken kann. Gönnen Sie sich den Genuss der Gelassenheit. Wie gesagt, den gibt’s gratis.
Bis bald bei einem netten Plausch in der Gemäldestube oder im Café Alt Magdeburg, Ihre Manuela Bensch
Nr. 276 vom 26. März 2025, Seite 25
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